Matthäus zerlegt Nagelsmann-Experimente und kanzelt Kimmich-Gündogan-Duo ab
Deutschland kassiert gegen die Türkei einen Rückschlag. RTL-Experte Lothar Matthäus nimmt die Taktik von Bundestrainer Julian Nagelsmann auseinander.
Berlin – „Das ist ein Rückschlag. Jedes Ergebnis zählt. Das Spiel war ernüchternd.“ Lothar Matthäus war am späten Samstagabend schonungslos in seiner Analyse des 2:3 (1:2) Deutschlands gegen die Türkei. Seine Kritik zielte nicht zuletzt auf die Taktik und auf die Aufstellung von Bundestrainer Julian Nagelsmann ab.
Lothar Matthäus: Deutliche Kritik an Taktik und Aufstellung von Julian Nagelsmann
Nagelsmann hatte vor der Partie völlig überraschend Angreifer Kai Havertz (FC Arsenal) als Linksverteidiger aufgestellt. Es war eine Position, die der Londoner so auf diesem Niveau noch nie gespielt hatte. „Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei nach der Entlassung von Hansi Flick (Ex-Bundestrainer, d. Red.)“, meinte Matthäus nach dem herben Dämpfer in Berlin sieben Monate vor der EM 2024 im eigenen Land.
„Spieler, die die Position kennen, sollten auch da spielen. Franz Beckenbauer hat mal gesagt: ‚Ein Stürmer hat im eigenen Strafraum nichts zu suchen‘“, sagte Matthäus zur Rolle Havertz‘. Der 24-jährige Aachener verschuldete unter anderem mit einem diskussionswürdigen Handspiel im Strafraum den siegbringenden Elfmeter für die Türken durch Yusuf Sari (71. Minute), nachdem er selbst die frühe Führung (5.) für das DFB-Team erzielt hatte. Ein weiteres Tor durch BVB-Stürmer Niclas Füllkrug (49.) genügte nicht, weil auch Ferdi Kadioglu (38.) und Kenan Yildiz (45.+2) für starke Türken trafen.

Lothar Matthäus: RTL-Experte kann Rolle von Kai Havertz nicht nachvollziehen
„Kai Havertz ist nicht der, der hinten absichert. Er hat nicht die Laufwege, die stimmen müssen“, meinte Matthäus zum Linksverteidiger-Experiment mit dem Ex-Leverkusener. Zur Elfmeterszene sagte er: „Ein Verteidiger hat andere Erfahrungen gesammelt und die Hand vielleicht angelegt. Das ist unglücklich gewesen.“ Dass Deutschland defensiv mit einer Dreierkette auflief, passte dem 62-jährigen Rekordnationalspieler so gar nicht.
„Das haben wir immer wieder gesagt: 4-2-3-1, das ist das System der deutschen Mannschaft“, erklärte der Franke bei RTL: „Stattdessen war es wieder die Dreierkette, und die beherrscht die deutsche Mannschaft nicht. Unsere Innenverteidiger sind nicht die technisch versiertesten Spieler.“
Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei nach der Entlassung von Hansi Flick.
Der einstige Profi des FC Bayern und Weltmeister von 1990 konnte die Entscheidung, in einer Dreierkette zu verteidigen, offenbar überhaupt nicht verstehen. „Da ist man nicht eingespielt, da ist keine Abstimmung da“, meinte er: „Die Mannschaft ist auf einigen Positionen nicht so eingespielt gewesen, wie es die türkische Mannschaft war.“ Damit aber nicht genug.

These von Lothar Matthäus: Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan passen nicht zusammen
Der RTL-Experte kanzelte das Mittelfeld-Duo Joshua Kimmich (Bayern) und Ilkay Gündogan (Manchester City) regelrecht ab. Seine These: „Sie tun sich gegenseitig nicht gut, wenn sie zu nah zusammenspielen.“ Stattdessen hätte er lieber Leon Goretzka (Bayern) oder Pascal Groß (Brighton & Hove Albion) mit einem der beiden in der Schaltzentrale gesehen.
„Gündogan und Kimmich passen auf der Doppel-Sechs nicht zusammen, weil sie zu ähnlich sind“, erklärte Matthäus in seiner Analyse den blassen Auftritt der beiden Lenker. Er bemängelte aber auch die Einstellung wenige Monate vor der Europameisterschaft in Deutschland. Die Türkei habe nicht nur bei ihren Toren eine andere „Entschlossenheit“ gezeigt. Matthäus: „Da waren sie uns überlegen.“ (pm)
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