Michael Johnson zur tz: Doping nicht zu stoppen!

München - Der viermalige Olympiasieger Michael Johnson (41) steht wegen seiner vielen Weltrekorde oft unter Doping-Verdacht, schweigt aber meist dazu. Im tz-Exklusivinterview spricht er darüber.
Verurteilungen, Verdächtigungen und Vermutungen. Im Dopingsumpf brodelt’s derzeit mächtig. Jan Ullrich und Alberto Contador wurden nach langen Prozessen zuletzt beide wegen Dopings verurteilt. Zudem gibt’s eine Menge Aufregung in Erfurt. Im dortigen olympischen Stützpunkt soll der Sportmediziner Andreas Franke das Blut vieler Leistungssportler regelwidrig mit UV-Licht behandelt haben.
Die lange Liste: Sportstars unter Dopingverdacht
Der viermalige Olympiasieger Michael Johnson (41) steht wegen seiner vielen Weltrekorde oft unter Doping-verdacht, schweigt aber meist dazu. Heute hat Johnson eine eigene Firma und engagiert sich als Botschafter der Laureus Sport for Good Foundation. „Wir wissen, wie viel Sport bewegen kann. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die Hilfe brauchen. Laureus versucht dem Abhilfe zu leisten“, sagt Johnson und öffnet sich im tz-Exklusivinterview auch dem Thema Doping…
Herr Johnson, lassen Sie uns über Doping sprechen.
Johnson: Wenn Sie mit mir über Doping sprechen wollen, müssen Sie mir eine gezielte Frage stellen. Ich würde nie anfangen einfach blind über Doping zu sprechen und irgendwelche Kommentare darüber abzugeben, weil es einfach ein zu heißes Thema ist. Auf eine gezielte Frage gibt es eine Antwort.
Kein Problem: Ist es noch natürlich, dass Jahr für Jahr immer neue Rekorde aufgestellt werden?
Johnson: Alles ist möglich. Sie müssen viel Hintergrundwissen haben, um über Doping zu sprechen. Aber ich helfe Ihnen und nenne Ihnen die entscheidenden Punkte.
Legen Sie los…
Johnson: Erstens: Können wir Doping jemals komplett ausschließen? Sind wir ehrlich: Nein, das können wir nicht. Zweitens: Werden Verbrechen im Sport begangen? Mit Sicherheit, das ist in unserer Gesellschaft leider so verankert. Menschen betrügen, sie stehlen, sie terrorisieren, sie rauben und sie verkaufen Drogen. Und das wird auch im Sport nicht verschwinden.
Klingt nicht sehr erfreulich.
Johnson: Die meisten Menschen sind anständige Menschen. Würden Sie mir da zustimmen?
Kann man wohl so sagen.
Johnson: So ist es auch im Sport. Die meisten sind ehrlich, aber es gibt auch immer die Bösen, die schlimme Dinge tun. Darum brauchen wir Regeln, die klar festlegen, was mit den Betrügern passiert. Die wird es nämlich immer geben, das kann man nicht verhindern. Die Frage ist nun, was kann man machen, um die Situation zu verbessern?
Was schlagen Sie vor?
Johnson: Wir brauchen eine konsequente Auslegung der Rechtslage. Diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, zu dopen, müssen wissen, was auf sie zukommt, wenn sie erwischt werden. Im Moment gibt es zu viele Doper, die mit faulen Ausreden davongekommen sind oder schon oft positiv getestet, aber nicht bestraft worden sind. Als Betrüger hoffe ich dann, dass ich auch einer derjenigen bin, die davonkommen.
Interview: Mathias Müller