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Schock für Golden State: Auftaktniederlage im kanadischen Tollhaus

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Von: Stephan Adelberger

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Übeflieger: Pascal Siakam aus Kamerun überzeugt mit 32 Punkten für Toronto. © Andreas Mayr

Was für eine Final-Premiere der Toronto Raptors: Im ersten Endspiel der NBA schlägt der Außenseiter den Titelverteidiger - dank seines Wunderkinds aus Kamerun.

In Afrika gräbt die NBA vielleicht nicht nach Gold - aber zumindest nach der Zukunft des Basketballs. In einem Jahr startet sie eine eigene Liga mit zwölf Mannschaften. Sie sollen einen Meister nach Vorbild der Fußball Champions League ausspielen. Das hat Commissioner Adam Silver vor dem ersten Finalspiel der nordamerikanischen Profiliga erklärt. Die NBA sieht den Kontinent als unerschlossenen Markt, der Potenzial für viele neue Fans und Talente birgt.

Pascal Siakams Geschichte hängt im Schaufenster, das junge Afrikaner für Basketball begeistern soll. Erst vor neun Jahren begann der Kameruner mit dem Sport. Er war 16 Jahre alt zu diesem Zeitpunkt. Jedem anderen hätten sie gesagt, lass das sein. Siakam wäre gerne Fußballer geworden. Sein Vater - ein großer Basketball-Fan - schickte ihn auf eine Priesterschule. Dann begann er zu wachsen und hörte nicht mehr damit auf. Heute ist sein Körper mit 2,06 Metern Größe und ellenlangen Armen wie geschaffen für diesen Sport. Mit 25 Jahren steht Siakam nun in seinen ersten NBA-Finals mit den Toronto Raptors. Er gilt als Superstar der Zukunft - und so spielte er gegen den Titelverteidiger, die Golden State Warriors. Furchtlos und aggressiv stürzte er sich auf die Warriors. Mit 32 Punkten führte Siakam den Außenseiter aus Kanada zum ersten Sieg in der Best-of-seven-Serie. „Ich hoffe, das inspiriert Kinder in Afrika“, sagt der Kameruner. Die Glanzleistung beim 118:109-Erfolg widmete er seinem Vater Tchamo, der immer davon träumte, dass es einer seiner vier Söhne in die NBA schafft. „Er hatte ein unglaubliches Spiel“, lobt auch Stephen Curry, der Superstar des Gegners.

Mit 34 Punkten war Curry Top-Scorer der Partie. Doch vieles lief beim Meister nicht rund. Er warf den Ball zu oft zum Gegner, ließ die Schützen der Raptors alleine. Curry und Draymond Green erklärten die ungewöhnlich hohe Fehlerrate mit der langen Pause nach dem Halbfinalsieg über Portland neun Tage zuvor. „Wir waren schlampig“, findet Curry. Gerade am Anfang habe er sich fremd auf dem Feld gefühlt, ergänzt Kollege Green. Ihr Trainer Steve Kerr wollte zur Niederlage eigentlich nicht viel sagen. „Sie haben uns ausgespielt.“ In der Abwehr konzentrierte sich Kerrs Mannschaft vor allem auf Superstar Kawhi Leonard. Mit allen Mitteln versuchten sie, seine Würfe zu verhindern. Regelmäßig schickten sie zwei Verteidiger zu ihm hin, erzwangen Pässe. Seine Mitspieler freuten sich über die freien Räume und trafen fleißig ihre Versuche. „Wir spielen nicht gegen Kawhi Leonard, sondern gegen die Raptors“, betont Top-Verteidiger Green.

Neben Siakam spielte sich der Spanier Marc Gasol die wichtigste Nebenrolle mit 20 Zählern. Für ihn, Coach Nick Nurse und einen Großteil des Kaders war es die Final-Premiere. Ihre Aufregung wandelte sich rasend schnell in einen Antrieb - ausgelöst von den 19 983 Zuschauern, die als mitunter lautestes Publikum der NBA gelten. „Es war eine großartige Atmosphäre“, schwärmt Golden State-Forward Green. Vor der Arena feierten wie zuletzt üblich tausende Kanadier den Auftakterfolg. Bislang war Golden State vor allem für sein explosives drittes Viertel in der Liga gefürchtet, in dem das Team so manches Playoff-Duell umgebogen hat. Diesmal erholte sich der Favorit aber nicht vom 49:59-Rückstand zur Pause. Siakam traf weiterhin fleißig seine Würfe, mit Vorliebe im Schnellangriff. Golden State kam nicht hinterher, was Coach Kerr hinterher als Knackpunkt ausmachte. „Wir waren grausam. Gegen Toronto ist das eigentlich die Priorität Nummer eins.“ Trotzdem verließen die Warriors das Stadion mit einem positiven Gefühl. Zum Ende habe sich alles viel besser angefühlt, betont Green. Partie zwei steigt in der Nacht auf Montag.

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