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Dank dem „echten rechten Hammer“: Deutscher WM-Traum lebt weiter

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Von: Günter Klein

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Erlösender Jubel: Die Kollegen feiern Torschütze Füllkrug
Erlösender Jubel: Die Kollegen feiern Torschütze Niclas Füllkrug. © NICOLAS TUCAT/AFP

Die deutschen Fans mussten lange bangen, bis am Sonntagabend gegen Spanien wieder ein Fünkchen Hoffnung aufkam: Hansi Flicks Joker stach.

Al-Khor - Es ist noch nicht vorbei, das war klar, als die deutsche Nationalmannschaft am Sonntagabend im Beduinenstadion Al Bayt ins zweite Vorrundenspiel gegen Spanien ging. Und so ist es auch nach diesem kämpferischen 1:1 (0:0), das Niclas Füllkrug mit dem Ausgleich in der 83. Minute rettete. „Er ist ein super Typ, und mit diesem Schuss hat er uns gezeigt, dass er auch einen echten rechten Hammer hat“, freute sich Thomas Müller, „sensationell“, nannte den Treffer Kapitän Manuel Neuer.

Deutschland-Spanien 1:1 - am Donnerstag muss ein Sieg gegen Costa Rica her

Es ist also zumindest nichts geschehen, was den Glauben vernichten könnte, dass das Team von Bundestrainer Hansi Flick bei dieser Weltmeisterschaft noch länger dabei sein könnte. Gleichwohl muss am Donnerstag ein Sieg gegen Costa Rica her, zugleich liegt das Schicksal in spanischer und japanischer Hand.

Der Wille, das Turnier aus deutscher Sicht zu wenden, war exemplarisch Antonio Rüdiger anzumerken. Diesmal wollte er sich nicht nur in der Abwehr reinhauen, sondern auch einen offensiven Beitrag leisten. Zwei große Szenen hatte er kurz vor der Pause: In der ersten (40.) jubelte er gar, weil er glaubte, an seinem Kopfballtor nach Freistoß von Joshua könne nichts auszusetzen sein – dummerweise machte der Video-Referee ein paar Zentimeter Abseitsstellung aus. Gleichwohl mühte sich Rüdiger weiter und kam noch einmal (45.) in Abschlussposition. Brachte zwar keinen Ertrag, sah aber nach Spektakel aus.

DFB-Akteure standen Spaniern von der ersten Minute an auf den Füßen

Die Statistik wies zur Pause 362 spanische Pässe aus, mehr als doppelt so viele, wie die deutsche Mannschaft spielte (174). Dennoch kam die Kombinationsmaschine nicht auf Touren, denn von der ersten Minute an standen die DFB-Akteure ihnen auf den Füßen. Das war eine andere Gegenwehr als beim Auftakt gegen Costa Rica (7:0), Spanien ging die Ballsicherheit verloren. Die klarste Chance hatte das Team von Luis Enrique dennoch: einen Lattenschuss von Dani Olmo (20.), Neuer hatte die Fäuste dran.

Flicks taktischer Eingriff bestand in einer Verdichtung des Zentrums

Zum Glück für seine Mannschaft, die sich in konservativer Aufstellung (und ohne politisches Zeichen) präsentierte. Von einem Umbruch, den manche nach dem 1:2-Schock gegen Japan gefordert hatten, sah der Trainer ab. Der taktische Eingriff bestand in einer Verdichtung des Zentrums mit der seltenen Kombination Kimmich/Goretzka plus Gündogan. Goretzka bereitete auch eine handfeste Chance für Serge Gnabry vor (10.). Sturmspitze war Thomas Müller – nach der WM 2014 mal wieder.

Die DFB-Elf versuchte, Druck auf Spanien aufzubauen. Und lief in einen Gegenstoß, bei dem die Roten ihre Klasse in einem Spielzug ballten. Jordi Alba war von Thilo Kehrer nicht zu greifen, er passte herein vor den kurzen Pfosten, wo der kurz zuvor eingewechselte Morata Niklas Süle zuvorkam und den Ball aus vollem Lauf an Neuer vorbei ins Netz drosch (62.).

Wie weit kommt Deutschland bei der WM? 

Was tun? Hansi Flick entschloss sich, drei neue Kräfte einzuwechseln, Lukas Klostermann, Niclas Füllkrug und den genesenen Leroy Sané. Die gute alte Brechstange als Option. Jamal Musiala kam auch gleich zu einer guten Schussmöglichkeit, doch Unai Simon wehrte ab. Vielleicht ein Standard? Doch Kimmichs Freistöße und Ecken waren unpräzise. Und dann passierte es doch: Musiala arbeitete den Ball vor Füllkrugs Füße, der Bremer wuchtete kurz und trocken ein. Kein Zögern, kein Zaudern, das war das Rezept, um den Ball im Tor unterzubringen. Und am Ende waren die Deutschen dem Sieg ein wenig näher als die Spanier. Günter Klein

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