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„Eine Frage von Wertschätzung“ – Kuntz enttäuscht über ausgebliebenes Jobangebot vom DFB

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Wenn die DFB-Elf auf die Türkei trifft, wird Stefan Kuntz auf keiner der beiden Bänke sitzen. Schon für die Löw-Nachfolge blieb er beim DFB einst unberücksichtigt.

Berlin – Es hätte ein Wiedersehen der besonderen Art werden können. 2021 verließ Stefan Kuntz den DFB als Erfolgstrainer der U21 in Richtung Türkei, mit großen Plänen. Wenn die türkische Auswahl morgen in Berlin aufläuft, wird Kuntz jedoch nicht mehr auf der Trainerbank sitzen. Auch darüber, dass ihm die Chance verwahrt blieb, die deutsche Mannschaft zu trainieren, äußerte der 61-Jährige jetzt seinen Unmut.

Stefan Kuntz
Geboren:30. Oktober 1962 (Alter 61 Jahre), Neunkirchen
Stationen als Trainer:Borussia Neunkirchen, Karlsruher SC, SV Waldhof Mannheim, Deutschland U21, Türkei
A-Länderspiele als Spieler:25 Einsätze für Deutschland

Stefan Kuntz beim türkischen Verband – große Ambitionen, jähes Ende

Da ist zunächst das Ende der rückblickend unglücklichen Episode Türkei. Neben der Qualifikation für die WM 2022, die in den Playoffs verpasst wurde, sollte Kuntz Werte und Tugenden vermitteln. Disziplin, Organisation und Mentalität sollten bei der türkischen Elf Einzug halten. Anschließend war es Kuntz selbsternanntes Ziel, als Trainer des Verbands 2024 bei der EM in seinem Heimatland an der Seitenlinie zu stehen. Das Spiel in Berlin hätte ihm jetzt bereits einen Vorgeschmack geboten.

Zur EM-Endrunde wird die türkische Auswahl sicher anreisen. Das ist auch das Verdienst von Kuntz, der während seiner Amtszeit in der Türkei den zweitbesten Punkteschnitt der Verbandsgeschichte generierte. Querelen innerhalb jenes Verbands und die Arbeitsatmosphäre unter Präsident Mehmet Büyükekşi sollen jedoch immer bedrückender geworden sein. Nach einer Niederlage gegen Japan im September dieses Jahres kam es zur Trennung. Trotz der EM-Qualifikation in greifbarer Nähe.

Stefan Kuntz soll als Nationaltrainer der Türkei entlassen worden sein. Der türkische Verband dementiert das.
Aktuell kein Verbandscoach: Stefan Kuntz © IMAGO/SeskimPhoto

Stefan Kuntz über Flick-Nachfolge beim DFB: „Keinerlei Hoffnungen gemacht“

Nur wenige Tage vor seinem Ende am Bosporus ging parallel in Deutschland eine Ära zu Ende. Am 10. September wurde auch für Hansi Flick die japanische Elf zur schicksalhaften Hürde. Der Weg für eine Rückkehr zum DFB wäre für Kuntz somit theoretisch geebnet gewesen, diesmal in höherer Funktion als zuvor bei der U21.

Passend zum kommenden Duell der beiden Auswahlen befragte die Süddeutsche Zeitung Kuntz jüngst zu dieser Thematik. Auf eine Nachfolge von Flick habe er sich jedoch keinerlei Hoffnungen oder Vorstellungen gemacht. Schließlich übernahm Julian Nagelsmann. Dass er in dieser Frage so unaufgeregt ist, begründet der gebürtige Saarländer mit einer Erfahrung aus dem Jahr 2021.

Stefan Kuntz beim DFB – bei der Löw-Nachfolge nicht berücksichtigt

Damals war Kuntz auf dem Höhepunkt seines Schaffens im Nachwuchsbereich. Dreimal führte er die U21 in Finalspiele, wurde mit ihr 2017 in Polen und 2021 in der Slowakei und Ungarn Europameister. Eine enorme Ausbildungsleistung für den DFB und eine aussagekräftige Bewerbung für höhere Aufgaben? Wie der Fußballlehrer im SZ-Interview weiter ausführt, habe er „natürlich erwartet“, dass man mit ihm rede. Mit dem damaligen Sportdirektor Bierhoff verband Kuntz zudem eine bewegte, gemeinsame Vergangenheit.

„Dass da gar nichts kam, war schon eine Enttäuschung. Es ist ja auch eine Frage von Wertschätzung für Mitarbeiter, ob man jemanden bei der Stange halten will oder nicht“, resümiert er weiter. Von Unmut gegenüber den aktuellen Cheftrainer kann jedoch keine Rede sein. Die Wahl auf Nagelsmann sei „absolut nachvollziehbar“, da dieser viel zu bieten hätte. Wie viel davon im Spiel gegen die Türkei zu sehen sein wird, dürfte Kuntz durch seine Verbindung zu beiden Verbänden genau beobachten. Jedoch nur als Zuschauer. (nki)

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