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Würzburgerin Leonie Beck: Das Glück erschwommen

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Von: Nico-Marius Schmitz

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Hier muss man sich durchsetzen können: Leonie Beck (2. v. r.) im Freiwasser. © Andrea Staccioli / Deepbluemedia / Insidefoto via www.imago-images.de

Der Wechsel ins Freiwasser hat sich ausgezählt. Die 25-jährige Leonie Beck ist Vizeweltmeisterin und Europameisterin. Doch der Weg zum Erfolg war steinig.

München – Am Lido di Ostia, ein Badeort vor den Toren Roms, machte Leonie Beck im August etwas, was sie normalerweise nicht tut – jubeln. Nicht etwa, weil Beck keinen Erfolg hätte. „Aber normalerweise freue ich mich immer mehr innerlich“, sagt sie. Doch nach dem 10-Kilometer-Rennen bei der Freiwasser-EM und der Goldmedaille streckte Beck nach dem Anschlag die Faust in die Luft. Ihr erstes Gold in einem Einzelrennen. Und der nächste Höhepunkt einer Karriere, die auch schon mal holprig verlief.

Beck schwamm jahrelang im Becken, konnte sich immer für die wichtigsten Wettbewerbe qualifizieren, dort aber nie ihre Bestleistung abrufen. Die Olympischen Spiele 2016, ausgeschieden im Vorlauf über 800 Meter Freistil, waren ein Wendepunkt. „Rio war sozusagen das Highlight meiner Niederlagen-Serie“, sagt Beck: „Wenn man viele Misserfolge hat, ist das Gefühl natürlich nicht mehr gut, man macht sich immer mehr Druck. Nach Rio habe ich mir dann gedacht: Entweder ich höre jetzt auf, oder ich schnupper mal ins Freiwasser rein.“

Doch ein Reinschnuppern war das nicht. Eher ein Härtest. Beim Freiwasserschwimmen braucht man entweder viel Erfahrung oder viel Talent, sagt Beck. Und führt aus: „Ich hatte beides nicht.“ Becken und Freiwasser sind nicht zu vergleichen. Beck musste sich alles wieder neu erarbeiten. Die ersten Rennen verliefen schlecht. „Ich hatte ständig Ellenbogen im Gesicht, bin mit blutenden Augen aus dem Wasser gekommen, irgendwo ganz hinten.“ Aber die Würzburgerin (gebürtig aus Augsburg) steigerte sich von Wettkampf zu Wettkampf, konnte schon nach einem Jahr zwei Silbermedaillen bei der Europameisterschaft erschwimmen.

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio wurde Beck über die 10 Kilometer Fünfte. Bei den Weltmeisterschaften in Budapest gab es dieses Jahr Gold mit der Staffel und Silber im Einzel. Die 25-Jährige ist längst in der Elite angekommen – und glänzt auch abseits vom Schwimmen.

Die Masterarbeit über „Body Positivity“ auf Instagram schrieb sie in zweieinhalb Wochen. Es ist Beck wichtig, sich ein zweites Standbein neben dem Sport aufzubauen. „Der Schwimmsport finanziert dir nicht dein Leben“, sagt sie. „Es ist oft sogar ein Drauflegegeschäft.“ Um das abzufedern, ist Beck wieder auf Instagram aktiv, eigentlich hatte sie die App 2019 schon gelöscht, weil sie zu viel Zeit damit verbracht hatte. „Am Ende muss man ja auch seine Rechnungen bezahlen. Gerade bei Sportarten, die nicht so im Rampenlicht stehen, ist es wichtig, sich selbst zu vermarkten. Ohne Social Media geht es heutzutage nicht mehr.“ Beck nimmt die Dinge selbst in die Hände. Während der Pandemie hat sie sich einer Trainingsgruppe in Italien um Schwimmstar Gregorio Paltrinieri angeschlossen.

„Ich habe ein Jahr nur drinnen trainiert, keine Sonne gesehen“, sagt Beck. „Dort ist das Meer quasi vor der Haustür. Italien ist ein super schönes Land, das Essen ist super. Sonnenschein und Dolce Vita. Besser geht es doch nicht.“

Von Nico-Marius Schmitz

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