Jugendverein geht nach Lehmann-Eklat harten Schritt: „Auch wenn es dir egal ist ...“
Jens Lehmann sendete Dennis Aogo eine skandalöse WhatsApp-Nachricht. Die Reaktionen folgten schnell - auch von seiner Ehefrau Ina und dem Jugendverein des Ex-Keepers.
Update vom 6. Mai, 9.50 Uhr: Nach einer rassistischen Nachricht, die Dennis Aogo wohl zufällig erreichte, prasselte die Kritik von allen Seiten auf Jens Lehmann ein. Nachdem sich etwa ein Sky-Kommentator und Aogos Frau zu dem Thema äußerten, erteilte Lehmanns Jugendverein dem Ex-Nationalkeeper Hausverbot. Beim Heisinger SV, einem Essener Bezirksligisten, startete die Karriere des Torhüters, doch vom 51-Jährigen will man nun nichts mehr wissen.
Jens Lehmann mit Skandal-Nachricht an Dennis Aogo - sein Jugendverein erteilt ihm Hausverbot
Auf der Facebook-Seite wird der Verein, für den Lehmann von 1975 bis 1978 spielte, deutlich. „Und nur für den Fall, dass Jens Lehmann das hier wider Erwarten lesen sollte: Auch wenn Du Dich in den letzten 40 Jahren keine dreimal hast sehen lassen und Dir das wahrscheinlich völlig egal ist: Du hast Hausverbot!“, so die klaren Worte von Peter Küpperfahrenberg, dem Vorsitzenden der Heisinger.
In der Vergangenheit seien zu wenige Zeichen gesetzt worden, weiß auch er. „Es fehlte (mir und anderen) an Mut, an Courage und an Anstand. Rechtsradikale und extremistische Haltungen wurden widerspruchslos hingenommen. Das habe ich auch in meiner weiteren Jugendfußballerzeit bei anderen Vereinen kennengelernt“, meint Küpperfahrenberg etwas selbstkritisch. „Wir müssen aufpassen, wir müssen wachsam sein, wir dürfen Rassismus und Homophobie niemals tolerieren, wir müssen einschreiten, wir müssen Courage zeigen“, fügt er hinzu.
Lehmann bat Aogo um Verzeihung, der heutige Sky-Experte nahm die Entschuldigung des 51-Jährigen inzwischen an. Sein Amt im Aufsichtsrat bei Hertha BSC musste er jedoch aufgeben, auch Lehmanns Experten-Tätigkeit bei einigen Sendern wurde eingestellt.
Nach Lehmann-Eklat Jimmy Hartwig zeigt klare Kante
Update vom 6. Mai 2021, 07.05 Uhr: Der ehemalige Integrationsbotschafter Jimmy Hartwig hat die rassistische Äußerung von Jens Lehmann noch einmal aufs Schärfste verurteilt und die Reaktion von Hertha BSC gelobt. „Ich finde ganz toll, dass Hertha BSC gleich die Konsequenzen gezogen hat und hat ihn von seinem Amt enthoben, weil so was kann man nicht sagen“, sagte der ehemalige Nationalspieler im Interview mit dem Nachrichtensender Welt am Mittwoch.
Die Entschuldigung von Lehmann hätte er anstelle von Aogo nicht angenommen. „Das ist keine Entschuldigung gewesen.“ In der Nachricht sei „ein Eindruck entstanden, für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe“, twitterte Lehmann. Dazu Hartwig: „Entschuldigen kann man sich immer, man muss sich aber vorher überlegen, was man für einen Blödsinn redet. Gerade im Rassismus-Thema.“
Als Botschafter für Fair Play, Vielfalt und Respekt des Deutschen Fußball-Bundes legt Hartwig viel Wert auf den Kampf gegen Rassismus. „Es ist ein weiter Weg in die Köpfe dieser Menschen.“ Vor allem setze er auf Gespräche mit jungen Leuten. Den „alten Knackern“ könne man das nicht mehr in den Kopf kriegen, so Hartwig. „Solange ich lebe, werde ich gegen Rassismus kämpfen und versuchen, den Menschen das in den Kopf reinzuhämmern, dass es nicht darauf ankommt, wie jemand aussieht, ob er gelb ist, rot ist, schwarz ist.“
Aogo hat die Entschuldigung von Lehmann inzwischen angenommen.
Nach Lehmann-Skandal schäumt Ina Aogo: „Schäme mich dafür, dass ich Deutsche bin“
Erstmeldung vom 05. Mai 2021:
Unterföhring- Kurz nach seinem Auftritt als Sky-Experte empfing Dennis Aogo eine Nachricht von Jens Lehmann, die dieser wohl fälschlicherweise an den Ex-Nationalspieler gesendet hatte. „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“, schrieb Lehmann, der die Chat-Nachricht wohl irrtümlich an den 34-Jährigen sendete. Aogo postete einen Screenshot des Verlaufs und löste mit der Offenlegung der Aussage gewaltige Reaktionen aus.
Jens Lehmann mit rassistischer Äußerung - Sky-Kommentator hat eine klare Meinung
Am Mittwochmorgen wurde Jens Lehmann trotz irritierender Erklärungen auf Twitter sowie gegenüber der Presse von seinen Aufgaben im Aufsichtsrat von Hertha BSC* entbunden. Einige Stimmen aus der Sport-Welt kritisierten den ehemaligen Nationalkeeper scharf, auch die Frage nach dem ursprünglich angedachten Empänger der Nachricht ist für viele Personen ein Thema.
Sky*-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld machte seinem Ärger über die Aussage mit einem Statement auf Twitter Luft und schrieb: „Ich versuch‘s ruhig und sachlich. ‚Quotenschwarzer‘. Zwei Lesarten: Entweder es drückt die Gesinnung aus - komplett untragbar. Oder es war mal wieder ‚missverständlich‘. Heißt dann: sprachlich so minderbegabt, dass er keine öffentliche Bühne mehr bekommen sollte.“
Jens Lehmann beleidigt Dennis Aogo - Frau Ina zeigt sich entsetzt auf Instagram
Auch Aogos Frau Ina zeigte sich sehr betroffen und ließ ihren Gefühlen in ihrer Instagram-Story* freien Lauf. „Es ist ein absoluter Fehler und nicht mehr gut zu reden. Ich frage mich, was hier los ist. Dieses Land macht mir mittlerweile Angst“, meint die Influencerin. „Mein Mann war gestern auch menschlich so enttäuscht von dieser Person, das tat mir einfach sehr sehr leid. Ich schäme mich manchmal richtig dafür, dass ich Deutsche bin, wenn ich sehe, wie manche sich verhalten. So weit ist es schon gekommen. Eltern sollten zu Hause anfangen und ihre Kinder richtig erziehen“, so Ina Aogo an ihre Follower-Gemeinde.
Von offizieller Seite gab es bei Sky Rückendeckung für den Experten, Sportchef Charly Claasen fand eindringliche Worte auf Twitter. „Dennis Aogo ist ein hoch geschätzter Kollege und exzellenter Experte und wir sind froh, ihn in unserem Team zu haben. Wie bei Sky verurteilen jegliche Form von Rassismus und geben Rassismus keinen Raum und keine Plattform“, hieß es am Mittwochmittag. „Wir hatten Jens Lehmann oft bei Sky als Gast in unserem Programm, sind sehr enttäuscht über sein Verhalten und planen, ihn jetzt nicht mehr als Gast in unsere Sendungen einzuladen“, so Claasen zur Causa Lehmann.
Der einstige DFB-Keeper schrieb auf seinem Twitter-Kanal: „In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote.“(ajr) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA