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„Hau drauf“-Eklat im Olympia-Fünfkampf: Reiterin übel beschimpft - sie zieht Konsequenzen

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Nach dem Eklat beim Reitwettbewerb des Modernen Fünfkampfs am Freitag, wurde die deutsche Trainerin Kim Raisner von den Olympischen Spielen ausgeschlossen.

Update vom 7. August, 14.50 Uhr: Nach den Vorfällen beim gestrigen Reitwettkampf des Modernen Fünfkampfs haben sich negative Kommentare auf dem Instagram-Account von Annika Schleu gehäuft. Neben berechtigter Kritik wurde die 31-Jährige auch Opfer von wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen. Diese haben die Fünfkämpferin nun dazu gebracht, ihren Account auf Instagram zu löschen.

Unterstützung erhielt die 31-Jährige unter anderem von der Vereinigung Deutscher Athleten, die sich gegen die Hass-Kommentare aussprachen. „Die Anfeindungen und der teils offene Hass, der ihr seit dem Reitwettkampf entgegenschlägt, ist inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen“, so die Mitteilung der Athleten-Vereinigung. Kritik an den Vorkommnissen sei natürlich legitim, heißt es in der Mitteilung weiter.

Olympia: Nach Eklat beim Fünfkampf - Weltverband mit drastischer Reaktion auf Faustschlag

Update vom 7. August, 10.07 Uhr: Auch der Weltverband des Modernen Fünfkampfs (UIPM) hat nun seine Entscheidung verkündet, die deutsche Trainerin Kim Raisner von den restlichen Olympischen Spielen in Tokio auszuschließen. Eine Analyse des Videomaterials habe gezeigt, dass Raisner das Pferd ihrer Athletin mit der Faust geschlagen haben soll.

Update vom 7. August, 8.48 Uhr: Nach den Aufregungen um die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu und das ihr zugeloste Pferd Saint Boy hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Samstag erste Konsequenzen gezogen. Wie DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Samstagmorgen bekannt gab, wird Bundestrainerin Kim Raisner beim heutigen Männer-Wettkampf keine Aufgaben mehr übernehmen.

Olympia: „Hau drauf“-Rufen beim Modernen Fünfkampf – DOSB-Präsident spricht von „inakzeptablen“ Szenen

Raisner werde am Samstag weder am Parcours noch am Abreiteplatz im Einsatz sein, erklärte Hörmann und sprach von einer „gemeinsam Entscheidung“ und dem „richtigen Schritt“ für Team Deutschland. Die Vorgänge vom Freitag bezeichnete der DOSB-Präsident als „inakzeptabel“, da sie das Tierwohl gefährden würden. Raisner hatte Schleu bei der Reitdisziplin im Modernen Fünfkampf am Freitag mehrfach aufgefordert, ihr Pferd mit der Gerte zu schlagen, nachdem dieses sich nicht in Bewegung setzen wollte. Über die TV-Mikrofone waren deutlich die Worte „Hau drauf, hau richtig drauf“ zu hören. Im Netz löste das eine Welle der Entrüstung aus. Der Vorwurf der Tierquälerei stand im Raum.

Hörmann klagte neben dem Reiter-Pferd-Problem auch „eklatante Mängel“ bei der Wettkampfleitung in der Bewertung der Situation an. Bereits gestern kritisierte unter anderem Raisner, dass ihre Athletin ein Pferd bekommen habe, das bereits bei der Athletin zuvor stark verunsichert war und nicht in den Parkour einreiten konnte. „Das kann nicht die Perspektive für den Modernen Fünfkampf sein“, stellte Hörmann fest. Auch Heinrich Brähler, Berufsreiter und Pferdewirtschaftsmeister vom RFV Herbstein, äußerte sich*.

Olympia: Deutsche Reiterin weint auf ihrem Pferd - Trainerin ruft: „Hau mal richtig drauf“

Originalmeldung vom 6. August:

Tokio - Deutsche Tränen auf dem Rücken von Saint Boy: Fünfkämpferin Annika Schleu (Berlin) muss ihren Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen* nach einem völlig missglückten Reiten begraben. Die im Modernen Fünfkampf* auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio bleib am Freitag ohne Punkte und fiel vor dem abschließendem Laser-Run mit 551 Zählern vom ersten auf den 31. Platz zurück. Schleu und Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn auf der Tribüne brachen in Tränen aus.

Sportsoldatin Schleu hatte das Reiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die ROC-Athletin Juliana Bataschowa in Angriff genommen. Auf dem Rücken von Saint Boy, auf dem Bataschowas Landsfrau Gulnas Gubaidullina vor Schleu bereits ohne Punkte geblieben war, lief dann aber nichts mehr.

Olympia: Drama um deutsche Fünfkämpferin und Pferd - Bundestrainerin ruft „Hau mal richtig drauf“

Nur mit Mühe brachte Schleu das ihr zugeloste Pferd überhaupt auf den Parcours. Dort verweigerte Saint Boy mehrfach. „Weiter, weiter“, rief Bundestrainerin Kim Raisner - es nützte nichts. Im TV war auch zu hören, wie Raisner ihrem Schützling zweimal zurief: „Hau mal richtig drauf!“ Viele Zuschauer waren von diesem Zuruf empört - auf Twitter wurde eine Welle entsetzter Nachrichten ausgelöst.

„Geht gar nicht, wie Tierquälerei hier so salonfähig präsentiert wird“, schreibt eine Userin. Unzählige andere stimmen zu. „Die Trainerin gehört gekündigt“, schreibt ein weiterer Zuschauer.

Olympia-Tragödie: Fünfkämpferin Annika Schleu muss Medaille begraben

Peking-Olympiasiegerin Lena Schönborn zeigte sich erschüttert von dem Vorfall. „Es kann keiner besser nachempfinden als ich. Es ist Eins-zu-Eins die Situation, die ich in Rio hatte“, sagte Schöneborn, die 2016 in Brasilien ihre Medaillenchance auf dem Rücken von „Legende“ verloren hatte, in der ARD: „Es ist der Worst Case, der jetzt eingetreten ist. Mit allen anderen Punktzahlen hätte sonst was passieren können, hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können. Das ist sehr erschütternd.“

Schleu war am Donnerstag mit 29 Siegen in 35 Fecht-Duellen glänzend in den Wettkampf gestartet. „Das hatte ich in meinem Leben noch nie. Heute hat irgendwie alles gepasst“, hatte sie im Anschluss in der ARD gesagt. Im Bonusfechten am Freitag verlor sie im Tokyo Stadium ihr Duell gegen die Südkoreanerin Kim Sehee. Zuvor hatte sie beim Schwimmen über 200 m Freistil nach 2:16,99 Minuten als 24. angeschlagen, ihre Führung aber behauptet. Dann folgte das Reit-Drama. (epp/SID) *tz.de und fuldaerzeitung.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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