DOSB-Arzt: Gen-Doping bei Olympia 2012 möglich
Frankfurt/Main - Der Olympia-Arzt des Deutschen Olympischen Sportbundes Bernd Wolfarth schließt die Anwendung von Gen-Doping bei den Olympischen Spielen in London 2012 nicht aus.
Gen-Doping bei den Olympischen Spielen 2012 in London? Für den Olympia-Arzt des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Bernd Wolfarth ist das nicht ausgeschlossen. Allerdings nur, wenn der Begriff des Gen-Dopings entsprechend weit gefasst wird - nämlich auch Praktiken einschließt, bei denen Gene durch Medikamente dazu angeregt werden, verstärkt bestimmte Proteine zu produzieren. Solche Fälle seien bislang allerdings noch nicht bekanntgeworden, sagte Wolfarth am Mittwoch in Frankfurt.
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Dass Gen-Doping im engeren Sinne binnen so kurzer Zeit angewandt werden könnte, schloss der 45-Jährige, der die Abteilung Sportmedizin im renommierten Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig leitet, dagegen aus. Bislang sei es nur bei Tierversuchen gelungen, durch gezielte genetische Manipulation etwa die Ausdauer von Mäusen oder das Muskelwachstum bei Affen zu erhöhen.
Wolfarth glaubt auch nicht, dass es gezielte Forschungen für den Bereich des Gen-Dopings im Sport gebe. Solche Arbeiten seien sehr aufwendig und teuer. Allerdings werde in der klinischen Forschung zum Thema Gentherapie gearbeitet. Sobald dort Methoden entwickelt seien, könnten diese für den Sport missbraucht werden.
Positiv sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass bereits heute Methoden zum Nachweis von Gen-Doping entwickelt worden seien, sagte Wolfarth. Trotz des Mangels an bisherigen Missbrauchsfällen hält er die öffentliche Diskussion um Gen-Doping nicht für übertrieben. “Sie sollte aber rationaler geführt werden.“
Wie groß das Interesse von Sportlern am Gen-Doping sein kann, weiß der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, Herbert Löllgen: Als ein amerikanischer Kollege vor einigen Jahren die Ausdauer von Mäusen durch Genmanipulation erhöht und seine Ergebnisse in der Zeitschrift “Nature“ veröffentlicht hatte, wurde er mit E-Mails von Sportlern überhäuft. “Die wollten sich alle für Tests zur Verfügung stellen“, sagte Löllgen. “Und das, obwohl das Verfahren sehr riskant und hochgradig krebserregend ist.“
dpa