1. tz
  2. Sport
  3. Fußball

Vereine, Verbände, Geschäfte – das Imperium der Hopps

Erstellt:

Von: Günter Klein

Kommentare

Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp sieht sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, dabei gilt er in der Region Sinsheim als Wohltäter. Ein Blick auf das Leben des SAP-Mitgründers.

München – Der letzte Spieltag der Saison 2016/17 war vorbei und die Stimmung gelöst in der S-Bahn, die von der Sinsheimer Fußballarena nach Mannheim fuhr. Fans des FC Augsburg, der den Abstieg vermieden hatte, hüpften und sangen: „Hopp-hopp-Hoppenheim.“ Ein Fan der TSG 1899 Hoffenheim, die gerade den Einzug in die Qualifikation zur Champions League vollbracht hatte, erhob sich und protestierte: „Sie, das finde ich nicht in Ordnung, dass Sie sich über Herrn Hopp lustig machen. Er hat viel für die Region getan. Also bitte unterlassen Sie diese Gesänge.“ Fans, die andere siezen und nicht damit drohen, dass es gleich aufs Maul gibt – das ist Hoffenheim. Auch die Argumentation pro Hopp – Wohltäter und Mäzen seiner Heimat – hört man oft, wenn über seine Rolle diskutiert wird. Die Augsburger hockten sich damals in der S-Bahn wieder hin: „Ist ja gut.“ Sie wollten keinen Stunk.

Den es aber immer öfter und intensiver gibt rund um die Person Dietmar Hopp. Das Erstaunliche daran ist, dass die Aufregung mit den Hoffenheimer Jahren im Profifußball nicht abflaut, sondern zunimmt.

Dietmar Hopp stieg Anfang der 2000er Jahre in den Fußball ein

Richtig gemocht hat man den Verein nie. Ende der 1990er-, Anfang der 2000er-Jahre beschloss Dietmar Hopp, einer der Gründer der Softwareschmiede SAP in Walldorf, in den Fußball einzusteigen. Geschaffen werden sollte ein Club für die Metropolregion Rhein-Neckar in Heidelberg. Hopp entschied sich dann aber nicht für ein neues Konstrukt, sondern dafür, seinen Heimatverein im Sinsheimer Ortsteil Hoffenheim zu unterstützen. Das Stadion am Waldrand wurde zum „Dietmar-Hopp-Stadion“. 2007 stieg der Club in die 2. Liga auf, ein Jahr später in die 1. Über das „1899“ im Namen spottete die Branche. „Wo habt ihr euch die vergangenen 109 Jahre versteckt?“, lästerte der FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge auf der Jahreshauptversammlung 2008.

Hoffenheim, der Neuling aus dem Nichts, war plötzlich ein Rivale der Münchner. Wahrgenommen wurde er als durchaus anstößiges Investorenmodell – andererseits: Ein Dorf mit 3500 Einwohnern heizte den Großen ein, das war ja auch was. 2008, zwei Jahre nach der beflügelnden Heim-WM, kam die Kommerzialisierung noch nicht als die grimmige Bedrohung der Fankultur daher. Dietmar Hopp sieht sich immer wieder mit Anfeindungen in deutschen Stadien ausgesetzt. RB Leipzig war noch nicht gegründet.

Dietmar Hopps Sohn ist Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes

Dietmar Hopp und seine Familie wurden hofiert. In Mannheim entstand die moderne SAP Arena, bespielt vor allem vom Eishockey-Team der Adler Mannheim. Die Geschäfte führt dort Dietmar Hopps Sohn Daniel. Seit 2014 ist er auch Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) und der wahrscheinlich nächste Präsident. Berthold Wipfler, Steuerberater der Hopps, fungiert beim DEB als Schatzmeister – der vor sechs Jahren fast bankrotte Verband gilt als saniert.

Dietmar Hopp schob im Fußball das Projekt Hoffenheim an. Durchgezogen wie zunächst angedacht hat er es nicht, der Verein muss so wirtschaften, dass er sich ohne Zuschüsse aus Hopps Schatulle trägt. Der Patriarch hat aber großen Einfluss im DFB. Die mit ihm noch immer verbundene SAP betrieb Datenbankprojekte für den DFB, ist auch in der neuen Akademie engagiert, es gibt Verbindungen des Verbandes zu Firmen von Hopp, die in der biotechnologischen Forschung tätig sind. Sinsheim wurde Länderspielort (obwohl die Arena zu klein ist), in Hopps Golfhotel in Südfrankreich fand die EM-Vorbereitung der Nationalmannschaft 2012 statt.

Dietmar Hopp vor allem bei den Dortmunder Fans unbeliebt

Feindbild ist Hopp für Dortmunder Fans. Die protestierten immer schon, einmal ließ er ihre Schmähgesänge vom Hausmeister seiner Arena übertönen. Der Konflikt steigerte sich immer weiter. Hopp zog einzelne BVB-Fans, die als Urheber von Beleidigungen ausgemacht wurden, vor Gericht. Zudem steht er auch für die Kollektivstrafen, die der DFB verhängte.

Die Hopps sind Sportmäzene (über die Dietmar-Hopp-Stiftung) ebenso wie Geschäftsleute. Den Söhnen Daniel und Oliver gehören 21 Prozent der Hotelkette „Motel One“ – die bei Fußballfans sehr beliebt ist.

Weggefährten, die hier namentlich nicht genannt werden wollen, beschreiben Dietmar Hopp als nicht gerade philanthrop. Er könne rücksichtslos sein und nachtragend. Ein früherer Hopp-Mitarbeiter erwartet: „Er wird nicht aufhören, über alle Stellen Druck ausüben, alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen.“

Auch interessant

Kommentare