Deutsches Auswärtsspiel in Berlin: Türken pfeifen DFB-Star gnadenlos aus
Beim Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei sind tausende türkische Fans im Berliner Olympiastadion – und pfeifen einen DFB-Star noch vor dem Anpfiff gnadenlos aus.
Berlin – Besondere Atmosphäre am Abend für die deutsche Nationalmannschaft: Beim eigentlichen Heimspiel im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei feiert Julian Nagelsmann seine Heimpremiere als Bundestrainer. Doch tausende türkische Fans machen das ganze quasi zu einem Auswärtsspiel. Besonders den Auftritt von DFB-Star İlkay Gündoğan quittieren die türkischen Anhänger mit Pfiffen.
İlkay Gündoğan | |
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Geboren: | 24. Oktober 1990 (Alter: 32 Jahre), in Gelsenkirchen |
Verein: | FC Barcelona |
Länderspiele: | 72 |
Länderspieltore: | 18 |
DFB-Star Gündogan von türkischen Fans ausgepfiffen
Für den Mittelfeldspieler des FC Barcelona ist es eigentlich ein ganz besonderes Spiel. Erstmals trifft er mit der DFB-Elf auf das Heimatland seiner Eltern, führt die deutsche Mannschaft dabei sogar als Kapitän auf das Feld. Vorab hatte er seine Verbundenheit mit der Türkei betont.
Er liebe Istanbul und das türkische Essen, sagte der 33-Jährige dem SID, viele seiner Verwandten leben in Izmir an der Ägäis. Gündoğans Großvater Ismail war einst als Bergmann ins Ruhrgebiet gekommen, sein Vater war LKW-Fahrer einer Brauerei in Essen. Doch die türkischen Wurzeln scheinen den Fans egal zu sein.

Olympiastadion in Berlin fest in türkischer Hand
Noch vor dem Anpfiff seines 72. Länderspiels bekommt Gündoğan die Wut der türkischen Fans zu spüren, die offenbar seine Entscheidung für Deutschland zu spielen, kritisieren. Schon während des Aufwärmens musste sich der 33-Jährige am Samstagabend im ausverkauften Olympiastadion lautstarke Pfiffe zehntausender türkischer Anhänger anhören. Das Stadion war fest in türkischer Hand.
Auch während des Spiels kommt es immer wieder vereinzelt zu Pfiffen, wenn Gündoğan am Ball ist. Generell werden viele Ballbesitzphasen der deutschen Mannschaft mit Pfiffen und Buhrufen bedacht, als die Türken hingegen in der ersten Halbzeit in Führung gehen, bebt das Olympiastadion kurzzeitig.
Gündogan seit September DFB-Kapitän
Gündoğan war im September vom später entlassenen Hansi Flick als Kapitän der Nationalmannschaft berufen worden. Damit löste der amtierende Champions-League-Sieger Manuel Neuer ab. Der Torwart machte seit seiner Verletzung im letzten Winter kein Spiel mehr für Deutschland. Selbst bei einer Rückkehr von Neuer ins DFB-Tor soll Gündoğan die Kapitänsbinde behalten.
2018 hatte Gündoğan gemeinsam mit Ex-DFB-Spieler Mesut Özil, der ebenfalls türkische Wurzeln hat, kurz vor der WM für große Diskussionen gesorgt. Beide hatten sich an der Seite des autokratisch regierenden Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren lassen. Daraus entspann sich eine intensive Integrationsdebatte, die weit über den Sport hinausging.
Gündoğan war damals offen mit der Situation umgegangen und setzte seine DFB-Karriere fort. Mesut Özil hingegen trat kurze Zeit später aus der Nationalmannschaft zurück. Ex-DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff beschäftigt der Vorfall auch heute noch. (SID/LuHa)