Duell um die Krone der Mountainbiker

Der Lenggrieser Andreas Seewald startet beim Cape Epic in Südafrika, der Tour de France der Mountainbiker. Seine bisherigen Teilnahmen verliefen „dramatisch“ - diesmal soll es klappen mit dem Titel. Es könnte wie im Vorjahr zum Duell mit dem deutschen Team Speed Company Racing kommen.
München – Mit der Rückkehr nach Südafrika in diesen Tagen kommen die Erinnerungen. Bei Andreas Seewald sind das nicht nur schöne. Denn seine Gedanken zum Cape Epic 2022 – das Rennen wird auch Tour de France der Mountainbiker genannt – dürften vor allem eines sein: schmerzhaft.
Damals stürzte der Lenggrieser auf der ersten Etappe in Südafrika und verletzte sich an den Rippen. Über die Tage wurden die Folgen des Sturzes immer deutlicher spürbar, „bis auf der vorletzten Etappe wirklich nicht mehr viel ging“, erinnert sich Seewald im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wegen der Schmerzen und der fehlenden Erholung wegen Schlafmangel.“

Die sportlich schmerzhafte Konsequenz: Auf der finalen Etappe wurde er mit seinem tschechischen Partner Martin Stosek – beide sind für das Team Canyon Northware unterwegs – noch abgefangen von den Deutschen Georg Egger und Lukas Baum. Die bis dahin Führenden verloren das Gelbe Trikot am letzten der acht Tage, nach 657 Kilometern und 16 900 Höhenmetern durch die Hitze des südafrikanischen Spätsommers.

Ab Sonntag könnte es wieder zum selben Duell um die Mountainbike-Krone kommen. Es ist die Tortur, die das Rennen so berüchtigt macht, aber nicht nur das. „Im Vergleich zu allen anderen Rennen wird es so riesig vermarktet“, ordnet es Seewald ein, was auch am Austragungsland liege, führt er aus. Mountainbike steht im Südafrika hoch im Kurs. „Es wird aus dem Helikopter gefilmt, live übertragen und einfach eine riesen Show daraus gemacht“, beschreibt der 31-Jährige weiter und hält fest: „In der Szene ist es das Rennen, was man mal gefahren sein muss.“
Und gewonnen? Seewald hat schon viel erreicht – ist 2021 Welt- und Europameister im Mountainbike-Marathon geworden. Diese Disziplin wird an einem Tag ausgefahren. Das Cape Epic fehlt ihm noch. Dort ist man allerdings auch auf seinen Partner angewiesen. Bei jeder Etappe zählt stets die Zeit des Schlechteren des Fahrerpaars. Vergangenes Jahr hatte er selbst die Probleme – 2021 Stosek (29), wegen dessen Magen-Darm-Problemen sie in aussichtsreicher Position aussteigen mussten. „Schon dramatisch“, sagt Seewald zu den beiden Teilnahmen, merkt jedoch an, trotzdem mit einem guten Gefühl zurückzukehren: „Das wir zweimal so gut unterwegs waren hier, gibt eigentlich Ruhe.“
Positive Gedanken bei der Rückkehr – das trifft sicher auch für Egger und Baum zu. Welche Bedeutung das Cape Epic hat, zeigt auch ihre Geschichte. „Ohne den Sieg letztes Jahr würde es jetzt ganz anders aussehen um uns“, meint Egger zu unserer Zeitung. Der bayerische Schwabe aus Obergessertshausen ist für Speed Company Racing unterwegs, ein Team, das er zusammen mit seinem Freund Baum selbst gegründet hat und managt.
Während sie sich letztes Jahr zu dieser Zeit noch um das meiste selbst kümmern mussten, „können wir uns nun langsam, aber sicher ein kleines Personal aufbauen.“ An den Rädern nach den Etappen schrauben und Reparaturen vornehmen etwa, mussten sie 2022 in Eigenregie. Diesmal nimmt ihnen das ihr Hersteller ab. Auch eine befreundete Physiotherapeutin unterstütze sie in Südafrika, führt der 27-jährige Egger aus, der aber auch zeigt, dass das Team familiär geprägt bleibt: „Unsere Dads kümmern sich um den Haushalt im Wohnmobil und verfolgen uns mit den Autos zu den Verpflegungsstationen.“

Als Topfavoriten sehen sich die Titelverteidiger trotz der neuen Bedingungen nicht: Baum (28) hatte zuletzt immer wieder muskuläre Probleme im Rücken und Gesäß. „Aber es wird gerade von Tag zu Tag besser, wir hoffen ohne Probleme starten zu können“, sagt Egger, der zu den Konkurrenten Seewald/Stosek meint: „Es kann schon sein, dass es wieder ein Zweikampf zwischen uns wird. Aber im Endeffekt gibt es acht bis zehn Teams, die gewinnen können.“
Seewalds Meinung zum Rückspiel des Vorjahres-Duells: „Wenn sie eine gute Vorbereitung hatten, glaube ich schon, dass sie ähnlich gut drauf sind wie 2022.“ Nachtragend sei er wegen des entrissenen Sieges kurz vor Schluss nicht, versichert er: „Das haben sie sich schon verdient damals. Außerdem ist es für die ganze Szene gut, wenn sie dadurch ein neues Team aufbauen konnten.“
Der Oberbayer legt den Fokus auch noch auf etwas anderes: Glück. „Klar muss die Form passen, aber am Ende muss man auch acht Tage zu zweit heil durchs Gelände kommen.“