Rote Riesen: Die neue Mission

München - Seit vergangenem Wochenende haben die Bayern-Baskets das ganz große Ziel erreicht: den Aufstieg in die Beko-BBL. Jetzt ist erst mal eine Zeit lang Party angesagt, oder? Von wegen!
Bayern-Coach Dirk Bauermann ist nicht als voreiliges Feierbiest bekannt, sondern als akribisch arbeitender Profi. Bauermann: „Wenn man ein Ziel erreicht hat, muss man sich gleich darauf ein neues setzen.“ Und die neue Mission lautet jetzt: Meister werden! Möglich ist es bereits an diesem Wochenende. Und das funktioniert wie folgt: Die Bayern schlagen am Samstag (19.30 Uhr) die BG Karlsruhe vor heimischer Kulisse, Verfolger Würzburg patzt in Freiburg – und die roten Riesen sind Meister.
Klingt gar nicht so schwierig. Trotzdem: Bauermann interessiert nicht, was die anderen Teams machen. Für den Coach liegt der Fokus voll und ganz auf dem eigenen Team. „Ich schaue mir auch nie die Ergebnisse der anderen Mannschaften an“, so Bauermann. „Auf Busfahrten nach Auswärtsspielen schauen die Spieler gleich, wie die anderen Teams gespielt haben. Mich interessiert das einfach nicht, weil ich das nicht beeinflussen kann.“
24 Stunden Basketball: Ein Tag mit Dirk Bauermann
Sollten die Würzburger nicht patzen, wäre das auch kein Problem: Dann müssen die Bayern eben noch zweimal gewinnen, um sich nach dem Aufstieg jetzt auch noch den Meistertitel zu sichern. Bei 18 Saisonsiegen in Folge dürfte dieses Vorhaben durchaus machbar sein. Das sieht auch der sonst so taktierende und zurückhaltende Bauermann so: „Wir werden Meister werden, das ist so. Am besten wäre das natürlich vor eigenem Publikum.“ Die Bayern-Baskets strotzen vor Selbstbewusstsein – ganz anders als ihre Kollegen von der Fußballabteilung.
Aber woran liegt’s? Ist es nicht normal, dass man nach dem Aufstieg, nach dem gelungenen Highlight in der Olympiahalle vor 12 200 Zuschauern und nach der immer größer werdenden Euphorie um die neue Sportart in München die Zügel ein wenig schleifen lässt? Die Antwort: Normal ja, aber nicht mit Dirk Bauermann als Trainer. „Profisport ist nie ein Selbstläufer“, so Bauermann. „Für die Mannschaft muss es einfach spürbar sein, dass der Trainer mit der gleichen Intensität, Sorgfalt und dem gleichen Feuer arbeitet, wie in der Woche vor dem Wüzburg-Spiel. Insofern ist Kontinuität und Qualität gefragt, unabhängig davon, ob Ziele erreicht sind oder man noch darum kämpft. Das ist der Anspruch.“
Will heißen: Für Bauermann ist die Aufgabe mit dem Aufstieg noch längst nicht erfüllt. Seine Aufgabe ist erst dann erfüllt, wenn die Bayern ProA-Meister sind und alle restlichen Partien gewonnen haben. Erst dann wird der Coach die Erlaubnis geben, zusammen mit den Fans zu feiern. Aber wer dann am lautesten trommelt, dürfte klar sein…
lop