TV-Kritik zum WM-Halbfinale bei Magenta: Es gibt nur ein Béla Réthy, aber zwei Kroos-Brüder
Beim WM-Halbfinale im ZDF dreht sich alles um den Abschied von Kult-Kommentator Béla Réthy. Bei Magenta TV überraschen die Kroos-Brüder mit einem völlig neuen Format. Die TV-Kritik von Jörg Heinrich.
München – Da hocken die deutschen Spieler seit Wochen zuhause, oder brechen sich auf Skitouren den Haxen. Trotzdem – oder wahrscheinlich deswegen – haben ZDF und Magenta jetzt für den unterhaltsamsten Abend der WM 2022 gesorgt. Woran man merkt: Fußball macht erst Spaß, wenn der DFB nicht mehr dilettiert. Wichtigste Erkenntnisse vom zweiten Katar-Halbfinale: Es gibt nur ein Béla Réthy, aber es gibt zwei Kroos-Brüder. Robbie Williams schneite auch rein, nur „Hänsi“ Flick hat geschwänzt.
Name: Béla-Andreas Réthy |
Geburtstag: 14. Dezember 1956 (66 Jahre) in Wien |
Sender: ZDF |
Erste Live-Reportage: 1991 |
Karriereende: 14. Dezember 2022 |
Emotionaler ZDF-Abschied: Mertesacker singt „Es gibt nur ein Béla Réthy!“
Bélas letzte Worte: Wenn Fernsehsender über sich selbst reden, wird es gerne mal peinlich. Aber nach dem letzten Spiel von Rüstig-Rentner Réthy war’s im ZDF lustig, angemessen und rührend. Chris Kramer ulkte als Gute-Laune-Beauftragter: „Wenn ich eine Frau wäre, würde ich ein Kind von Béla wollen.“ Réthy war an einer Spät-Vaterschaft nicht interessiert, revanchierte sich aber mit dieser Erkenntnis bei Weltmeister Kramer: „Ich hab Dich 2014 ins WM-Aufgebot gequatscht. Du warst gar nicht auf der Liste.“
Kollege Nils Kaben verabschiedete sich mit einem herrlichen Film vom „ungarischen Lebemann mit dem Riesenherz“ und bewies, dass Béla tatsächlich mal absurd jung war. Stimmungskanone Per Mertesacker zählte nach und stellte enttäuscht fest: „Es gibt nur ein Béla Réthy!“ Und die letzten ZDF-Worte des gerührten Fußballweisen lauteten: „Alles Gute, bleiben Sie gesund, ciao. Man sieht sich.“ Na hoffentlich!

TV-Kritik zum WM-Halbfinale: Es gibt nur ein Béla Réthy, aber zwei Kroos-Brüder
Die Frotzel-Weltmeister: Wenn Béla Réthy für die gute, alte Fernsehwelt steht, zeigten Felix und Toni Kroos beim Frankreich-Sieg den TV-Fußball von morgen. An sich ist das Telekom-Format „Reaction Show“, bei dem irgendwelche TikTok-Menschen auf der Couch lümmeln, futtern, live WM schauen und dazu Zeug reden, so überflüssig wie Niklas Süle als Außenverteidiger. Mit den Kroos-Brüdern – der eine in Madrid, der andere in Berlin – wird der Quatsch aber zum Fernsehpreis-verdächtigen Vergnügen.
Da kommentiert Weltmeister Toni das 1:0 der Franzosen lässig: „Theo Hernández, mit dem hab ich hier in Madrid sogar noch zusammengespielt.“ Und Ex-Profi Felix ätzt nach dem 2:0: „Der magische Moment ist für mich, dass Du wieder falsch gelegen hast, Toni. Kolo Muani kritisiert, und in dem Moment macht er das Tor.“ Weil Toni bei der TV-Premiere des Kroos-Podcasts „Einfach mal Luppen“ eine Wette verliert, muss er zur Strafe twittern: „Alles was ich heute bin, habe ich Felix Kroos zu verdanken. Sympathisch, attraktiv, einfach ein moderner Supergott.“ Die beiden sind die neuen Joko und Klaas, bloß halt mit Fußball.
TV-Kritik zu Frankreich-Marokko: Toni Kroos beschwert sich bei Robbie Williams und lästert über Klose
Robbie auf der Couch: Damit’s bei Familie Kroos noch unterhaltsamer wird, schaut zwischendurch per Videoschalte einfach mal ein zerknautscht aussehender Robbie Williams vorbei. Kumpel „Rob“ mosert über die fehlende Siegermentalität seiner Engländer und erkundigt sich über Verfehlungen des Bundestrainers: „Der Trainer, wie heißt er? Hänsi?“
Toni Kroos beschwert sich dann noch, dass Robbie auf seiner Spanien-Tour nur in Barcelona singt, und nicht in Madrid: „Was läuft da falsch bei Dir?“ „Guter Mann, der Rob“, findet Felix Kroos trotzdem. In der zweiten Halbzeit redet Miroslav Klose mit, über den Toni lästert: „Miro hat 16 WM-Tore geschossen. Aber die Hälfte davon gegen Saudi-Arabien.“ Das war, frei nach Robbie, ganz großes „Let me entertain you“. Fortsetzung beim Finale, bestimmt lustiger als mit Tom Bartels.