Spanischer Frauenfußball im Chaos: Streik trotz Nominierung, Regierung droht mit Klage
Nach dem Kuss-Skandal bei der WM steht der spanische Frauenfußball vor einer Zerreißprobe. Die Spielerinnen weigern sich, trotz Nominierung anzutreten.
Madrid – Der Frauenfußball in Spanien versinkt in einem tiefen Durcheinander. Die Nationalmannschaft steht kurz davor, ihre ersten beiden Spiele in der UEFA Nations League ohne Spielerinnen zu bestreiten. Trotz der Zusicherung der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé am Montag, dass keine der nominierten Spielerinnen ihre Teilnahme an den beiden Spielen ablehnen würde.
Jennifer Hermoso | |
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Geboren: | 9. Mai 1990 (33 Jahre alt) in Madrid, Spanien |
Aktuelle Teams: | CF Pachuca Femenil / Nationalmannschaft Spanien |
Länderspiele (Tore): | 103 (51) |
Tomé beruft 15 Weltmeisterinnen – der Streik hält an
Nach einem Kuss-Skandal bei der Siegerehrung des WM-Finales trat die spanische Frauenfußballnationalmannschaft kollektiv in den Streik. Nach dem Rücktritt des umstrittenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales und des Weltmeister-Trainers Jorge Vilda, schien Nationaltrainerin Tomé mit der Berufung von 15 Weltmeisterinnen am Montag den Streik beendet zu haben.
Kurz vor Mitternacht jedoch verkündete Aitana Bonmatí, die bei der WM zur besten Spielerin gewählt wurde, auf X (ehemals Twitter): „Unser fester Wille, aus berechtigten Gründen nicht nominiert zu werden (...) bleibt in vollem Umfang gültig.“

Hermoso kritisiert den spanischen Verband scharf
Jennifer Hermoso, die unfreiwillig im Zentrum des Kuss-Skandals stand, wurde vom spanischen Verband RFEF für die kommenden Länderspiele nicht berufen. Als Grund für die Nichtberufung der 33-Jährigen erklärte Tomé, man wolle Hermoso „schützen“.
Hermoso selbst hat inzwischen auf die neuesten Entwicklungen reagiert. „Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?“, schrieb Hermoso am Montagabend auf X. Es habe in der Vergangenheit nie Schutz durch den Verband gegeben. Die Berufung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht nominiert zu werden, sei nun „ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert“.
Spielerinnen drohen Sanktionen bei Fortsetzung des Streiks
„Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen“, fügte Hermoso hinzu.
Hintergrund: Laut spanischem Sportgesetz stellt die Weigerung, trotz Nominierung nicht anzutreten, ein schwerwiegendes Fehlverhalten dar. Dies kann Geldstrafen zwischen 3000 und 30.000 Euro sowie Sperren zwischen zwei und 15 Jahren zur Folge haben.
Regierung mischt sich in den Streit ein und droht mit Sanktionen
Der Präsident der höchsten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, kündigte am Montagabend an, mit den streikenden Spielerinnen in Kontakt zu treten.
„Morgen früh werde ich eine Reihe von Leuten aus der Nationalmannschaft anrufen, um mit ihnen zu sprechen. Ich denke, es gibt einen Punkt, an dem die Regierung eingreifen muss; nicht alles ist zulässig“, sagte er dem Radiosender El Larguero. „Wenn die Spielerinnen nicht antreten, muss die Regierung – so leid es mir tut – handeln und dem Gesetz Geltung verschaffen“, warnte er. (kk/sid/dpa)
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