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EM 2021: Schreckens-Szenario für Fußball-Fans? Deutscher Experte mit düsterer Prognose

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Viele Fragen offen: Die Zweifel an einem paneuropäischen Turnier wachsen. Auch die Allianz Arena wäre bei einer Planänderung betroffen.
Viele Fragen offen: Die Zweifel an einem paneuropäischen Turnier wachsen. Auch die Allianz Arena wäre bei einer Planänderung betroffen. © picture alliance/dpa/UEFA via Getty Images | Harold Cunningham

In knapp sechs Monaten soll die paneuropäische Fußball-EM losgehen. Doch wegen Corona können die bisherigen Pläne wohl kaum umgesetzt werden.

Update vom 18. Januar: Was wird aus der EM 2021? Eigentlich sollte die Fußball-Europameisterschaft ja schon 2020 steigen. Wegen der Corona-Pandemie plant man nun eine Ausrichtung von Juni bis Juli 2021. Für SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist das aber nur schwer vorstellbar. Er äußerte nun ein Szenario, das den Fußball-Fans wohl gar nicht gefallen wird: „Ich glaube, dass die EM komplett abgesagt wird, weil wir im März eine Situation haben werden, die in vielen Ländern Europas schlechter sein wird als heute“, sagte er dem Nachrichtenportal t-online.

Geplant ist bislang, dass das Turnier in insgesamt zwölf Ländern gespielt wird. Bereits seit Wochen gibt es Gerüchte, dass die Austragung in diesem Format nicht gehalten werden kann. Zuletzt gab es offenbar Überlegungen, die EM in nur einem Land zu spielen. Bis zum 5. März soll die endgültige Entscheidung feststehen, wie die EURO ausgetragen wird. Lauterbach gab zu bedenken, dass aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie im März eine Situation entstehen könnte, „in der kaum jemand überhaupt auf die Idee kommen wird, eine Fußball-EM auszutragen“.

EM 2021: Nur in Deutschland? Nur in London? Komplett-Absage? Verwirrung um Europameisterschaft

Erstmeldung vom 13. Januar: München - Die Europameisterschaft in ihrer ursprünglichen Form wackelt wegen Corona – mal wieder. Zur Erinnerung: Das eigentlich für 2020 angesetzte paneuropäische Turnier wurde wegen der Virus-Pandemie auf Sommer 2021 verschoben. Die UEFA-Verantwortlichen hofften damals, dass sich die Ausbreitung von Covid-19 so weit eindämmen lässt, dass sich die EM ein Jahr später in ihrer angedachten Art und Weise in zwölf Ländern austragen lässt. Falsch gedacht.

EURO 2021: UEFA-Präsident hält am geplanten Turnier-Modus mit Zuschauern fest

Denn: Was schon seit Wochen beim DFB intern die Runde macht, hat nun der Präsident des Schweizerischen Fußballverbandes SFV erstmals öffentlich ausgesprochen. „In Anbetracht der gesundheitlichen Situation glaube ich persönlich, dass die ursprüngliche Version mit einem europaweiten Wettbewerb angesichts der Reisebeschränkungen kaum das Licht der Welt erblicken wird“, sagte Dominique Blanc mehreren Schweizer Zeitungen.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin steckt in der Zwickmühle: Nach Informationen unserer Zeitung möchte Ceferin die EM vom 11. Juni bis 11. Juli unbedingt mit Zuschauern in den Stadien spielen lassen. Das sorgt auch innerhalb des DFB für Kopfschütteln. Angesichts des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens und des mutierten Virus scheint dieses Szenario derzeit ohnehin in weiter Ferne, doch ein paneuropäisches Turnier dürfte das Vorhaben ad absurdum führen. Bis zum 5. März will die UEFA entscheiden, wie die EURO ausgetragen wird.

EURO 2021: Alternativer Spielort wäre ausgerechnet London

Freilich hat der europäische Verband bereits Pläne in der Hinterhand. Es gibt zwei Varianten, wie SFV-Präsident Blanc ebenfalls verriet: „Die erste Variante wäre, die EURO in einem einzigen Land zu spielen, in Russland oder Deutschland zum Beispiel. Die zweite, noch restriktivere Lösung wäre, auf eine einzige große Stadt zurückzugreifen, die über genügend Stadien verfügt, um alle sechs Gruppen unterzubringen.“ Als Beispiel nannte Blanc ausgerechnet London – obwohl in der englischen Hauptstadt die Infektionszahlen wegen des mutierten Virus explodieren.

Beim DFB rechnet man dem Vernehmen nach damit, dass das Turnier in einer Stadt ausgetragen wird, so wie es beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon der Fall war. Nur in etwas abgewandelter Form. Immerhin müsste der Austragungsort 24 Mannschaften beherbergen – im vergangenen Sommer waren es zehn Teams. Sollte das Turnier doch in einem ganzen Land ausgetragen werden, gilt Russland als Favorit. Dort fand 2018 die WM statt, die Infrastruktur ist noch vorhanden.

EURO 2021: Allianz Arena wird als Spielstätte vorbereitet

Und was bedeutet die EM-Diskussion für die Münchner Allianz Arena, die eigentlich Spielstätte für die EM 2021 sein sollte? So lange nichts anderes entschieden ist, bereitet man sich in Fröttmaning vor wie ursprünglich geplant. So wurden von der DFB Euro GmbH beispielsweise kürzlich erst noch mehrere Projekt-Manager eingestellt, die sich um die weitere Organisation kümmern sollen.

Die Arena stünde bereit, die Verantwortlichen sehen aber dieselbe Problematik wie der DFB. Richtig optimistisch ist man nicht. Das ist vor allem bitter, weil schon das Jahr 2020 als ein verlorenes galt. Das Investitionsvolumen ist sowieso stark zurückgefahren. Weil zudem nun zwei Sommer für die EURO geblockt wurden, fallen bereits geplante Modernisierungsarbeiten seit 2019 flach.

Kommentar von Hanna Raif zur EURO 2021: EM-Szenario so kaum haltbar

Die Nachricht im März 2020 schien alle Probleme zu lösen. Als die erste Welle der Pandemie aufkam, entschied sich die UEFA, dass aus der EURO 2020 eine EURO 2021 werden sollte. In 15 Monaten also, wenn dieser Spuk lange ein Ende hat, das Wort „Corona“ Schnee von gestern und die Welt wieder wie früher ist, wird ein Fußball-Fest stattfinden, das es noch nie gegeben hat. 24 Teams, zwölf paneuropäische Austragungsorte – Völkerverbindung, keine Grenzen. So dachte man. Heute muss man leider feststellen: ein Irrglaube.

2021 hat gerade erst begonnen, aber wer die Entwicklungen der ersten Tage beobachtet, kann nicht nur ahnen, dass dieses Sportjahr genauso schwierig – wenn nicht noch schwieriger – werden wird als das vergangene. Allein in dieser Woche wurde aus einer Handball-WM mit Fans eine ohne, musste die Formel 1 ihren Rennkalender umschmeißen, wurde der Turn-Weltcup in Cottbus abgesagt und die Fortführung der Premier League infrage gestellt. Und spätestens, seitdem auch erste kritische Töne und Zweifel an der geplanten Austragung der EURO öffentlich kundgetan werden, weiß man: Die Lage ist ernst. Sehr ernst.

Man hat in zehn Corona-Monaten viel über die Privilegien des Fußballs geredet, die Neid-Debatte ist ein Dauerbegleiter. Dabei hat auch diese Branche – zugegeben im Scheinwerferlicht – nur dasselbe gemacht wie alle anderen. Der König der Sportarten hat ein Konzept erarbeitet, in dessen Rahmen er den Betrieb weiterführen kann, genau wie die weiteren Profi-Ligen, genau wie die Wintersport-Disziplinen. Die Realität ist daher überall gleich: Man agiert im Minimal-Modus, streng reglementiert, ohne Fans. So wird es bleiben, noch lange. Bis zur EURO. Wenn sie denn stattfindet. Knapp ein halbes Jahr vergeht noch, ehe am 11. Juni in Rom angepfiffen werden soll. Weil Entscheidungen über das Ob, Wo und Wie aber deutlich vorher – wohl im März – gefällt werden müssen, ist das bisher geplante Szenario dieses Turniers kaum haltbar. Es ist richtig und wichtig, sich mit Alternativen zu beschäftigen. Corona ist leider noch kein Schnee von gestern, die Welt nicht wieder wie früher – und ein Fußballfest in aller Herren Länder Stand jetzt ausgeschlossen. Das wahrscheinlichere Szenario: 24 Teams in einer Blase, 51 Spiele in einem Land, leere Ränge. Schöne neue Sport-Welt.

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