Hochtrabende Pläne für Sport- und Kulturzentrum: Stadt München lässt Türkgücü abblitzen

Türkgücü-Präsident Taskin Akkay hatte große Pläne für das Gelände an der Riemer Straße in München. Jetzt gab es eine Abfuhr von der Stadt.
München - Ein Sport- und Kulturzentrum? Mit mehreren Fußballplätzen, einer Event- und einer Multifunktionshalle? Mit diesen Plänen hatte Türkgücü kürzlich für Aufsehen gesorgt. 2025 wolle man das neue Vereinszentrum einweihen, eventuell sogar schon 2023 mit dem Bau beginnen.
Diese Ankündigungen haben auch die Stadt überrascht. Weder im Sport- noch im Kulturreferat hat man bislang von dem Projekt gehört. Auch die zuständige Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl hat von den Plänen erst aus der Presse erfahren. Die Überlegungen von Türkgücü zielen offenbar auf eine Fläche an der Ecke Riemer Straße/Am Mitterfeld, in unmittelbarer Nachbarschaft des jüdischen Sportvereins TSV Maccabi München. Dort hat die Stadt seit Jahrzehnten ein eigenes Grundstück für den Bau einer Bezirkssportanlage reserviert. Nachdem aber mit dem Schulcampus in der Messestadt Riem nur ein paar Meter weiter auch ein Sportcampus entstanden ist, ist die Entstehung der Bezirkssportanlage ungewisser denn je. Zuletzt hat die Messe die Fläche als Parkplatz für die Bauma genutzt.
Türkgücü: Pläne für Sport- und Kulturzentrum in Riem stoßen bei Stadt auf Skepsis
Türkgücü hatte das Areal schon vor ein paar Jahren bei den Überlegungen für ein Nachwuchsleistungszentrum für die damalige Profimannschaft im Falle eines Zweitligaaufstiegs im Blick. Die nun geänderte Idee für eine Multifunktions- und Event-Halle samt mehreren Fußballplätzen, die Präsident Taskin Akkay präsentierte, stößt bei der Stadt auf große Skepsis.
Als Sportbürgermeisterin setze sie sich dafür ein, möglichst viele Flächen in München für den Sport zu sichern, erklärt Dietl. „Da entsprechende Flächen leider sehr knapp sind, sollte gut überlegt werden, wie es gelingen kann, sowohl den Bürgern im Münchner Osten als auch aufstrebenden Vereinen einen sportlichen Mehrwert zu schaffen.“ Die angekündigte Planung sei „aufgrund der sportlichen und finanziellen Entwicklung von Türkgücü München auf absehbare Zeit nicht realistisch“, heißt es recht deutlich aus dem Rathaus.
Türkgücü-Präsident Taskin Akkay korrigiert die „Pläne“ des Vereins zu „Traum“
Und auch Türkgücü rudert auf Nachfrage zurück. „Das Kulturzentrum ist ein Traum. Da war mein Vorstandskollege Mehmet Tegmen zu euphorisch und hat das nicht ganz richtig dargestellt. Es geht in erster Linie um Sport“, sagt Akkay. Er verweist darauf, dass es entsprechende Pläne schon seit 2021 gibt und er vor einem Monat eine Mail „an das Büro von Frau Dietl und an das Sportamt“ geschickt habe, um die Gespräche wieder aufzunehmen. „Wir müssen jetzt unseren Bedarf richtig kommunizieren und die Verantwortlichen ihn erkennen. Da kann sich ein Projekt entwickeln“, sagt Akkay, der auch geraderückt, dass ein Baubeginn 2023 nicht realistisch ist.
Die Suche Türkgücüs nach einer eigenen Heimat zieht sich nun schon über Jahre und kocht immer wieder hoch. Vor eineinhalb Jahren setzte sich der damalige Geschäftsführer Max Kothny für die Belange des Vereins ein und pochte immer wieder auf eine faire Behandlung. „Ich erwarte von der Sportstadt München, uns eine Sportfläche zu den gleichen finanziellen Konditionen wie unsere Mitbewerber TSV 1860 München und FC Bayern München zu stellen“, sagte Kothny damals.
Türkgücü-Präsident Taskin Akkay: „Wir wollen kein Mega-Projekt, sondern eine Heimat“
Nach einem anfangs regen Austausch via Mail, persönlichen Treffen und der gemeinsamen Begehung einer möglichen Fläche soll die Kommunikation zwischen Stadt und Verein dann aber wieder eingeschlafen sein. Türkgücü hatte im Münchner Osten für erhebliche Unruhe gesorgt mit seiner Ankündigung, die Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße zu übernehmen, und dort ein Nachwuchsleistungszentrum zu errichten. Am Ende hatten sich die Pläne als Nebelkerzen entpuppt. Das Sportamt hatte deutlich gemacht, dass die Bezirkssportanlage dem Amateursport und dem darauf beheimateten Verein erhalten bleibe.
Auch das aktuelle Vorgehen, große Pläne zu verkünden, ohne die Stadt darüber zu informieren, erscheint fragwürdig. Türkgücü hat aber nun bei der Stadt um ein Gespräch gebeten und soll im ersten Quartal 2023 einen Termin bekommen, heißt es vom Verein. Finanziert werden soll das mögliche Vereinsgelände durch Förderung, Spenden und Sponsoren. „Alle Möglichkeiten werden wir voll ausschöpfen, wie jeder andere Verein auch“, sagt Akkay: „Wir wollen kein Mega-Projekt, sondern eine Heimat für Türkgücü.“