Deutschen Tennisherren hoffen auf Überraschung

Hannover - Deutschland empfängt in Hannover die starken Tschechen zum Erstrundenduell im Davis Cup. Die Hoffnungen ruhen dabei auf einem Teenager, der sein Debüt feiert.
Im deutschen Fernsehen ist Boris Becker noch immer regelmäßig zu Gast, an deutschen Tennisplätzen ist der dreimalige Wimbledonsieger dagegen kaum noch anzutreffen. Es sei denn, beides lässt sich vereinen, so wie am Freitag, wenn Becker nach zwei Abendshows bei den Öffentlich-Rechtlichen einen Abstecher nach Hannover macht. Beim Davis Cup gegen Tschechien drückt der Meister aus glorreichen deutschen Tennistagen dem Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft die Daumen.
Alexander Zverev, 18 Jahre jung und schon auf Platz 58 der Weltrangliste angekommen, gibt seine Premiere im Nationaltrikot. Der Hamburger mit den russischen Wurzeln, den alle nur Sascha rufen und der nach Becker der zweitjüngste Debütant der deutschen Davis-Cup-Geschichte sein wird, fordert den Weltranglistensiebten Tomas Berdych heraus.
Sieg wäre große Überraschung
Ein Sieg wäre eine große Überraschung, auch wenn Zverev den früheren Wimbledonfinalisten zuletzt in Marseille an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. Mit einem Punkt gegen Berdych rechnet jedoch niemand beim Deutschen Tennis Bund (DTB), zum Auftakt steht Philipp Kohlschreiber (Augsburg) gegen Lukas Rosol in der Pflicht, die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale zu wahren.
„Ich gehe davon aus, dass uns Philipp mit 1:0 in Führung bringt. Mit so einem Spielstand wäre es einfacher für mich“, sagte Zverev bei der Auslosung am Donnerstag im Neuen Rathaus Hannover. Der knapp 14 Jahre ältere Kohlschreiber ist zuversichtlich für sein Match, immerhin hat er Rosol zuletzt zweimal geschlagen: „Unterschätzen darf ich ihn jedoch nicht.“
Berdych erwartet schwieriges Match gegen Zverev
Unterschätzen wird auch Berdych seine jungen Kontrahenten Zverev nicht, dafür kennen sich beide bereits zu gut. „Wir haben schon oft miteinander trainiert. Ich erwarte ein schwieriges Match, auch wenn es seine Premiere ist“, sagte Berdych, der die Tschechen 2012 und 2013 zum Titel geführt hatte: „Er hat eine großartige Zukunft vor sich, ist aber schon jetzt bereit, über fünf Sätze zu gehen.“
Zwischen den Einzeln nutzt der DTB die Gunst der Stunde und ehrt Becker für dessen Erfolge im Davis Cup. 1988 und 1989 hatte der gebürtige Leimener, der 1985 vor seinem ersten Wimbledontitel mit 17 Jahren sein Debüt in der Tennis-Nationalmannschaft feierte, den traditionsreichen Mannschaftswettbewerb gewonnen. Ob der heutige Trainer des Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien) seinen Erben bei der Stippvisite mit Rat und Tat zur Seite steht, ist jedoch ungewiss.
Edelfan Becker nur am Freitag da
„Es wird alles sehr stressig, aber ich hoffe, dass ich kurz mit ihm sprechen kann“, sagte Kapitän Kohlmann, der noch Tipps zum Doppel am Samstag (13.00/Sat.1 Gold) gebrauchen könnte. Wer dort für den DTB antritt, ist noch nicht entschieden, bislang hat Kohlmann Dustin Brown (Winsen/Aller) und Philipp Petzschner (Bayreuth) nominiert. Umstellungen sind allerdings kurzfristig möglich.
Becker wird das Doppel nicht mehr als Edelfan auf der Tribüne verfolgen. Nach dem „Paarduell XXL“ in der ARD und der ZDF-Sendung „I can do that“, bei der er seine Frau Lilly unterstützt, reist er zurück in seine Heimat London.