Saint-Robinson zählt in Europa seit Jahren zu den besten Passverteidigern. Doch eigentlich war für ihn eine Zukunft bei den ganz Großen, in der National Football League, vorgesehen. Nach der High School entschied sich Saint-Robinson aus über 30 Angeboten für Clemson als College und spielte für die Clemson Tigers.
College-Football ist in Amerika wie eine Religion – die Teams spielen teilweise vor 100 000 Zuschauern, die Partien erreichen im TV ein Millionenpublikum. „Das war unglaublich“, erinnert sich Saint-Robinson: „Wir sind überall mit den Jets hingeflogen. Nach der Landung wurden unsere Busse von der Polizei direkt zum Stadion eskortiert. Rote Ampeln gab es für uns nicht. Du fühlst dich wie ein Star.“
Nach dem College wurde Saint-Robinson vom NFL-Team Buffalo Bills unter Vertrag genommen, zog sich jedoch im Trainingscamp einen Labrumriss in der Schulter zu. Die Bills schwiegen zunächst über die Schwere der Verletzung, entließen das hoffnungsvolle Talent. Saint-Robinson gewann einen Rechtsstreit gegen die Bills und lernte die knallharte Seite des NFL-Business kennen. Danach wollte er erst mal vom Football Abstand nehmen.
Seit dem Kindesalter war die NFL immer das große Ziel gewesen. Und dann zerplatzt der Traum nach einer erfolgreichen College-Karriere durch eine Verletzung an der Schulter. „Das hat mich im ersten Moment schon ein bisschen zerstört“, sagt Saint-Robinson, „Aber das Studium in Clemson hat mich auch auf das Leben nach und neben dem Football vorbereitet. Ich habe dort bereits mein erstes Online-Business aufgebaut.“
Neben der Arbeit konzentrierte sich der heute 31-Jährige auf seine große Leidenschaft, die Musik. Und scheiterte mit seinem ersten Label miserabel, wie er selbst erzählt: „Ich habe so viel Geld verloren. Ich habe viel investiert, dabei wusste ich noch gar nicht genau, was ich da eigentlich tue.“
Irgendwann reichte die Arbeit, das eigene Unternehmen nicht mehr. Saint-Robinson fühlte sich ausgebrannt. Ein Freund rief an und schlug vor: Hey, komm doch nach Deutschland!
Saint-Robinson, der sich auch in den Jahren ohne Football immer mit einem Personal Trainer fitgehalten hatte, schloss sich den New Yorker Lions in Braunschweig an. Es folgten Stationen in Tirol und Breslau.
Und nun eben in München. Am 4. Juni starten die Ravens in ihre erste Saison in der European League of Football. Saint-Robinson will als Anführer beim neu zusammengestellten Team vorangehen, die Playoffs erreichen und zu den besten zehn Spielern der Liga gehören: „Ich will den Fans in München eine Show bieten.“
Nebenbei leitet er weiter eine eigene Marketing-Agentur und will seine erstes Album rausbringen. Die Texte sind schon alle geschrieben, der Stil ist eine Mischung aus Hip Hop und Pop. „Ich stecke mein Leben in meine Musik. Es gibt keine erfundenen Geschichten. Meine Musik ist mein wahres Ich.“
Von Nico-Marius Schmitz