„Richtig auf die Fresse geflogen“: Hitzlsperger mit Brandrede nach One-Love-Drama
Das WM-Aus der DFB-Elf wird weiterhin heiß in Verbindung mit der „One Love“-Binde diskutiert. Nun äußert sich TV-Experte Thomas Hitzlsperger mit klaren Worten.
München/Doha - Wenn man in Zukunft auf die WM 2022 und das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft zurückblicken wird, wird auch immer die „One Love“-Binde zum Thema werden. Aber noch befinden wir uns kurz nach dem Ausscheiden der DFB-Elf und umso omnipräsenter wird aktuell die Diskussion geführt, wie sehr die Diskussion um ein Protestzeichen einen Einfluss auf die Leistung der Mannschaft hatte. Überraschend deutlich bezieht nun TV-Experte Thomas Hitzlsperger in der ARD Sportschau Stellung, der ein Umdenken fordert.
Hitzlsperger über „One Love“-Binde: „Muss als Teil der Analyse miteinbezogen werden“
Nicht nur einmal wurde am Samstag die Verquickung DFB-Aus und Themenkomplex „One Love“-Binde in der ARD bemüht. Am Nachmittag strahlte die Sportschau einen Beitrag aus, der große Unstimmigkeiten im Team bezüglich der „One Love“-Binde skizzierte. So sollen die Kräfte innerhalb der Mannschaft so unversöhnlich gegenüber gestanden haben, dass sogar ein externer Vermittler durch den DFB hinzugezogen werden musste.

Dass die Diskussion nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen ist, mutmaßt auch Thomas Hitzlsperger im TV-Studio. „Ich vermute auch, dass im Vorfeld viel diskutiert wurde“, der sogleich appelliert: „Das darf sich nicht wiederholen.“ Für den ehemaligen Nationalspieler ist klar, dass die Unstimmigkeiten in der Mannschaft „als Teil der Analyse miteinbezogen werden“ müssen. Dabei gilt es auch Spieler, die jetzt am Boden sind, entsprechend aufzurichten.
Hitzlsperger wird deutlich: „Wir haben uns verrannt“
Hitzlsperger hatte sich mit seinen ersten Aussagen aber erst aufgewärmt, denn später am Abend legte dieser mit deutlich klareren Worten nach. „Wir haben uns verrannt, wir haben zu sehr gedacht, dass wir die Bühne nutzen müssen“, kritisiert er vor allem den kollektiven Druck, der auf die Mannschaft ausgeübt wurde. „Ich glaube auch, dass die Spieler für sich in Zukunft selber entscheiden müssen, ob ihnen etwas wichtig genug ist, um so eine Aktion zu machen.“
Bei der Kritik am äußeren Druck nimmt sich der Experte selbst nicht aus. „Wir, und ich nehm mich da natürlich mit ein, oder auch der Verband kann natürlich nicht von einer Mannschaft fordern: Ihr müsst das jetzt machen.“ Mit dieser Einstellung sei man jetzt „richtig auf die Fresse geflogen.“ Die Schlagrichtung von Hitzlsperger ist klar: Zumindest in der Causa „One Love“-Binde will der Ex-Profi den Druck von den Spielern nehmen, denen er hoch anrechnet, dass „kein Spieler es bis jetzt als Alibi genutzt hat.“
Khedira setzt zur Generalabrechnung mit der Defensive an
So sehr die Diskussion um die „One Love“-Binde jetzt hochgekocht wird, so wenig will Hitzlsperger sie als Ausrede für das Abschneiden der DFB-Elf werten. „Das Wesentliche war schon auf dem Platz. Es wurden so viele Fehler auf dem Platz gemacht“, so dessen Einschätzung, der sich wünscht, „dass größeren Raum einnehmen muss, was sportlich passiert ist.“
Damit trifft er bei seinem Kollegen Sami Khedira einen Nerv, der „das Problem, was wir im deutschen Fußball haben (…) ein bisschen tiefgründiger“ sieht. Und dann wird Khedira deutlich, der genug hat vom Gerede von „spielstarken Verteidigern.“ „Verteidigen ist verteidigen! Wir müssen erstmal wieder lernen, zu verteidigen“, der dann beim letzten Schlag auch gegen den DFB ausholt: „Wir haben ein strukturelles Problem in der Verteidigung.“ Die DFB-Abwehr wird nicht das erste Mal zum Ziel der Kritik, auch Markus Babbel griff schon zu drastischen Worten. (sch)