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Magath privat: "Erste feste Beziehung mit 19"

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Felix Magath und Ehefrau Nicola Yvonne © dapd

München - Der 58-Jährige sprach offen über seine vaterlose Kindheit im unterfränkischen Aschaffenburg, seinen ersten Profivertrag und seine erste große Liebe.

Felix Magath, Trainer und Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, gab am Freitag in „Bundesliga Aktuell Spezial – Ganz persönlich“ auf Sport1 im Gespräch mit „Bundesliga Aktuell“-Redakteurin Caroline Voit Einblicke in sein Seelenleben zwischen Seitenlinie und Wohnzimmer. Der 58-Jährige sprach offen über seine vaterlose Kindheit im unterfränkischen Aschaffenburg, seinen ersten Profivertrag und seine erste große Liebe.

Auf die Frage, welchen Beruf er anstatt einer Karriere als Fußballprofi ausgeübt hätte, sagte Magath: „Da kommt nur Zauberkünstler in Frage. (lacht) Ich liebe das: Zauberkünstler und Artisten!“ Caroline Voit zauberte im Anschluss noch mit Felix Magath und brachte ihm so einige „Transfertricks“ bei.

Felix Magath über …

… sein schönstes Erlebnis: „Siege im Fußball. Und die Geburten meiner Kinder. Ich bin bei allen sechs Geburten dabei gewesen.“

… seine erste Beziehung: „Ich hatte erst mal keine feste Beziehung. Die erste feste Beziehung kam mit 19.“

… das erste Treffen mit seinem Vater, der ein Jahr nach seiner Geburt in sein Heimatland Puerto Rico zurück ging: „Als Jugendlicher hatte ich Sprachprobleme. Ich sprach wenig Englisch, mein Vater kein Deutsch. Das erste Treffen war ungewohnt und es hat einige Zeit gedauert, um eine Nähe herzustellen.“

… seine Charaktereigenschaften: „Ich schätze Loyalität und Rücksichtnahme. Das kann man von mir auch erwarten. Ich glaube von mir selbst, dass ich ein rücksichtsvoller Mensch bin, dass ich auf meine Umgebung achte und versuche, meine Umgebung möglichst nicht zu stören.“

… seine Jugend und seine Mutter: „Wenn meine Eltern zusammengelebt hätten, hätte meine Mutter nicht gearbeitet und ich wäre wahrscheinlich etwas fleißiger in der Schule und etwas fauler draußen auf dem Fußballplatz gewesen. Mütter tun sich oft schwer, richtig streng zu sein. Sie hat sich ab und zu bemüht, aber letztlich hatte ich als Kind meine Mutter im Griff. Meine Mutter hat die ganze Woche gearbeitet, dadurch war sie nicht in der Lage, so viel Einfluss auf mich zu nehmen. Die ersten drei Schuljahre habe ich dadurch nicht zu Hause, sondern bei katholischen Schwestern verbracht und dort diszipliniert Hausaufgaben gemacht.“

… seine ersten Jobs: „Als Jugendlicher habe ich bei einer Spedition gearbeitet, dann in der Brauerei und habe immer Bier mit nach Hause genommen.“

… Genuss und Disziplin: „Ich als erfahrener Mensch habe es nicht so eilig, der genießt dann mal eher. Ich weiß, wie wichtig Essen für den Körper ist. Ich muss daran arbeiten, bei den Spielern das Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig die Ernährung ist. Um erfolgreich zu sein und wenn man in einer Gruppe arbeitet, ist Disziplin unabdingbar. Disziplin ist Voraussetzung für den Erfolg. Disziplin, Ordnung und körperliche Fitness sind für mich die drei Grundvoraussetzungen, wenn ein Spieler erfolgreich sein will.“

… Küchenarbeit: „Außer Wasser koche ich eigentlich nichts. Ich stehe schon in der Küche, aber ich bin für die Küchenarbeit nur ganz schlecht zu gebrauchen. Ich habe es nie gelernt, mich drängt es auch nicht danach. Abtrocken kann ich, das habe ich geübt.“

… über den Beginn seiner Profikarriere: „Eigentlich war Fußballprofi für mich nie ein Thema. Ich hatte es mir nie zugetraut und konnte mir nicht vorstellen, dazu in der Lage zu sein. Deswegen habe ich als 16-jähriger ein Angebot von Nürnberg ablehnt. Der Schritt war mir als Jugendlicher zu groß. Ich habe mich zu wohl gefühlt mit den Freunden und Kameraden im alten Verein und wollte nicht weg. Ich wollte einen ordentlichen Beruf lernen!“

… über seine Kindheit und Vorgaben an seine Kinder: „Ich hatte eine wunderbare Kindheit, weil ich viel alleine war und viel alleine entscheiden konnte. Das wünsche ich meinen Kindern auch. Für meine Kinder gibt es nur die Vorgabe, dass sie Sport treiben sollen. Welcher Sport ist egal. Meine Tochter wollte erst nicht Tennis spielen, jetzt hat sie Spaß daran – genauso mit Skifahren oder Klavierspielen. Das sind Dinge, die wir den Kindern dann doch vorsetzen. Als Grundlage ist es nicht verkehrt, ein Instrument zu spielen, Sport zu treiben oder auch eine Sprache zu lernen. Ständig vorm Fernseher sitzen oder ständig Computer spielen geht gar nicht. Selbstverständlich gibt es Verbote zu Hause. Zum Wohle der Kinder und zu ihrem Schutze. Kinder können Dinge noch nicht richtig einordnen. Zur Persönlichkeitsentwicklung ist es aber auch wichtig, dass sie eigene Entscheidungen treffen. Allerdings legen wir doch Wert drauf, dass die Kinder einen Schulabschluss haben.“

… über die örtliche Trennung zu seiner Familie, die in München lebt: „Es ist ein Riesenproblem, die Kinder nicht so oft zu sehen. Ich war damals viel mit dem HSV unterwegs und habe wenig von der Entwicklung der Kinder mitbekommen. Das ist jetzt leider auch wieder so, da meine Familie nicht in Wolfsburg ist. Es ist natürlich ein dicker Wermutstropfen, die Entwicklung der Kinder nicht hautnah mitzubekommen.“

… die Beziehung zu seinen Spielern: „Ich halte Abstand zu meinen Spielern, weil ich mir der Gefahr bewusst bin, dass so ein Verhältnis schnell emotional belastet wird und dann ist man nicht mehr so frei in seinen Entscheidungen. Deswegen versuche ich Abstand zu halten zu meinen Spielern, um möglichst ohne viele Emotionen Entscheidungen treffen zu können.“

… über Verantwortung und Macht: „Ich habe nur Verantwortung und keine Macht. Das ist eine falsche öffentliche Darstellung und Meinung. Wenn ich Macht suchen würde, würde ich nicht alle zwei Jahre den Verein wechseln. Das kann mir keiner erzählen, dass man so Macht aufbaut, wenn man sich ständig neu orientiert. Das schließt sich aus meiner Sicht völlig aus. Mir geht es um Verantwortung. Ich habe ein reines Gewissen, weil ich weiß, was ich will: Maximalen Erfolg! Ich ordne dem alles unter, auch mein Privatleben. Insofern weiß jeder, was ich erwarte und kann dann entscheiden, ob er sich mit meinen Zielen anfreunden kann. Dann gibt es keine Missverständnisse. Von daher kann ich nicht akzeptieren, wenn sich jemand beschwert, er würde zu viel trainieren oder die Ansprüche wären zu hoch.“

… Entspannung: „Arbeit mit der Mannschaft und Arbeit gegen andere Vereine ist für mich wohltuender Stress. Das ist mein Leben, ich habe nie etwas anderes gemacht. Das ist mein Lebensrhythmus, den ich brauche. Das beflügelt mich mehr, als dass es mich lähmt oder Energie nimmt. Trotz Kritik werde ich meine Arbeit nachwievor so gut wie möglich machen.“

… seine Ziele: „Nach oben. Wie immer! Ziel ist derzeit, den Verein so aufzustellen, dass er möglichst immer im internationalen Wettbewerb ist und unter den besten Teams der Bundesliga. Und das kann ich nur erreichen, wenn ich auch das Ziel habe, Meister zu werden.“

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