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„Ich will einfach nicht mehr lügen“: Englischer Profifußballer outet sich

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Der englische Profifußballer Jake Daniels hat seine Homosexualität öffentlich gemacht. Das Coming-out hat zahlreiche positive Reaktionen hervorgerufen.

London - Als zweiter aktiver Fußballprofi hat Jake Daniels vom FC Blackpool seine Homosexualität öffentlich gemacht. Der 17-Jährige, der erst vor Kurzem seinen ersten Profivertrag beim englischen Zweitligisten Blackpool unterschrieben hat, sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview des Senders Sky Sports, er sei schwul. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das zu tun“, sagte Daniels. „Ich fühle mich bereit, den Leuten meine Geschichte zu erzählen.“

„Das wäre genial“: Jake Daniels hofft auf weitere Coming-outs

„Ich will einfach nicht mehr lügen“, sagte Daniels und äußerte die Hoffnung, dass andere aktive Spieler seinem Vorbild folgen. „Ich bin erst 17, aber ich bin mir im Klaren darüber, dass es das ist, was ich machen will“, so der Blackpool-Jungstar, „und wenn dadurch, dass ich mein Coming-out habe, andere Leute das sehen und das Gefühl bekommen, dass sie vielleicht dasselbe tun können, wäre das genial.“

Ein Coming-out sei im Männerfußball weiterhin ein „Tabu“, da viele Fußballer für ihre Männlichkeit bekannt sein wollen, prangert der Youngster an. „Die Leute sehen schwul sein als Schwäche an, als etwas, wofür du auf dem Fußballplatz gehänselt werden kannst.“ Vor homophoben Reaktionen in den Stadien hat Daniels trotzdem keine Angst: „Ruft, was ihr wollt, es wird keinen Unterschied machen.“

Nach Outing von Jake Daniels: FA und Blackpool sagen Youngster volle Unterstützung zu

Das erste Outing eines Profifußballers in Großbritannien hat zahlreiche positive Reaktionen hervorgerufen. Daniels‘ Verein Blackpool ist „unglaublich stolz darauf, dass er ein Stadium erreicht hat, in dem er sich sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits davon selbstbewusst äußern kann. Es ist wichtig, dass wir alle ein Umfeld fördern, in dem sich Menschen wohlfühlen und sie selbst sein können, und dass der Fußball bei der Beseitigung jeglicher Form von Diskriminierung und Vorurteilen eine Vorreiterrolle spielt.“

„Du bist eine Inspiration für uns alle und wir unterstützen deine Entscheidung, offen mit diesem Teil von dir umzugehen.“

Der englische Fußballverband FA unterstützt Jake Daniels bei seinem Outing.

Auch der englische Fußballverband FA sprach dem 17-Jährigen seine volle Unterstützung zu: „Du bist eine Inspiration für uns alle und wir unterstützen deine Entscheidung, offen mit diesem Teil von dir umzugehen. Fußball ist ein Spiel für alle, in dessen Mittelpunkt die Vielfalt steht, und dies ist ein äußerst positiver Schritt auf dem Weg zu einem inklusiven Fußball, auf den wir alle stolz sein können.“

Gary Neville „extrem stolz“ - Auch Premier Boris Johnson meldet sich zu Wort

„Extrem stolz“ zeigte sich ManUnited-Legende und TV-Experte Gary Neville über das Interview. „Ich wäre nicht in der Lage gewesen, das in meinen Mitt- oder Spät-Zwanzigern zu machen. Was er getan hat, braucht unglaublichen Mut.“ Er könne sich „nicht vorstellen, wie schwer das gewesen sein muss.“ Tottenham-Star Harry Kane kommentierte: „Ein großes Lob an dich und die Art und Weise, wie deine Freunde, deine Familie, der Club und der Kapitän dich unterstützt haben. Fußball sollte jeden willkommen heißen.“ „Du wirst für viele auf und neben dem Platz eine Inspiration sein“, ist sich Großbritanniens Premierminister Boris Johnson sicher.

Für ihn habe sich die Entscheidung schon gelohnt, sagte der Stürmer. „An dem Tag, nachdem ich es meiner Mutter und meiner Schwester gesagt habe, habe ich vier Tore geschossen“, berichtete Daniels. „Das zeigt, was für ein Gewicht ich von meinen Schultern losgeworden bin und was für eine gewaltige Erleichterung das war.“

Bislang haben sich erst wenige Profis zu ihrer Homosexualität bekannt

Daniels ist bisher der einzige aktive Profifußballer in Europa, der diesen Schritt gegangen ist. Vor Daniels hatte sich bereits der 22 Jahre alte Australier Josh Cavallo von Adelaide United im letzten Oktober öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Zuletzt hatte sich in England im Jahr 1990 der inzwischen verstorbene Justin Fashanu geoutet. 2013 tat es der frühere US-Nationalspieler und Ex-Major-League-Soccer-Profi Robbie Rogers. In Deutschland outete sich als bisher einziger Profi der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger nach dem Ende seiner Karriere. Der heute 40-Jährige äußerte ebenfalls Lob und wünschte dem Youngster eine „wundervolle Karriere.“ (vfi/dpa)

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