Kommentar zum WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft: Ein Glück!
Deutschland ist zum zweiten Mal in Folge in der Vorrunde einer Fußball-WM ausgeschieden. Das war so bitter wie absehbar – und ist vielleicht gar nicht so verkehrt.
München – Deutschland muss zum zweiten Mal in Folge nach der Vorrunde einer Fußball-WM die Segel streichen. Bei der WM 2022 in Katar ist genauso nach der Gruppenphase Schluss wie 2018 in Russland. Das ist desaströs. Das ist bitter. Das ist enttäuschend. Aber vielleicht auch das Beste, was dem deutschen Fußball passieren konnte.
Die talentierte und in der Offensive herausragend besetzte DFB-Elf vergeigte die Wüsten-WM nicht im letzten Gruppenspiel und auch nicht mit dem Remis gegen Spanien. Die 20 Minuten gegen Japan waren entscheidend, weil dort die eklatanten Schwächen der deutschen Fußballer offen gelegt wurden.
Deutschland scheidet beim WM 2022: Es fehlt an Resilienz – und Qualität
Bei aller technischen Finesse, bei aller taktischen Ausbildung – der deutschen Mannschaft mangelt es nicht nur bei diesem Turnier vor allem an Resilienz. Kurze Definition von Wikipedia: Re·si·li·enz Substantiv, feminin [die] – psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Gegen Japan kam es zum Bruch, als Manuel Neuer in der 74. Minute gegen Takuma Asano retten musste. Von diesem Moment an war sich die DFB-Elf seiner Verwundbarkeit bewusst. Auch gegen Costa Rica war dies der Fall, als wieder Captain Neuer retten musste, dieses Mal gegen Keysher Fuller in der 43. Minute.
Selbst Oliver Bierhoff ist diese Entwicklung aufgefallen. Auch Bastian Schweinsteiger sprach es zwar nicht aus, doch der Weltmeister von 2014 deutete nach dem bitteren WM-Aus das Fehlen eines „Leaders“ an. Generell fehlt es im Sturmzentrum und in der Abwehr an internationaler Qualität.
DFB-Team scheidet bei WM 2022 aus: Fehlt dem deutschen Fußball ein Leader?
Diese „Alpha-Mann-Debatte“ passt zwar so gar nicht in unsere Zeit und wurde zwar auch schon zu Schweinsteigers aktiver Karriere geführt (Stichwort: „Chefchen“) und vielleicht benötigt die Generation um Joshua Kimmich und Leon Goretzka tatsächlich noch etwas mehr Zeit. Doch Fakt ist: Bei aller Qualität reicht es für die DFB-Elf nicht für die eigenen Ansprüche.

„Es zieht sich durch die letzten zwei, drei Jahre, dass wir häufig Spiele haben, die wir eigentlich im Griff haben und dann wieder hergeben“, sagte ein enttäuschter Bierhoff bei der ARD nach dem Spiel: „Am Ende muss man klar feststellen, dass es zu wenig ist.“
Und genau das ist der Punkt! Schweinsteiger sprach der deutschen Mannschaft den Nimbus der Turniermannschaft völlig zurecht ab. Bei den vergangenen drei Turnieren enttäuschte die DFB-Elf auf fast allen Ebenen.
Hansi Flick vor Rücktritt? Bundestrainer sollte weitermachen
Natürlich werden jetzt wieder viel Fans den Rücktritt von Hansi Flick fordern. Aber sind wir ehrlich. Schlechter kann es für den deutschen Fußball doch gar nicht mehr laufen. Die WM 2018 in den Sand gesetzt und historisch in der Gruppenphase gescheitert. Die EM 2021 war auch mehr ein Gemurkse, denn ein sportliches Streben nach Erfolg.
Die WM 2022 stand, wie das Russland-Turnier vor vier Jahren (Grüße an Herrn Erdogan), auch aus politischen Gründen von Beginn an unter keinem guten Stern und ist nun ebenfalls vorzeitig beendet. Vielleicht würde ein neuer Bundestrainer erstmal frischen Wind bringen, aber vielleicht benötigt das offensichtlich so instabile Team einfach Kontinuität – und sei es auch nur auf der Trainerposition. Daher wäre ein Rauswurf von Flick ein großer Scham.
WM 2022 war Mist! Aber viel schlimmer kann es bei der EM 2024 nicht kommen
Die WM 2022 in Katar ist für das deutsche Team vorbei. Vielleicht kann man auch fast froh sein, mit all dem politischen und menschenunwürdigen Chaos, das bei diesem Turnier mitschwang. Für die Kicker ist dies natürlich nur ein schwacher Trost, weil der sportliche Erfolg über allem steht.
Wenn man es aber nicht schafft, eine WM-Vorrundengruppe mit Schweden, Südkorea, Mexiko oder Japan, Costa Rica und Spanien zu überstehen, dann hat man im Konzert der Großen auch einfach nichts mehr verloren.
In zwei Jahren steht die Heim-EM an. Wie gesagt, schlimmer kann‘s halt nicht mehr kommen... (smk) Das WM-Aus der DFB-Elf rief auch viel Schadenfreude hervor, die besten Tweets zum Ausscheiden sammelte Buzzfeed.