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Martinez sprach nach Japan-Blamage „mit deutschem Spieler“, der ihm die Probleme verriet

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Von: Philipp Kessler

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Javi Martinez vom FC Bayern München steht vor dem Spiel auf dem Rasen der Allianz Arena
Ex-Bayern-Star Javi Martínez schreibt die DFB-Elf noch nicht ab. © Sven Hoppe/dpa

Bei der WM treffen Deutschland und Spanien aufeinander. Der spanische Ex-FCB-Star Javi Martínez analysiert im tz-Interview die Chancen beider Teams.

Doha – Javi Martínez (34) hat als Spieler alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit dem FC Bayern wurde er 2013 und 2020 Champions-League-Sieger. Mit der Nationalmannschaft stemmte er 2010 den WM-Pokal in die Höhe, 2012 wurde er Europameister. Seit 2021 spielt der Defensivspezialist für Qatar SC. In seiner neuen sportlichen Heimat ist Martínez als WM-Experte für MagentaTV im Einsatz.

Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über die aktuelle Stimmung der spanischen Fußballfans und die Chancen des DFB-Teams im WM-Duell mit Spanien.

Herr Martínez, die DFB-Elf hat mit 1:2 gegen Japan verloren – braucht Spanien Deutschland überhaupt zu fürchten?

Javi Martínez: Im Fußball muss man keine Angst haben. Für mich ist Deutschland die beste Mannschaft in der Gruppe. Jetzt müssen sie unbedingt gegen Spanien gewinnen. Für Deutschland ist es ein Finale. Das wird schwierig für Spanien. Hansi Flick ist ein guter Trainer, er weiß, was nicht funktioniert hat. Deutschland wird im zweiten Spiel besser spielen. Ich habe bei der WM 2010 mit Spanien eine ähnliche Situation zum Turnierbeginn erlebt.

Inwiefern?

Martínez: Damals haben wir das erste Spiel gegen die Schweiz mit 0:1 verloren. Manchmal ist das gut für die Mannschaft. Man muss dann reagieren und man bringt eine bessere Leistung.

Ilkay Gündogan hat seine Kollegen öffentlich kritisiert. Was halten Sie davon?

Martínez: Wenn ein erfahrener Spieler wie Ilkay Gündogan spricht, müssen ihm alle zuhören. Ich habe übrigens auch mit einem deutschen Spieler gesprochen, den Namen verrate ich nicht, der gesagt hat, dass sie in beiden Sechzehnern Probleme hatten.

Gegen Japan hat Deutschland mit Kai Havertz im Sturm begonnen. Ein echter Neuner stand zu Beginn nicht auf dem Feld. Ihre Meinung?

Martínez: Havertz ist zwar ein Topspieler, aber er ist keine Neun wie Gomez oder Klose. Er kann diese Rolle nicht einnehmen. Er hat gute Bewegungen, aber manchmal braucht eine Mannschaft einen Spieler, der die Verteidiger beschäftigen und Bälle festmachen kann. Ich glaube nicht, dass Deutschland diesen Spieler hat.

Javi Martinez über Stimmung nach WM-Kantersieg: „In Spanien sind wir schon Weltmeister“

Spanien hatte beim 7:0 gegen Costa Rica hingegen keine Probleme, Tore zu schießen.

Martínez: Spanien hat mich überrascht, weil sie so gut gespielt haben. Natürlich habe ich einen Sieg gegen Costa Rica erwartet, aber kein 7:0. In Spanien sind wir schon Weltmeister. Wir müssen ruhig bleiben. Es ist ein langes Turnier. Wenn ein Ergebnis so gut ist, ist die Euphorie sofort groß. Aber wenn das nächste Spiel nicht gut geht, haben wir ein Problem. Wir müssen auf Trainer Luis Enrique hören, er hat viel Erfahrung.

Welche Schwachstellen hat Spanien?

Martínez: Ich habe keine gesehen. (lacht) Gegen Costa Rica hat Spanien 90 Minuten lang kontrolliert. Ich dachte eigentlich, die Mannschaft attackiert mit zu vielen Spielern. Das kann gefährlich sein, weil sich dadurch viele Räume hinter der Abwehr ergeben könnten. Aber Spanien hat das gut gemacht. Costa Rica hatte keinen Raum, keine Chance.

In Deutschland gibt es vor dem Spiel gegen Spanien Diskussionen, ob die jungen Spieler der schwierigen Situation gewachsen sind.

Martínez: Im Fußball muss man in jedem Spiel, wie wir Spanier sagen, „Cojones“ zeigen. Wenn ich an Gavi denke: Die Spieler, die mit ihm spielen, nehmen seine Energie auf. Sie sehen ihn rennen und kämpfen. So überträgt er diese Energie auf seine Mitspieler.

Joshua Kimmich ist ein Führungsspieler beim DFB. Als Sechser-Experte: Sehen Sie ihn im defensiven Mittelfeld oder auf der Schwachstelle rechts hinten?

Martínez: Für mich ist Josh einer der besten Sechser der Welt. Aus meiner Sicht ist er besser im Mittelfeld.

Abschließend: Wen sehen Sie neben Spanien als WM-Favoriten?

Martínez: Vor dem ersten Spiel hätte ich Argentinien gesagt. Auch Deutschland gehört nach wie vor zu meinen Favoriten. Sie sind wie Real Madrid in der Champions League. Sie sind immer da.

Interview: Philipp Kessler

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