TV-Kritik zum letzten WM-Spiel von ZDF-Kommentator Réthy: „Béla ciao, Béla ciao, Béla ciao ciao ciao!“
Béla Réthy hat sein letztes Spiel kommentiert. Die TV-Kritik huldigt dem Wort-Weltmeister und äußert einen Wunsch, bei dem Sandro Wagner eine Rolle spielt.
München/Doha – Halbfinale für Frankreich und Marokko – Finale für Béla Réthy! Der Letzte seiner Art, der zurecht immer deutlich machte, dass es nur um die schöne Nebensache Fußball geht – um nicht weniger, aber eben auch nicht um mehr – hat gestern im ZDF sein letztes Spiel kommentiert. Und das an seinem 66. Geburtstag. Mit 66 Jahren ist bei ihm Schluss. Béla ciao, Béla ciao, Béla ciao ciao ciao! Der kluge, weltläufige und sprachgewaltige Réthy machte an der Seite seines Erklär-Lehrlings Sandro Wagner noch einmal Freude. Wir haben beim Abschiedsball genau hingeschaut und hingehört.
Béla-Andreas Réthy |
geb. 14. Dezember 1956 in Wien |
Sprachen: Deutsch, Ungarisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch, Spanisch |
1991: Erste Live-Reportage beim ZDF |
Hört nach der WM 2022 auf |
WM 2022: ZDF-Experte Christoph Kramer sieht, was sonst keiner sieht
Zum letzten Mal Chris Kramer: Kramer, Per Mertesacker und Jochen Breyer, die Talk Force vom Zweiten, verabschiedete sich von der WM 2022 – denn das Finale läuft im Ersten. Leider, möchte man sagen. Wichtigste Frage war natürlich: Auf wen setzt Chris Kramer, der Pannen-Prophet von Mainz? Viele hofften, dass er Frankreich im Finale sieht – denn das wäre das Endspiel-Ticket für die tapferen Marokkaner. Aber er traute sich nicht mehr, der Hundling: „Ich sage 1:1 nach 90.“
Viel besser als seine Prognosen sind seine Analysen. Denn der Lieblingsexperte sieht, was sonst keiner sieht, zum Beispiel über Lionel Messi: „Er hat einen unfassbar starken Arm. Er ist ja der Typ Büffel, und man kommt nicht an den Ball.“ Über diese neuartigen Erkenntnisse staunte auch Jochen Breyer.

Letztes Spiel von Béla Réthy: Stimme, powered by Filterlosen
Zum letzten Mal Béla Réthy: Ciao ma mal – unter diesem beckenbaueresken Motto verabschiedete sich der Brasilo-Ungar. Man mag bis heute nicht glauben, dass er erst mit zwölf Jahren Deutsch gelernt hat und dann zum Wort-Weltmeister wurde, wie Sandro Wagner sagen würde. Besser als sein alter ZDF-Kollege Marcel Reif kann man Béla Réthy kaum verabschieden: „Mir wird einer fehlen, der wirklich seinen Job gemacht hat: Kommentator, nicht Beschreiber dessen, was ich selbst sehe.“
Zugegeben: Auch der TV-Kritiker war nicht immer der größte Réthy-Fan – wenn Béla zum 19. Mal Robben und Ribéry durcheinandergewurschtelt und die Schuhgrößen obskurer tunesischer Schiedsrichter aus dem Jahr 1973 von seinen berüchtigten Zetteln abgelesen hat. Aber der Mann war halt gut. Und dann diese Stimme, powered by Filterlosen! Die Deutsch-Defizite seiner Nachfolger (und -innen) werden das Fußballschauen im ZDF nicht schöner machen.
Belá Réthy hat keinen Bruder, der ihn ersetzen kann: „Nee, ich bin der einzige“
Der letzte Tanz mit Sandro Wagner: Erstmals Abschied durfte Réthy schon in der Heute-Sendung um 19 Uhr nehmen. „Die Emotionen kommen nachher, auf dem Weg zurück ins Parkhaus“, verriet er. „Im Moment wird einfach nur gearbeitet, Halbfinale.“ Dann streute der junge Herr Breyer dem „Lieblingskollegen“ Rosen: „Ich wünsche mir Verlängerung, damit wir 30 Minuten mehr Béla Réthy haben.“ Da eifersüchtelte Adjutant Wagner dann doch: „Ich hoffe auch bisschen mehr Sandro Wagner.“
So süffisant wie Béla Réthy wird niemand mehr Fußball kommentieren: „Mbappés Defensiv-Ambitionen sind ja nicht so stark.“ Und so schön Wort-Ping-Pong wie Béla und Sandro wird auch niemand mehr spielen. Lieblings-Dialog zum Abschied, als Réthy über Lucas und Theo Hernández redete und sich Wagner erkundigte: „Hast Du auch einen Bruder, der Dich ersetzen kann?“ „Nee“, musste Béla zugeben, „ich bin der einzige“. Da muss man seinen Eltern einen Vorwurf machen, denn einem Zoltán Réthy (56) würde man gern noch ein paar Jahre zuhören. Oder einem Réthy-Wagner-Podcast. Auf geht’s, die Herren!