350 Millionen Euro: Bundesliga-Trainer ist schockiert von Klub-Verkauf - und erhebt schweren Vorwurf
Christian Streich ist fassungslos. Der Trainer des SC Freiburg stellt eine klare Forderung an die Bundesliga, nachdem der englische Traditionsklub Newcastle United verkauft wurde.
München/Freiburg - Es ist vielleicht DAS polarisierende Thema im internationalen Fußball aktuell: Die englische Premier League hat den Verkauf des Traditionsklubs Newcastle United an ein Konsortium genehmigt. 80 Prozent der Klubanteile gehen demnach an einen Staatsfond Saudi-Arabiens, den Public Investment Fund (PIF). Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf die Firmen PCP Capital Partners und RB Sports & Media.
Angeblicher Verkaufspreis für den nordenglischen Fußball-Klub: kolportiert 350 Millionen Euro. Markant: Zahlreiche Fans von Newcastle feierten die saudi-arabische Übernahme überschwänglich vor dem Stadion, dem St. James‘ Park. Videos, die im Internet kursieren, zeigen die Feierei.
Newcastle United an Staatsfond Saudi-Arabiens verkauft - Premier-League-Klub macht Schlagzeilen
Die Anhänger hoffen offenbar auf millionenschwere Investitionen, um den seit Jahren taumelnden Klub sportlich wieder zu festigen. Aktuell spielt Newcastle nach keinem einzigen Sieg an den ersten sieben Spieltagen in der Premier League gegen den Abstieg. Auch die Klub-Legenden Alan Shearer („wir können wieder hoffen“) und Michael Owen („game changer for the club“) zeigten sich bei Social Media begeistert.
Doch: Der Verkauf sorgte international auch für reichlich Kritik - vor allem durch Menschenrechtsorganisationen. Amnesty International vermutet zum Beispiel den „Versuch der saudischen Behörden, ihre katastrophale Menschenrechtsbilanz mit Hilfe des Glanzes der Premier League zu verschleiern“. Regelrecht schockiert reagierte nun ein Bundesliga-Trainer, namentlich Christian Streich vom SC Freiburg. Der Südbadener hielt auf einer Pressekonferenz des Klubs eine regelrechte Brandrede.
Newcastle United: Bundesliga-Trainer Christian Streich vom SC Freiburg ist fassungslos
„Ich glaube, es gibt nicht wenige Leute, die in der Zwischenzeit mit solchen Machenschaften, wie jetzt zum Beispiel in Newcastle, gewisse Probleme haben. Ich glaube, wenn Leute das lesen, was da gerade passiert, und das von der offiziellen Seite durch den englischen Fußball-Verband oder von der Premier League noch legitimiert wird ... da muss ich sagen, dass, wenn die Leute damit ein Problem haben, ich mich zu diesen Leuten dazuzählen kann“, sagte Streich sichtlich emotionalisiert auf der PK.
Christian Streich meinte weiter: „Da passieren Dinge, immer wieder Dinge im Fußball, die jegliches Maß überschritten haben. Jetzt in diesem Fall - das ist ja unfassbar. Wer da mit dabei ist, in diesem Konsortium. Und da über das Geld Macht ausübt, zu dem Newcastle kommt. Und du weißt, dass da Leute mit dabei sind, die in schwere Menschenrechtsverletzungen verstrickt sind. Da habe auch ich ein Problem mit.“ Damit nicht genug.
Christian Streich: Freiburg-Trainer stellt wegen Newcastle United Forderung an Bundesliga
Der 56-Jährige richtete einen regelrechten Appell an die Bundesliga-Konkurrenz rund um den FC Bayern München und Borussia Dortmund. „Ich glaube, dass die Bundesliga weiter attraktiv ist und wir nicht alles mitgehen dürfen, was in anderen Ligen gemacht wird. Zum Beispiel in England“, erklärte Streich in seinem authentischen Dialekt: „Diese Form, wie es in England passiert, muss ich sagen, finde ich nicht mehr in Ordnung.“
Wir als Bundesliga dürfen nicht alles mitgehen.
Er habe nichts gegen Investoren, „wenn es sauber läuft“, meinte Streich weiter. Doch er forderte gleichzeitig dazu auf, „ohne große Investoren in der Bundesliga zu spielen und sich das zu erarbeiten. Und wer nicht so gut arbeitet, egal, welche Tradition er hat - dann spielt er nicht mehr in der Bundesliga. Und das ist für mich ein Wettbewerb. Etwas anderes sehe ich nicht als Wettbewerb an“.
Zur Einordnung: In Deutschland gilt die sogenannte 50+1-Regel von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutscher Fußball-Bund (DFB), wonach nicht mehr als 49 Prozent der Klubanteile an Investoren verkauft werden dürfen. Der SC Freiburg hatte erst jüngst sein neues Europa-Park Stadion (34.700 Plätze) eingeweiht, das der Klub teils eigenfinanziert, teils durch Subventionen der Stadt und des Landes Baden-Württemberg sowie lokaler Sponsoren gebaut hatte.
Derweil gerät auch Manchester United in die Kritik: Vor dem Spiel bei Leicester machen die Fußballstars mit einer Umweltsünde auf sich aufmerksam. (pm)