WM-Rekordprämie beim DFB - Einst gab's nur ein Kaffeeservice

Berlin - Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die DFB-Frauen mit einem Kaffeeservice als Titelprämie zufriedengaben. Für den Sieg bei der Heim-WM ist für Birgit Prinz und Co. eine Rekordprämie ausgelobt.
Silvia Neid hat noch alle Tassen im Schrank. Das 41-teilige Kaffeeservice, das die heutige Bundestrainerin und ihre damaligen Mitspielerinnen für den ersten großen Titel bei der Fußball-EM 1989 bekamen, ist immer noch komplett. „Ich habe das Service meinen Eltern geschenkt. Wenn ich heute zu Besuch komme, wird das Geschirr ab und zu rausgeholt“, sagt Neid: „Wenn wir Geld bekommen hätten, wäre das schon längst weg.“
Zwölf Jahre später können die heutigen Nationalspielerinnen über solche Prämien nur schmunzeln. Inzwischen wird auch im Frauen-Fußball um Geld gefeilscht. Im Vorfeld der Heim-WM (26. Juni bis 17. Juli) soll die erste Verhandlungsrunde zwischen DFB-Präsident Theo Zwanziger und dem Spielerinnenrat abgebrochen worden sein. Birgit Prinz und Co. haben angeblich 100.000 Euro pro Kopf für den dritten WM-Titel in Folge verlangt.
Am Ende einigte man sich auf eine Rekordprämie in fast sechsstelliger Höhe. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lobte pro Spielerin 60.000 Euro plus „erfolgsunabhängige Vergütungen“ aus Marketing-Aktivitäten aus. Im Idealfall kommen so pro Nase etwa 90. 000 Euro zusammen. „Mit dem Ergebnis sind wir alle zufrieden“, sagt Spielführerin Prinz.
DFB-Boss Zwanziger verteidigte die Rekordsumme. „Wir haben mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land eine besondere Situation. Der tragen wir auch in Form der Prämien Rechnung“, sagt der bekennende Frauenfußball-Fan: „Die Identifikation der Spielerinnen mit ihrer WM ist sehr groß - und diese Einstellung und Leistung wollen wir honorieren.“
Der Kader steht! So schön sind unsere WM-Träume
Mit der Rekordsumme sei jedoch das obere Limit erreicht, betonte Zwanziger. Derartige Beträge könne der Verband bei künftigen Turnieren außerhalb Deutschlands nicht mehr bezahlen. Für den WM-Titel 2007 in China hatte es noch 50.000 Euro gegeben, vier Jahre zuvor für den Triumph in den USA 15.000 Euro.
An die Prämien für das Männerteam reichen die Frauen aber noch nicht heran. Die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw hätten im Fall eines Sieges bei der Heim-WM 2006 je 300.000 Euro eingestrichen. Diskussionen über eine Ungleichbehandlung will Zwanziger erst gar nicht aufkommen lassen, da sich „die finanziellen Zuwendungen durch den Veranstalter FIFA zwischen einer WM der Männer und einer der Frauen sehr gravierend unterscheiden“.
Richtig Geld verdienen die deutschen Fußball-Frauen erst in den K.o.-Runden. Demnach erhalten die WM-Teilnehmerinnen für das Viertelfinale 15.000 Euro, für das Halbfinale steigt die Summe auf 25.000 Euro. Belegt das deutsche Team am Ende Platz 3, erhalten die Spielerinnen jeweils 30.000 Euro. Im Falle einer Finalniederlage würden 40.000 Euro gezahlt.
Von solchen Summen können die anderen Teams nur träumen. Genaue Informationen über Prämien sind zwar so gut wie gar nicht zu bekommen, doch Deutschland dürfte ohne Zweifel auch hier als Nummer eins ins Turnier gehen. Die Brasilianerinnen zum Beispiel haben für ihren zweiten Platz vor vier Jahren gerade einmal umgerechnet jeweils 7000 Euro kassiert.
sid