Herzog: Es fehlte in der Nationalmannschaft einfach das Selbstvertrauen in die eigene Stärke. Keiner hat offen ausgesprochen oder darauf vertraut, Costa Rica mit acht Toren schlagen zu können, was absolut möglich gewesen wäre bei einer höheren Effizienz.
Joshua Kimmich hat Angst, nun in ein Loch zu fallen.
Herzog: Kimmich ist ein sehr sensibler Spieler. Er besitzt einen hohen Perfektionismus und hat höchste Ansprüche an sich selbst. Er will unbedingt der nächste Kapitän werden. Dadurch setzt er sich extrem unter Druck, dem er aktuell nicht standhält. Wenn jemand seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht wird und das bereits seit längerem, dann hat das signifikanten Einfluss auf das eigene Leistungsvermögen. Vor allem, wenn die Angst dazukommt, dass es so bleibt oder gar noch schlechter wird. In einem Zustand von Angst können wir teilweise nur noch 60 Prozent unseres Leistungsvermögens abrufen. Kimmich ist also gut beraten, im mentalen Bereich an sich zu arbeiten. Das Potenzial hat er allemal. Im Endeffekt ist er fast zu intelligent. Intelligenz ist einer der größten Erfolgsverhinderer, die es gibt.