DHB-Team bei der Handball-EM: Corona-Farce droht - Schickt die Jungs nach Hause, bevor es zu heftig wird

Das DHB-Team steckt im Corona-Chaos. Die Nachrichten über positive PCR-Tests überschlagen sich. Schickt die Jungs einfach nach Hause. Ein Kommentar.
München - Tag für Tag überschlagen sich die neuen Hiobsbotschaften bei der Handball-EM. Alles begann mit Julius Kühn und seinem positiven Corona-Test. Am Mittwoch, ausgerechnet dem spielfreien Tag vor dem Start der Hauptrunde, reihen sich neue infizierte Akteure ein. Wer betroffen ist, gab der DHB zunächst nicht bekannt. Jetzt steht fest, dass es den bisher so starken Christoph Steinert, Djibril M‘Bengue und auch Sebastian Heymann, der letzte aus dem ursprünglichen Kader für die „Königsposition“ halblinks, erwischt hat. Damit ist der Infektionszähler vor der Partie gegen Spanien am Donnerstag um 18 Uhr - tz.de begleitet das Spiel im Live-Ticker - bei mittlerweile 12 angekommen. Ursprünglich wurden 17 Spieler für das Turnier nominiert samt zwei potenzieller Nachrücker. Lieber DHB: Das ist schlichtweg nicht mehr vertretbar.
Die allermeisten werden absolut verstehen, dass sich Profisportler auf ein solches Turnier freuen, Corona-Pandemie hin oder her. Schließlich wird der ein oder andere unter Umständen nur diese eine Chance auf ein großes Event im Nationaltrikot bekommen. Aber unter diesen Umständen? Vom ursprünglich nominierten Kader sind mittlerweile nur noch Johannes Golla, Patrick Wiencek, Philipp Weber, Julian Köster, Simon Ernst und Lukas Zerbe dabei. Alle anderen haben sich bereits infiziert. Und wer weiß schon, ob in den folgenden Tagen nicht weitere positive Ergebnisse folgen.
Corona-Debakel bei der Handball-EM: Die Spieler bringen sich selbst und auch den Gegner in Gefahr
Mittlerweile wirken die Meldungen viel weniger wie der viel titulierte „Corona-Schock im DHB-Team“, sondern eher wie eine einzige Farce. Durch die hochansteckende Omikron-Variante ist es nun weit weniger eine Überraschung oder ein Schock, denn ein „war ja klar“, das sich unter den Handball-Fans breit macht. Auch die nachrückenden Akteure wie Jogi Bitter und Paul Drux oder die zwei ganz frisch angereisten Patrick Zieker und Daniel Rebmann sowie die drei weiteren Nachrücker David Schmidt, Tobias Reichmann und Lukas Stutzke bringen sich aber damit in aktuell – man muss es einfach so sagen – erhöhte Infektionsgefahr, trotz Booster-Impfung. Eine Übersicht über alle positiv getesteten sowie nachgerückten Spieler finden Sie hier. Auch wenn die Verläufe, so hoffen wir doch alle, durch die Omikron-Variante bei allen Spielern nur mild ausfallen sollten, zeigen sich Spätfolgen unter Umständen erst später, wie der Fall Alphonso Davies vom FC Bayern München beweist. Außerdem werden die Akteure nach der EM ja zügig wieder in ihren Vereinen gebraucht.
Das ganze zieht einen weiteren, ellenlangen Schweif nach sich. Die Spieler bringen ja nicht nur sich, sondern eben auch die gegnerische Mannschaft in Gefahr. Auch die positiv getesteten Spieler haben nun mal in jeder Partie intensiven Körperkontakt zu den Gegnern aus Österreich, Polen oder Belarus gehabt. Das dazu noch in einem geschlossenen Raum. Mit etlichen Fans auf den Tribünen. Und bei einem möglichen Halbfinale, das in Ungarn stattfinden wird, ist sicherlich keine Besserung der Lage in Sicht. Immerhin werden da die Hallen deutlich voller sein, als während der Vor- und Hauptrunde in der Slowakei. Maskenpflicht, das haben bisherige TV-Übertragungen gezeigt, wird nicht überall ernst genommen. Spieler wie Weltstar Nikola Karabatic bemängelten bereits die Lage vor Ort.
Handball-EM: Deutsches Team versinkt im Corona-Chaos - lieber DHB: Schickt die Jungs doch bitte nach Hause
Auch als gegnerischer Spieler kann es doch gut sein, dass man da Bauchschmerzen bekommt. Wer geht schon gerne intensiv ins Eins-gegen-Eins gegen Spieler, die offensichtlich Kontakt zu infizierten Personen hatten und möglicherweise auch am nächsten Tag dann doch den positiven PCR-Befund erhalten? Natürlich drücken wir alle die Daumen, dass die weiteren Tests nun negativ ausfallen. Garantieren kann das aber in der aktuellen Lage wohl keiner. Auch deshalb trafen sich Verantwortliche des DHB und der HBL am Abend vor dem Spiel gegen Spanien zur Krisensitzung. Mit dem Entschluss: Einen Rückzug aus dem Turnier wird es vorerst nicht geben. Eine Entscheidung, die zumindest angezweifelt werden sollte.
Natürlich sollte die junge, wilde, neue DHB-Truppe eine neue Handball-Euphorie im Land auslösen, wie es zuletzt den Sensations-Europameistern von 2016 gelang. Unter diesen Umständen aber scheint dennoch nur noch eine einzige Lösung als passender Ausweg: Schickt die Jungs nach Hause. Denn mittlerweile muss die Frage berechtigt sein: Ist es das in einer globalen Pandemie wert? Oder sollte nicht die Gesundheit und Sicherheit der eigenen Spieler sowie der gegnerischen Mannschaften vorgehen? (han)
Anmerkung: Mittlerweile ist klar: Das DHB-Team startet in der Hauptrunde. Verfolgen Sie das Spiel Deutschlands gegen Europameister Spanien bei der Handball-EM am Donnerstagabend (18 Uhr) hier im Live-Ticker.