Erste Frau pfeift DFB-Team: Schiedsrichterin feiert historisches Debüt - Flick freut‘s

Premiere nach 113 Jahren: Mit Ivana Martincic leitet erstmals eine Schiedsrichterin ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Hansi Flick ist angetan.
Wolfsburg - Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Donnerstag (11. November) in der WM-Qualifikation auf Liechtenstein. Vermutlich wird sich dann der ein oder andere Spieler und Fan in der Wolfsburger Arena verwundert die Augen reiben. Denn es kommt zu einem Novum: Erstmals in der deutschen Länderspielgeschichte wird eine Frau den Rasen betreten.
Die Schiedsrichterin Ivana Martincic übernimmt die Spielleitung. „Das ist eine große Ehre für mich, ich freue mich sehr auf das Spiel“, schwärmte die Kroatin. Auch Bundestrainer Hansi Flick ist begeistert.
DFB: Schiedsrichterin Martincic pfeift als erste Frau - Bundestrainer Flick freut‘s
„Es ist an der Zeit“, sagte Flick. Der DFB sei mit Bibiana Steinhaus-Webb einst „Vorreiter“ gewesen, „wir haben Bibi schätzen gelernt, sie hat immer toll performt“. Daher freue er sich auf Martincic. In der Bundesliga ist Steinhaus-Webb die bislang einzige Frau, die Männer-Spiele pfiff.
Martincic tritt in Wolfsburg nicht zum ersten Mal als Pionierin auf. Am 10. September leitete die 36-Jährige als erste Frau ein Spiel der ersten kroatischen Männer-Liga HNL. Im Oktober pfiff sie das EM-Qualifikationsspiel der U21-Junioren von Lettland gegen San Marino, nun gibt sie ihr internationales Debüt im Männerbereich. Nicht als erste Frau - aber als erste in über 113 Jahren deutscher Länderspielgeschichte. Die Französin Stéphanie Frappart und die Ukrainerin Kateryna Monsul leiteten bereits Ende März Partien in der WM-Qualifikation.
Zweimal hat Martincic Länderspiele der DFB-Frauen geleitet: 2018 gegen Italien (5:2) und 2020 gegen Schweden (1:0). Seit 2019 gehört sie der FIFA-Elitegruppe an. Ihr „größter Wunsch“ ist ein Einsatz bei der Frauen-EM 2022 in England und „natürlich“ beim heißen Männer-Klassiker Dinamo Zagreb gegen Hajduk Split. Zum Schiedsrichter-Team von Martincic gehört am Donnerstag in Sanja Rodak Karsic als Assistentin übrigens eine weitere Frau.
Es ist an der Zeit, auch bei den Männern eine Frau das Spiel leiten zu lassen.
Schiedsrichterin Martincic: Nachfolgerin von Bibiana Steinhaus
Martincic stammt aus der Kleinstadt Koprivnica und spielte früher selbst Fußball. 2008 griff sie auf Anraten ihres Vaters, eines ehemaligen Zweiliga-Schiedsrichters, auch zur Pfeife - und legte eine rasante Karriere hin. „Am Anfang war es nicht einfach“, sagte sie Sportske Novosti, Fußball sei in Kroatien meist noch Männersache, „aber die Erfahrungen haben mich gestärkt“.
Der nationale Verband kämpft für sie und rühmt sich, zur europäischen „Avantgarde“ zu zählen: Neben Kroatien haben aktuell nur Frankreich, Tschechien, Wales und die Ukraine Schiedsrichterinnen in ersten Männer-Ligen.
„Die Vereine und Spieler brauchen Zeit, um mich zu akzeptieren“, sagte Martincic vor ihrem Debüt. Schiri-Chef Bruno Maric sprach von einem „historischen Tag“. Zweifel? Keine, behauptet er und stellte klar: „Sie kann das!“ (ck/sid/dpa)