Seit wann gibt es die Bundesliga und wie kam sie zustande? Welcher Verein wurde erster Meister? Alle Infos zu der Geschichte und den Vereinen in der Übersicht.
- Deutschland hat erst vergleichsweise spät eine bundesweite Fußball-Liga bekommen.
- Heute gehört die Bundesliga trotzdem zu den besten Ligen in ganz Europa.
- Dabei gab es zu Beginn einige Startschwierigkeiten - alle Infos über die Geschichte und den Vereinen in der Übersicht.
München - In der Geschichtswissenschaft wird Deutschland oftmals als die „verspätete Nation“ bezeichnet. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Großmächten Frankreich, England und Spanien betrat das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm nämlich erst 1871 das Parkett der Nationalstaaterei. Zuvor glich die Fläche einem Flickenteppich aus zahlreichen Kleinstaaten.
Ganz ähnlich war es mit dem deutschen Fußball. Denn während im englischen Mutterland des Fußballs bereits seit 1888 mit der Football League First Division ein Oberhaus für ganz Fußball-England existierte, glich die Landschaft hierzulande ebenfalls einem Flickenteppich.
Bundesliga: Ein Zusammenschluss von 55 regionalen Ligen
55 regionale Ligen und Verbände spielten jeder für sich einen Sieger aus - kein Wunder, dass der deutsche Klubfußball im Vergleich mit anderen europäischen Ligen hinterherhinkte. Daran änderte auch das „Wunder von Bern“ bei der WM 1954 vorerst nichts.
Erst nach der WM 1962 in Chile wurde auf einer DFB-Konferenz in Dortmund die Schaffung einer deutschlandweiten Liga beschlossen, die zur Saison 1963/64 den Spielbetrieb aufnehmen sollten. Damit war der Grundstein für die Bundesliga gelegt.
Bundesliga ohne Bayern München - nicht alle dürfen mitspielen
Doch wer sollte überhaupt in der neuen Liga mitspielen dürfen? Schließlich gab es bisher noch keinen Wettbewerb, der einen Vergleich der besten Vereine erlaubt hätte. Es begann ein langwieriger Auswahlprozess, an dessen Ende 16 Klubs für die erste Saison zugelassen wurden.
Das führte unter anderem dazu, dass der heutige Rekordmeister Bayern München nicht von Anfang an dabei war. Die Bayern hatten das Nachsehen gegenüber Lokalrivale 1860 München. Der TSV hatte zuvor die Meisterschaft in der Oberliga Süd erreicht.
Bundesliga: Die Stadien der Vereine spielten eine wichtige Rolle
Neben den Leistungen der Vereine spielten auch ihre Stadien eine Rolle. So war eine Flutlichtanlage Voraussetzung für die Teilnahme an der Bundesliga. Damals war eine adäquate Stadionbeleuchtung noch keine Selbstverständlichkeit - anders als heute, wo die Stadien der Topklubs modernen Fußballtempeln gleichen.
In der ersten Saison erzielte der VfB Stuttgart mit etwa 41.000 Fans pro Spiel den höchsten Zuschauerschnitt. Zum Vergleich: In der vergangenen Spielzeit erreichte Rekordhalter Borussia Dortmund im Signal-Iduna-Park mit mehr als 80.000 Fans pro Spiel fast den doppelten Wert.
Bundesliga 1963/64: 1. FC Köln wird erster Meister der Geschichte
Meister wurde der 1. FC Köln vor dem Meidericher SV aus Duisburg. Von diesem heute eher unbekannten Verein abgesehen, finden sich in der Abschlusstabelle der ersten Saison aber schon viele Klubs wieder, die auch in den letzten Jahren noch in der Bundesliga zu sehen waren.
Platz | Verein | S | U | N | Tore | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | 1. FC Köln | 17 | 11 | 2 | 78:40 | 45 |
2. | Meidericher SV | 13 | 13 | 4 | 60:36 | 39 |
3. | Eintracht Frankfurt | 16 | 7 | 7 | 65:41 | 39 |
4. | Borussia Dortmund | 14 | 5 | 11 | 73:57 | 33 |
5. | VfB Stuttgart | 13 | 7 | 10 | 48:40 | 33 |
6. | Hamburger SV | 11 | 10 | 9 | 69:60 | 32 |
7. | TSV 1860 München | 11 | 9 | 10 | 66:50 | 31 |
8. | FC Schalke 04 | 12 | 5 | 13 | 51:53 | 29 |
9. | 1. FC Nürnberg | 11 | 7 | 12 | 45:56 | 29 |
10. | Werder Bremen | 10 | 8 | 12 | 53:62 | 28 |
11. | Eintracht Braunschweig | 11 | 6 | 13 | 36:49 | 28 |
12. | 1. FC Kaiserslautern | 10 | 6 | 14 | 48:69 | 26 |
13. | Karlsruher SC | 8 | 8 | 14 | 42:55 | 24 |
14. | Hertha BSC | 9 | 6 | 15 | 45:65 | 24 |
15. | Preußen Münster | 7 | 9 | 14 | 34:52 | 23 |
16. | 1. FC Saarbrücken | 6 | 5 | 19 | 44:72 | 17 |
Im Europapokal der Landesmeister schlugen sich die Geißböcke ebenfalls stark und erreichten das Viertelfinale, in welchem sie mit viel Pech gegen den 1. FC Liverpool ausschieden.
Bundesliga-Geschichte: Gladbach und die Bayern dominieren die Liga
In den 1970er-Jahren dominierten vor allem zwei Vereine die Bundesliga: Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München. Diese Klubs machten über Jahre hinweg das Meisterschaftsrennen unter sich aus.
Doch während sich die Bayern in den folgenden Jahren zu einem internationalen Topklub weiterentwickelten, blieben die Gladbacher Fohlen auf der Strecke. Seit 1977 kam kein weiterer Meisterschaftstitel mehr hinzu.
Bundesliga: Bayern München ist mit Abstand Rekordmeister
Trotzdem belegt Borussia Mönchengladbach mit fünf Titeln den zweiten Platz in der Bundesliga, zusammen mit Borussia Dortmund. Der FC Bayern ist mit 30 errungenen Meisterschaften alleiniger Spitzenreiter der Meister-Tabelle.
Rang | Verein | Titel |
---|---|---|
1 | FC Bayern München | 30 |
2 | Borussia Dortmund | 5 |
Borussia Mönchengladbach | 5 | |
4 | Werder Bremen | 4 |
5 | Hamburger SV | 3 |
VfB Stuttgart | 3 |
Das verdanken sie auch Leistungsträgern wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer, dessen Name noch heute stellvertretend für die Position des Liberos genannt wird, Torwartlegende Sepp Maier oder Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.
Bundesliga-Stars: Gerd Müller ist der beste Torschütze aller Zeiten
Nicht zu vergessen der „Bomber der Nation“ Gerd Müller, der es in einem Ranking noch vor Beckenbauer auf Platz eins der besten Bayern-Spieler aller Zeiten schaffte. Müller ist mit 365 Toren noch heute der beste Torschütze der Bundesliga-Geschichte.
1. | Gerd Müller | 365 |
---|---|---|
2. | Klaus Fischer | 268 |
3. | Robert Lewandowski | 236 |
4. | Jupp Heynckes | 220 |
5. | Manfred Burgsmüller | 213 |
6. | Claudio Pizarro | 197 |
7. | Ulf Kirsten | 182 |
8. | Stefan Kuntz | 179 |
9. | Klaus Allofs | 177 |
Dieter Müller | 177 | |
10. | Mario Gomez | 170 |
Folgerichtig dominieren die Bayern (3769 Punkte) auch in der „Ewigen Tabelle“ der Bundesliga. Dort werden alle Punkte addiert, die ein Verein in seiner Bundesliga-Historie sammeln konnte. Dahinter folgen Borussia Dortmund (2875) und der SV Werder Bremen (2855). Die Bremer sind mit insgesamt 56 Saisons am häufigsten in der Bundesliga vertreten gewesen.
Bundesliga-Rekord: Der Hamburger SV ist bis 2018 nie abgestiegen
Den Rekord für die längste Zeit in der Bundesliga hält allerdings der Hamburger SV. Seit der ersten Saison waren die Hamburger ununterbrochen Teilnehmer der höchsten deutschen Fußball-Liga. Nach jahrelangen Abstiegskämpfen musste der „Dino“ aber 2018 als letzter Erstligist auch einmal das Ticket für die 2. Bundesliga lösen.
Insgesamt herrscht in der Bundesliga hohe Fluktuation: Der 1. FC Nürnberg beispielsweise ist bereits neunmal ab- und achtmal wieder aufgestiegen. Insgesamt haben bereits 56 Vereine um die deutsche Meisterschaft gespielt.
Bundesliga heute: Corona-Pandemie bringt historische Zäsur
Ein Novum stellt die Saison 2019/20 dar: wegen der anhaltenden Corona-Pandemie hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die seit 2001 die 1. und 2. Bundesliga managt, den Spielbetrieb vorübergehend eingestellt.