Träumen erlaubt bei Schalke und Hannover

Gelsenkirchen - Für Schalke 04 und Hannver 96 beginnt die heiße Phase in der Europa League. Während Schalke gegen Athletic Bilbao 15 Jahre nach dem UEFA-Cup-Triumph wieder vom Titel träumt, ist 96 Außenseiter gegen Atletico Madrid.
Schalke 04 redet schon vom Finale, Hannover 96 von einem Paukenschlag in Madrid: Bei den Bundesligisten ist vor den spanischen Nächten in der Europa League Träumen erlaubt. „Nach wie vor wollen wir ins Endspiel, daran hat sich nichts geändert“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Donnerstag (21.05 Uhr/Sky) gegen Athletic Bilbao, während Hannover gegen Atletico Madrid mit der Rolle des unbequemen Außenseiters kokettiert.
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Auf Schalke sind die Erwartungen enorm: 15 Jahre nach ihrem UEFA-Cup-Triumph wollen die Königsblauen den zweitwichtigsten Pott im europäischen Klubfußball noch einmal gewinnen. „Wenn wir defensiv so konzentriert spielen, muss uns erstmal einer schlagen“, sagte Heldt mit Blick auf das überzeugende 2:0 in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen, mit dem die Gelsenkirchener auf Platz drei geklettert und der Champions League einen großen Schritt näher gekommen waren.
In der spanischen Nacht auf Schalke soll aber nicht nur mit dem siebten Heimsieg in Folge eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche geschaffen werden. Es könnte auch eine wichtige Personalentscheidung fallen: Gines Carvajal, Berater von Weltstar Raul, hat sich angekündigt. Ihm liegt das Schalker Angebot für einen Einjahresvertrag zu deutlich reduzierten Bezügen vor. „Der Ball liegt jetzt bei ihm“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.
Mit der Champions League vor Augen, in der er Rekordtorschütze ist, könnte Raul finanzielle Abstriche hinnehmen - so die Hoffnung der Schalker. „Wir haben das Portemonnaie so weit aufgemacht, wie es in unseren Konsolidierungskurs passt“, erklärte Tönnies. Carvajal deutete zuletzt an, dass Geld nicht das entscheidende Argument sei: „Ob er auf Schalke bleibt, ist reine Gefühlssache.“
Innerhalb der Mannschaft vermittelt Raul nicht den Eindruck, als habe er mit Schalke abgeschlossen. „Wenn man sieht, wie er in der 90. Minute noch attackiert - er ist ein Vollblutfußballer“, sagte Torhüter Timo Hildebrand und warb für eine Vertragsverlängerung: „Ich glaube, er tut jeder Mannschaft gut. Mit Raul im Team spielt man immer oben mit.“
Vollblutfußballer sind auch in Hannover gefordert, um bei Atletico Madrid (21.05 Uhr/kabel eins) zu bestehen. Das Selbstvertrauen ist jedenfalls enorm: „Wir sind saugefährlich“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka: „Ich erwarte, dass wir mutig und frech auftreten, sonst haben wir keine Chance. Sind wir vor dem Tor eiskalt, haben wir die Möglichkeit, ein gutes Resultat zu erzielen.“
„Die müssen uns erst mal schlagen“, sagte auch der forsche Kapitän Steven Cherundolo, „ein Sieg dort wäre optimal, ein Unentschieden auch noch gut.“ Und Stürmer Mame Diouf meinte: „Wir wollen Atletico schlagen und noch weit kommen in diesem Wettbewerb.“
Aber warum sollten sich die Hannoveraner auch kleiner machen, als sie sind? Schließlich präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka wider Erwarten sehr stabil, spielt die zweite Saison in Folge auf einem Top-Niveau, hat in der Bundesliga nur zwei Punkte Rückstand auf Platz fünf und ist in Europa seit Ende November ungeschlagen. „Wir fahren mit breiter Brust nach Madrid“, sagte Slomka.
3000 Fans werden die Mannschaft unterstützen, der Anhang freut sich nach Trips in die Ukraine und nach Belgien auf eine attraktive Reise. Ein kleines Abenteuer könnte allerdings der Weg zum Stadion Vicente Calderon werden: Ein Generalstreik im öffentlichen Verkehr droht Teile Madrids lahmzulegen. Einige Sonderbusse und der Aufruf zur rechtzeitigen Anreise sollen ein Chaos verhindern.
Auf dem Platz jedenfalls will 96 die nötige Ordnung wahren - der Traditionsklub Atletico war eine der schwierigsten Aufgaben im Lostopf. Zwar kämpft das Team von Trainer Diego Simeone in der Liga noch um die erneute Teilnahme am internationalen Geschäft. International gaben sich die „Colchoneros“ (Matratzenmacher) in dieser Saison dagegen keine Blöße. In Zwischenrunde und Achtelfinale gelangen souveräne Heim- und Auswärtssiege gegen den Klub von Nationalstürmer Miroslav Klose, Lazio Rom, und Besiktas Istanbul.
sid