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EM-Finalspiele in London wegen Delta-Variante auf der Kippe - Lauterbach: „Es ist unvertretbar“

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Das Wembley-Stadion in London ist bisher noch Austragungsort der EM-Finalspiele.
Das Wembley-Stadion in London ist bisher noch Austragungsort der EM-Finalspiele. © dpa/CSM via ZUMA Wire | David Klein

Verliert Wembley die Finalspiele der EM? Weil sich in England die Deltavariante immer mehr ausbreitet, geraten die Pläne der UEFA möglicherweise durcheinander.

Update vom 19. Juni 2021: Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat sich zur Austragung von EM-Spielen in London geäußert. Er sieht diese kritisch: „Es ist unvertretbar, dass in England Fußballspiele mit Zuschauern stattfinden“, sagte der SPD-Mann bei RTL/ntv: „Die Delta-Variante ist einfach zu gefährlich. Das ist eine Gefährdung der Bürger Englands und der Bürger Europas. Man müsste die Spiele in ein anderes europäisches Land verschieben.“

Meldung vom 18. Juni 2021: London - Verliert der Fußball-Tempel Wembley die Finalspiele der EM? Dieses Szenario wird aktuell immer realistischer, denn die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in England aus und auf der Insel gibt es strenge Corona-Regeln. Wie die Tageszeitung Times am Freitag berichtete, könnte die UEFA die entscheidenden Spiele der Fußball-Europameisterschaft* verlegen. Als Alternative stünde die ungarische Hauptstadt Budapest bereit.

"Es gibt immer einen Notfallplan, aber wir sind zuversichtlich, dass die letzte Woche in London stattfinden wird", teilte die UEFA mit. In der englischen Hauptstadt finden am 26. und 29. Juni zwei Achtelfinalspiele statt, zudem sollen im Wembley-Stadion beide EM*-Halbfinals (6. und 7. Juli) sowie das Finale (11. Juli) ausgetragen werden.

Ausnahmeregelungen für Wembley - hohe Coronazahlen in England

Die UEFA bemüht sich angeblich um Ausnahmeregelungen, damit Spieler, Offizielle und VIP-Gäste problemlos ein- und ausreisen können. Aktuell müssen Einreisende je nach Herkunft für zehn Tage in Quarantäne und PCR-Tests absolvieren. Mit einem negativem Testergebnis am fünften Tag nach der Einreise kann man die Quarantäne verlassen.

„Im Moment sind wir in Gesprächen mit den lokalen Behörden, um zu versuchen, den Fans der teilnehmenden Mannschaften den Besuch der Spiele zu ermöglichen. Dabei wird ein strenges Test- und Bubble-Konzept angewandt“, heißt es in dem Statement der UEFA. Der Verband ergänzte, er verstehe „den Druck, unter dem die Regierung steht“, und hoffe, „dass wir einen zufriedenstellenden Abschluss unserer Gespräche in dieser Angelegenheit erreichen können.“

EURO 2021: Budapest als Ersatzkandidat? „Schlechtes Signal“

Wie die Times berichtet, erwäge die UEFA, die Spiele nach Budapest zu verlegen, wenn die Gespräche scheitern sollten. In Ungarn gibt es derzeit nahezu keine Restriktionen. Allerdings hätte der Spielort Budapest keine gute Außenwirkung. Unter der Woche waren dort mehr als 55.000 Zuschauer beim EM-Auftakt Ungarns gegen Portugal zugegen - ohne Abstand, ohne Maske. Dies sorgte in ganz Europa für Kopfschütteln und Befremdung. "Ein schlechtes Signal", seien diese Zustände, sagte Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß als Experte bei MagentaTV. Schon vor dem Spiel hatten sich 25.000 Fans in der Stadt versammelt und dabei sämtliche Hygienemaßnahmen missachtet.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Vorkommnisse. "Diese Bilder zeigen genau das, was die EM vermeiden sollte", schrieb der 58-Jährige bei Twitter: "Während halb Europa und 95 Prozent der ärmeren Welt noch nicht geimpft sind, verhält man sich so, als ob die Pandemie vorüber wäre." Auch bei der UEFA hat man die fragwürdigen Szenen registriert und verfolgt.

UEFA greift im Zweifel resolut durch - bestes Beispiel CL-Finale

Noch steht eine offizielle Äußerung einer möglichen Verlegung aus. Man müsse die weitere Entwicklung verfolgen, hieß es. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass die UEFA im Zweifel resolut durchgreift und ihren Spielplan* ändert. Bestes Beispiel: Das Champions-League-Finale hätte in Istanbul steigen sollen - Mitte Mai, knapp zwei Wochen vor dem Termin, wurde es jedoch nach Porto verlegt.

Obwohl in England die Corona-Zahlen wieder enorm ansteigen - allein am Donnerstag wurden mehr als 11.000 Fälle registriert - sollen im weiteren Turnierverlauf mehr Fans ins Stadion* dürfen. Am Freitagabend bei England gegen Schottland sind 22.500 Zuschauer zugelassen.

Der Verband ließ hierzu wissen: "Die UEFA ist erfreut, dass die Kapazität in Wembley für die Spiele der K.o.-Runde auf mindestens 50 Prozent steigen wird." Wie viele tatsächlich dort stattfinden werden, bleibt abzuwarten. (cg mit sid) - *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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