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Béla Réthy spricht über dunkelsten Moment seiner Karriere: „Unheimlich schwierig, das in Worte zu fassen“

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Von: Antonio José Riether

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Béla Réthy geht nach dem WM-Halbfinale in Rente. Die legendäre Ferhsehstimme sprach vor seinem Abschied über seinen schwersten Moment in über dreißig Jahren für den ZDF.

Mainz/Doha - Millionen Deutsche kennen seine Stimme. Béla Réthy ist seit 1991 als Live-Kommentator beim ZDF tätig und begleitete die deutsche Mannschaft seit 1996 auf allen Turnieren. Von 1996 bis 2018 kommentierte der gebürtige Wiener alle vom ZDF übertragenen Endspiele der Welt- und Europameisterschaften. Nach der diesjährigen WM in Katar geht Réthy jedoch in Rente, in einem Interview sprach die legendäre TV-Stimme nun über den schwierigsten Moment seiner langen Karriere.

Béla-Andreas Réthy
Geboren: 14. Dezember 1956 in Wien
Sender: ZDF
Erste Live-Reportage: 1991
Karriereende: 2022

Béla Réthy: Kommentator spricht vor ZDF-Abschied über seinen schwersten Moment

Zum Abschied von der großen Fernsehbühne gab Réthy dem Sport-Informationsdienst ein Interview, in dem er über seine Karriere sowie den Wandel des Sportjournalismus durch die neuen Medien sprach. Zudem thematisierte der 65-Jährige seinen schwersten Moment als Kommentator.

Angesprochen auf den beklemmendsten Augenblick seiner beruflichen Laufbahn, musste Réthy offenbar nicht lange nachdenken. Erst im vergangenen Jahr erlebte er den Zusammenbruch des dänischen Nationalmannschafts-Kapitäns Christian Eriksen live bei einer EM-Übertragung. Der damalige Star von Inter Mailand erlitt dabei mitten im Spiel gegen Finnland einen Herzstillstand und musste unter Beobachtung seiner teils in Tränen ausgebrochenen Mitspieler auf dem Spielfeld reanimiert werden.

„Alle waren geschockt“: Béla Réthy kommentierte bei Herzstillstand von Christian Eriksen

„Ja, mit großem Abstand“, beantwortete Réthy die Frage. „Es war unheimlich schwierig, das Geschehene in Worte zu fassen. Alle waren geschockt, natürlich ich auch als Reporter, denn auf eine solche Situation kann sich niemand vorbereiten.“ Der medizinische Notfall, der sich ausgerechnet beim ersten Gruppenspiel der Dänen im Parken-Stadion in Kopenhagen abspielte, hatte für eine lange Unterbrechung gesorgt, in der Réthy eine Weile weiterkommentieren musste.

Besonders für seine besonnene Reaktion wurde Réthy im Nachgang gelobt. „An ein Fußballspiel ist nicht zu denken, daran wollen wir auch gar nicht denken“, hatte der Kommentator während der Übertragung an jenem 12. Juni 2021 ins Mikrofon gesagt, ehe er zurück ins ZDF-Studio gab. Zuvor hatte er streckenweise die Bilder für sich sprechen lassen, nun erklärte er sein Vorgehen.

Béla Réthy kommentierte seit 1991 Fußballspiele für das ZDF.
Béla Réthy kommentierte seit 1991 Fußballspiele für das ZDF. © Chai v.d. Laage/imago

Halbfinale zum Abschluss: Béla Réthy beendet Fernsehkarriere am 66. Geburtstag

„Es war ja sehr schwierig, verlässliche Informationen zu bekommen. Und ich wollte auf keinen Fall über etwas spekulieren“, erkärte der Sportjournalist gegenüber dem SID. „Die Informationen, die wir von Quellen bekommen haben, wurden noch zwanzigmal verifiziert. Und dann ist manchmal das Schweigen genau das Richtige.“

Für Réthy endet in Katar ein langes Kapitel. Beim Halbfinale am Mittwochabend in Al-Chaur zwischen dem Titelverteidiger Frankreich und dem Underdog Marokko kommentiert er sein letztes Fußballspiel für das ZDF. Und das ausgerechnet an seinem 66. Geburtstag.

ZDF-Kommentator Béla Réthy spricht über Pläne nach seinem Karriereende

Für die Zeit unmittelbar nach seinem Abschied vom Mikrofon hat Réthy bereits konkrete Pläne. „Ich werde über Weihnachten Besuch von meiner Familie bekommen, werde die WM sacken lassen. Ich habe mir vorgenommen, ein paar Monate gar nichts zu machen“, so der Kommentator.

Für die entferntere Zukunft hat er jedoch keine genauen Vorsätze, wie er bereits zuvor anmerkte. „1. Januar bin ich dann offiziell Rentner. Es kann aber sein, dass ich mittelfristig das eine oder andere machen werde.“ Bei der Heim-EM 2024, bei der Réthy kein zweites Sommermärchen erwartet, wird er erstmals als Zuschauer vor dem Fernseher sitzen. (ajr)

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