American Football: Das sind die wichtigsten Regeln

American Football begeistert mittlerweile auch in Deutschland Millionen Menschen. Hier gibt‘s die Erklärung zu Interception, Facemask und Co.
München - Er gehört zu den beliebtesten Sportarten in den USA und mündet jährlich im größten Spektakel der Welt: American Football mit seinem Super Bowl. Doch nicht nur für US-Amerikaner ist der Sonntag wegen der NFL geblockt - auch in Deutschland verfolgen immer mehr Fans die Spiele der Chiefs, Seahawks und Co. Und auch die legendäre Halbzeitshow beim Super Bowl lockt Millionen vor den Fernseher.
Aber ganz ehrlich: Auch wenn American Football oberflächlich leicht zu verstehen ist, verstecken sich hinter der Sportart knifflige Regeln, die einem dann doch nicht sofort einleuchten. Damit Sie bestens für die NFL vorbereitet sind, erklären wir Ihnen hier die wichtigsten Football-Regeln.
Was hat es mit Interception, Challenge und Co. auf sich? Was ist bei Strafe verboten? Und welche neuen Football-Regeln gibt es? All das erfahren Sie hier im Text und in einem kurzen Video am Ende des Artikels:
NFL: Die wichtigsten Regeln im American Football
Hinter allen Regeln im Football steht ein Grundgedanke: Im American Football geht es darum, Raum zu gewinnen, um zu punkten. Dafür bleiben den Teams vier Mal 15 Minuten Zeit. Das Spielfeld ist 100 Yards (etwa 91 Meter) lang und 53 Yards (zirka 49 Meter) breit. An beiden Enden befinden sich die sogenannten Endzonen, in denen jeweils ein stimmgabelförmiges Tor steht. Elf Spieler stehen pro Team auf dem Platz. Die einen greifen an (Offense), während die anderen verteidigen (Defense). Die Offense versucht in die Endzone zu gelangen – das gibt Punkte.
Um da hinzukommen, versucht die angreifende Mannschaft ab der Line of Scrimmage (die zeigt den Punkt an, bis wohin sich die Offense bisher vorgekämpft hat) innerhalb von vier Spielzügen 10 Yards zu überwinden. Gelingt ihr das, bekommt sie ab dem erreichten Punkt ein neues „First Down“, also wieder vier Chancen, um die nächsten zehn Yards zu knacken. Die Defense versucht natürlich, das neue „First Down“ zu verhindern. Wichtig: Hat es die Offense innerhalb dreier Züge nicht geschafft, die zehn Yards zu bewältigen und ist die Endzone noch zu weit weg, entscheidet sie sich dafür, zu „punten“ und das Angriffsrecht wird gewechselt. Heißt: der Ball wird so weit wie möglich in die andere Hälfte geschossen („Punt“), wo er vom Gegner in Empfang genommen wird. Ausnahme: Ist die Offense schon nahe an der Endzone, probiert sie ein „Field Goal“. Dafür muss der Football vom Kicker durch die Stangen der „Stimmgabel“ gekickt werden. Schafft er das, bekommt das Team drei Punkte. Der Field-Goal-Rekord liegt übrigens bei einer Entfernung von 64 Yards.
Die Defense hat jederzeit die Möglichkeit, den Ball und somit das Angriffsrecht zu erobern. Zum Beispiel durch das Abfangen eines Passes (Interception). Wie Interceptions ablaufen können, sehen Sie hier.
Doch auch, wenn ein Angreifer den schon fest in den Händen geglaubten Ball verliert oder dieser ihm von einem Defense-Spieler aus den Händen geschlagen wird (Fumble), kann er vom gegnerischen Team erobert werden. Diese Situationen nennen sich „Turnover„ - der Ballbesitz ist hiermit sofort gewechselt.
Trägt das Team in Ballbesitz den Ball in die Endzone oder fängt in ihr einen Pass, gibt das sechs Punkte (Touchdown). Nach jedem Touchdown bekommt das Team einen Extrapunkt-Versuch, bei dem es den Ball aus kurzer Distanz durch die Torstangen kicken muss (Extra Point - mittlerweile wird dieser nicht mehr aus 10-Yards-Entfernung, sondern aus 15 Yards gekickt). Optional können sie versuchen, den Ball von der Ein-Yard-Linie aus erneut über die „Goal Line“ zu tragen oder zu passen. Das gibt zwei Punkte (Two-Point-Conversion). Das ist aber deutlich riskanter als ein Extrapunkt und wird daher nur in besonderen Fällen (zum Beispiel bei acht Punkten Rückstand vor dem Touchdown) gemacht.
Erscheint ein Touchdown unmöglich, probiert das angreifende Team (meistens im vierten Versuch), den Ball durch die Torstangen zu kicken. Gelingt das, gibt das drei Punkte (Field Goal - siehe Video oben).
Football-Regeln: Wissenswertes über American Football
Die Zeit: Die Uhr tickt nicht wie im Fußball ununterbrochen weiter. Sie wird zum Beispiel gestoppt, wenn ein Spieler mit dem Ball ins Aus läuft oder wenn ein Pass nicht gefangen wird (Incomplete Pass).
Time Outs: Jedes Team hat pro Halbzeit (also in zwei Vierteln, den sogenannten Quartern) dreimal die Möglichkeit, ein Time Out zu nehmen, um sich zu besprechen und/oder die Zeit anzuhalten.
Gültiger Touchdown: Nicht immer ist ein vermeintlicher Touchdown auch gültig. Steht zum Beispiel ein Spieler bereits in der Endzone und springt in die Luft, um einen Pass zu fangen, muss er mit beiden Beinen wieder in ihr landen - den Ball fest im Griff. Wird der Ball hingegen über die „Goal Line“ getragen reicht es, wenn er in der Luft teilweise „über“ der Endzone ist. Die Football-Regeln besagen, dass der Spieler diese nicht zwingend erreichen, den Ball aber sicher in der Hand haben muss.
Die Challenge: Kommt einem Trainer eine Schiri-Entscheidung komisch vor, hat er pro Spiel zweimal die Möglichkeit, die Entscheidung „herauszufordern“ - also überprüfen zu lassen. Dann wirft er ein rotes Säckchen aufs Spielfeld und die Referees treten an, um die strittige Entscheidung via Videobeweis zu klären. Bleiben die Schiedsrichter bei ihrer Entscheidung und geben dem Coach NICHT Recht, wird dem Team ein Time Out gestrichen. Wirft der Trainer sein rotes Säckchen zweimal und ihm wird beide Male Recht gegeben, bekommt das Team eine dritte Challenge geschenkt.
Overtime: Steht es nach Ende der beiden Halbzeiten unentschieden, geht es in die Overtime. Diese dauert 15 Minuten. Der Münzwurf entscheidet, welches Team beginnt. Gelingt dem angreifenden Team ein Touchdown, ist das Spiel sofort vorbei. Schafft es „nur“ ein Field Goal, darf das andere Team auch noch mal ran. In den Playoffs gab es 2022 eine Reform der Overtime-Regel. So bekommt jede Mannschaft in der Verlängerung mindestens einmal das Angriffsrecht, wer danach mehr Punkte erzielt hat, gewinnt.
Schiedsrichter: Da es im American Football unendlich viele Regeln gibt und auf dem Spielfeld viel los ist, stehen gleich sieben Schiedsrichter auf dem Rasen. An ihren Gürteln tragen sie eine gelbe Flagge, die sie im Falle eines Fouls auf den Rasen werfen.
„Toter“ Ball: Schmeißt der Quarterback den Football nach vorne und landet er auf dem Boden (Incomplete Pass), ist der Ball tot und der Spielzug für alle beendet. Anders ist es, wenn der Ball nach hinten geschmissen/gegeben wird. Dann darf er weitergegeben werden - allerdings auch nur nach hinten.
NFL: Daraus besteht ein Football-Team
Generell besteht ein Team aus drei verschiedenen Abteilungen: Dem angreifenden Team (Offense), dem verteidigenden Team (Defense) und dem Special Team (zuständig für Kickoff, Field Goal etc.). Je nach Spielsituation steht immer nur eine Abteilung auf dem Feld.
Offense:
Center (C): Er ist Teil der Offensive-Line (die aus Center, Guards und Tackles besteht) und positioniert sich vorne in der Mitte - direkt vor dem Quarterback. Der Center ist zu Beginn jedes Spielzugs in Besitz des Footballs. Nach der Spielzug-Ansage des Quarterbacks schmeißt er ihn durch seine Beine hindurch nach hinten in dessen Hände - das ist der Auslöser jeden Spielzugs („Snap“).
Quarterback (QB): Er bestimmt die Spielzüge, dirigiert sein Team. Bei jedem Spielzug wird ihm vom Center der Ball nach hinten durch die Beine zugeworfen oder übergeben. Dann übergibt der Quarterback das Ei entweder einem Runningback, wirft ihn zu einem Wide Receiver oder Tight End oder läuft selbst mit dem Ball.
Runningback (RB): Der Runningback – wie der Name sagt – steht ausgangs meistens neben oder hinter dem Quarterback und kämpft sich laufenderweise mit dem Ball durch die Defense. Dieser wird ihm entweder vom Quarterback übergeben, oder über kurze Distanz zugepasst. Lange Pässe fängt der Runningback selten. Ein guter Runningback ist flink und wendig.
Wide Receiver (WR, Passempfänger): Will der Quarterback einen langen Pass nach vorne spielen, sind die Wide Receiver genau die richtigen dafür. Sie positionieren sich an den äußeren Enden der Line of Scrimmage und laufen dann eine spezielle Route, die der Quarterback vorher angesagt hat. Ziel des Passempfängers ist es, den (im Idealfall langen) Pass zu fangen und den Ball in die Endzone zu tragen oder in ihr zu fangen (Touchdown).
Tight End (TE): Er ist das Allroundtalent im Team und stellt sich meist am Rand der Offensive Line auf. Er empfängt Pässe oder kümmert sich um das Blocken der Defense.
Defense (D):
Die Defense steht der Offense gegenüber und verhindert, dass diese Raum gewinnt. Sie versucht, den Quarterback vor dem Passen zu Boden zu bringen (Sack), Pässe zu verhindern (Incomplete Pass) oder Runningbacks aufzuhalten. Im Idealfall provoziert die Defense durch ihre aggressive Spielweise einen Turnover, fängt also einen Pass ab (Interception) oder verursacht einen Ballverlust (Fumble).
Neue Football-Regeln zur Saison 2018/2019
Viele denken, American Football sei brutal und es sei alles erlaubt. In der Realität sieht es anders aus – denn unsportliches Verhalten wird dank vieler Regeln im Football geahndet. Zeitstrafen gibt es aber keine und auch Platzverweise kommen nur bei heftigen Fouls vor. Stattdessen wird meistens mit Raumverlust (zwischen fünf und 15 Yards) bestraft. Hier eine Auswahl der häufigsten Fouls - zuallererst aber wichtige Neuerungen:
Targeting: Ein Spieler geht mit gesenktem Helm voran in seinen Gegner? Ab der neuen Saison besser nicht mehr - denn das kann mit einer 15-Yards-Strafe oder sogar einem Platzverweis bestraft werden. Immer wieder kam es zu schweren Verletzungen wegen dieser Aktionen. Unumstritten ist die neue Regel allerdings nicht - und wurde von einem Spieler sogar als „idiotisch“ bezeichnet, da „bei einem perfekten Hit der Kopf den Körper“ führe.
Flagrant Fouls: Ein Spieler foult einen Kontrahenten auf übelste Art und Weise, während der Schiri wegguckt? Das sollte er besser unterlassen - denn ab dieser Saison sitzt ein Offizieller vor einem Bildschirm, der seinen Referee-Kollegen auf die miese Aktion aufmerksam machen darf. Und das könnte noch während des Spiels zu einer Sperre führen.
Regeländerungen zur Saison 2019/2020
Blindside Blocks: Die erste Regeländerung der Saison 2019/2020 betraf sogenannte „Blindside Blocks“. Damit sind Aktionen gemeint, bei denen Spieler von außerhalb ihres Sichtfelds getackelt oder behindert werden. Da ein Drittel aller Gehirnerschütterungen von Spielern durch solche Blocks entstanden sind, sind diese nun verboten und werden vom Schiedsrichter geahndet.
Pass Interference: Seit dieser Saison dürfen Coaches nun sowohl bei Offensive als auch Defensive Pass Interference - also bei einer Fang-Behinderung durch einen Gegenspieler - eine Challenge fordern. Damit reagiert die Liga auf eine Kontroverse um die nicht geahndete Pass Interference im NFC Championship Game der New Orleans Saints gegen die Los Angeles Rams im Jahr 2019.
Regeln im American Football: Diese Fouls werden geahndet
Festhalten (Holding): Es ist nicht erlaubt, einen Gegner am Körper, Trikot oder Schulterpolster festzuhalten oder zu ziehen.
Tacklen mit dem Helm (Helmet to Helmet): Wer zielgerichtet mit seinem Helm gegen den Helm des Gegners donnert, wird selbst zu ordentlich Raumverlust VERdonnert und eventuell von der NFL nachträglich mit einer empfindlichen Geldstrafe belegt. Denn die Verletzungsgefahr dabei ist sehr hoch.
Griff ins Helm-Gitter (Facemask): Auch in der neuen Football-Saison ist es verboten, den Gegner ans Gitter seines Helmes zu greifen oder gar daran zu ziehen.
Unerlaubter Block (Chop Block): Ein Angriff von vorne auf den Unterleib des Gegners ist tabu.
Unsportliches Verhalten (Unsportsmanlike Conduct): Böse Worte an den Schiedsrichter oder verhöhnende Gesten Richtung Gegner sind nicht erlaubt.
Bestraft wird auch:
Fehlstart (False Start): Kommt häufig bei der Offense vor. Erst, wenn der Center den Ball zum Quarterback „gesnapt“ hat, dürfen sich die Spieler nach vorne bewegen.
Spielverzögerung (Delay of Game): 40 Sekunden hat die Offense Zeit, ihren Spielzug zu starten. Wird diese Zeit überschritten, wird sie bestraft.
Absichtliches „Auf-Den-Boden-Werfen“ (Intentional Grounding): Wird der Quarterback so bedrängt, dass er - um den „Sack“ zu verhindern - den Ball aus mittlerer Position hinter seiner Offensive-Line (der sogenannten Pocket) vor lauter Panik in eine Richtung wirft, wo keiner seiner Spieler steht, ist das Intentional Grounding und damit unzulässig.