Zunächst hatten die Anwälte des 20-maligen Grand-Slam-Turniersiegers ihre Argumentationslinie dargelegt. Sie warfen unter anderem die Frage auf, ob Einwanderungsminister Alex Hawke nicht bedacht habe, ob auch eine „Anti-Impf-Stimmung“ geschürt werde, wenn das Visum des Tennisprofis für ungültig erklärt werde. Dass der Aufenthalt die „Anti-Impf-Stimmung“ fördern könne, hatte die australische Regierung als einen Grund angegeben, warum Hawke das Visum erneut für ungültig erklärt hatte. Die Regierungsseite argumentierte, dass Djokovic ein Vorbild für Impfskeptiker sein könne.
Nachdem die Sitzung gegen 9.30 Uhr begonnen hatte, war sie um 12.30 Uhr für eine einstündige Pause unterbrochen worden. Es sollte möglich sein, das Verfahren zur „Lunchtime“ abzuschließen, hatte es zum Auftakt geheißen.
Sollte Djokovic vor Gericht Erfolg haben, würde der Titelverteidiger am Montagabend bei den Australian Open antreten. Das geht aus dem Spielplan hervor, den die Veranstalter des Grand-Slam-Turniers in Melbourne am Sonntag vor dem Gerichtsurteil im Visumsfall des serbischen Tennisprofis bekanntgaben. Djokovic würde im zweiten Spiel der Nightsession (2. Spiel nach 9 Uhr deutscher Zeit) in der Rod-Laver-Arena auf seinen Landsmann Miomir Kecmanovic treffen.
Sollte der Weltranglistenerste vor Gericht verlieren, würde ein Lucky Loser auf seinen Platz im Tableau rücken - also ein Spieler, der in der Qualifikation eigentlich verloren hatte. Der Weltranglistenerste Djokovic ist Titelverteidiger und an Nummer eins gesetzt.
Update vom 15. Januar, 10.20 Uhr: Die Anhörung des Tennis-Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic vor dem Bundesgericht in Australien soll am Sonntag vor drei Richtern stattfinden. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP am Samstag schrieb, wird der Fall des 34 Jahre alten Serben am Federal Court of Australia ab 9.30 Uhr vom Vorsitzenden Richter James Allsop sowie dessen Kollegen Anthony Besanko und David O‘Callaghan verhandelt.
Das Bundesgericht soll Klarheit schaffen, ob Djokovic an den am Montag beginnenden Australian Open teilnehmen darf oder ausreisen muss. Dem Bericht zufolge können nach einer Entscheidung durch drei Richter keine Rechtsmittel mehr gegen das Urteil eingelegt werden. Mit einer kurzen verfahrensrechtlichen Anhörung vor Richter O‘Callaghan war der Fall zur Visums-Frage am Samstag fortgesetzt worden.
Nachdem die Behörden dem nicht gegen Corona geimpften Djokovic die Einreise in der vorigen Woche verweigert hatten, hatte er mehrere Nächte im Park Hotel im Melbourner Stadtteil Carlton verbracht. Die erste Gerichtsentscheidung am Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Djokovic hatte daraufhin die Vorbereitung auf das erste Grand-Slam-Turnier der Saison fortgesetzt. Am Freitag war sein Visum in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Am Samstag wurde Djokovic wieder in das Abschiebehotel gebracht, wie australische Medien berichteten. Es ist wahrscheinlich, dass er über Nacht bis zur Anhörung am Sonntag dort bleiben muss.
Update vom 15. Januar, 8.35 Uhr: Im Einreise-Streit um Novak Djokovic hat Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev Partei für den serbischen Topstar ergriffen und sich für dessen Teilnahme an den Australian Open ausgesprochen. „Ich denke, es ist nicht sehr fair für eine Person, hier herzukommen und nicht spielen zu können“, sagte der 24-jährige Hamburger in Melbourne. „Die australische Regierung und die Regierung Victorias hätten sich im Voraus im Klaren darüber sein müssen, was passieren wird.“
Der Start des serbischen Titelverteidigers Djokovic beim am Montag beginnenden Grand-Slam-Turnier ist weiter fraglich. Ein Bundesgericht in Melbourne wird sich am Sonntag mit dem Einspruch des 34-Jährigen befassen. Einwanderungsminister Alex Hawke hatte am Freitag das Visum des Weltranglisten-Ersten für ungültig erklärt und auch mit dem öffentlichen Interesse begründet. Djokovic ist mit neun Titeln Rekordsieger der Australian Open. „Ich weiß nicht genug über die Situation, aber ich denke, wenn es nicht Novak Djokovic wäre, der Weltranglistenerste mit 20 Grand-Slam-Titeln, all das, dann wäre es nicht so ein großes Drama“, sagte Zverev.
Angesichts der hohen Corona-Zahlen in Melbourne schränkt sich Zverev bei den Australian Open stark ein. Er gehe - abgesehen vom Training - nirgendwo mehr hin, sagte Zverev. „Ich gehe kein Risiko ein. Ich möchte das Turnier so gut wie möglich spielen.“ Für den australischen Bundesstaat Victoria wurden am Samstag gut 25.000 neue Fälle gemeldet. Zverev bekommt es in der ersten Runde am Montag in einem deutschen Duell mit Außenseiter Daniel Altmaier aus Kempen zu tun.
Update vom 15. Januar, 07.07 Uhr: Der von der Abschiebung aus Australien bedrohte serbische Tennisprofi Novak Djokovic ist erneut in Gewahrsam. Das berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP am Samstag. Es ist demnach wohl wahrscheinlich, dass der 34-jährige Weltranglistenerste sogar über Nacht in Gewahrsam bleiben muss. Eine Anhörung vor Gericht ist für Sonntagmorgen anberaumt.
Dem Tennis-Topstar war am Freitag zum zweiten Mal das Visum aberkannt worden. Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat. Vergangene Woche war ihm dann von den Behörden die Einreise verweigert worden, er wurde in ein Abschiebehotel gebracht.
Das Bundesgericht soll nun Klarheit in der Frage bringen, ob der Titelverteidiger und Rekordsieger an den Australian Open teilnehmen darf. Das erste Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison beginnt am Montag in Melbourne, Djokovic würde gleich am ersten Tag der zweiwöchigen Veranstaltung seine Erstrundenpartie bestreiten.
Erstmeldung vom 14. Januar: Er war selbst zweimal Sieger der Australian Open: Boris Becker gewann 1991 und 1996 das Grand-Slam-Turnier in Melbourne. Damit nicht genug. Der 54-jährige Badener führte zudem als Trainer Novak Djokovic 2015 und 2016 zum Triumph in „Down Under“. Drei Jahre dauerte die Zusammenarbeit, Becker kennt den serbischen Superstar aus dem Eff-eff.
Jenen Mann, der in den vergangenen Tagen nicht nur in der Tennis-Welt für mächtig Wirbel sorgte. So kam heraus, dass der 34-Jährige nicht gegen das Coronavirus geimpft ist. Mit einer angeblichen Sondergenehmigung reiste er dennoch nach Australien, obwohl auf dem Kontinent in der weltweiten Pandemie strenge Regeln gelten. Zuletzt entzog der australische Einwanderungsminister Alex Hawke in einer regelrechten Posse jedoch Djokovic dessen Visum, nachdem sich Djokovic noch in erster Instanz vor Gericht durchgesetzt hatte. Stand Freitagabend, 14. Januar, war offen, ob er nicht doch noch bei den Australian Open antreten darf. Irgendwie.
Es gibt viele Menschen, die die Ansicht von Novak vertreten.
In die hitzige Debatte schaltete sich am selben Tag nun auch Becker ein. Der Leimener verteidigte seinen einstigen Schützling, riet diesem dennoch dringend zu einer Corona-Impfung. „Wer sich nicht impfen lässt, wird dadurch nicht automatisch zu einem schlechten Menschen. Ich habe mich impfen lassen und bin geboostert, aber ich bin auch in meinen Fünfzigern“, meinte der 54-Jährige im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z. / hinter einer Bezahlschranke): „Es gibt viele Menschen, die die Ansicht von Novak vertreten, auf ihr starkes Immunsystem vertrauen und vielleicht auch eine andere Sicht auf die Welt haben. Als demokratische Gesellschaft sollten wir diese anderen Meinungen auch zulassen.“
Mittlerweile hätte sich gezeigte, sagte Becker, „dass man sich trotz dreier Impfungen auch infizieren und die Krankheit weitergeben kann. Das ist das Teuflische: Es gibt keine beste, sondern nur eine vorübergehende Lösung. Novak hat sich anders entschieden als ich und die Mehrheit der Menschen. Aber er hat nichts Verbotenes getan“.
Dennoch mahnte Becker: Wolle sich Djokovic weiter auf Tennis konzentrieren, müsse er Veränderungen unternehmen, meinte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger im Gespräch mit der F.A.Z. weiter: „Deswegen wäre meine Meinung: ‚Novak, versuche einzusehen, dass es geimpft leichter für dich sein wird.‘ Ob er das macht, weiß ich nicht.“
Boris Becker erzählte ferner, dass Djokovic „ein wunderbarer Charakter“ sei. „Er liebt seine Familie über alles, er liebt sein Heimatland Serbien über alles, er hat noch Freunde von früher, die er nicht vergessen hat. Er hat viele menschliche Qualitäten, die man so nicht kennt. Er ist ein unglaublicher Kämpfertyp“, erklärte die deutsche Tennis-Ikone über seinen früheren Schüler: „Wenn einer die Chance hätte, die Australian Open unter diesen Bedingungen zu gewinnen, dann Djokovic. Ich gehöre zum erweiterten Teil seiner Familie – glaube ich, er jedenfalls von mir. Wir haben viele private, intime, unheimlich tolle Momente miteinander verbracht, das hat uns zusammengeschweißt. Das heißt nicht, dass wir immer einer Meinung sind: Ich habe mich impfen lassen, ich habe andere politische Ansichten, aber trotzdem sind wir uns als Menschen sehr nahe.“
Bleibt es beim verordneten Aus für den Serben, könnte ein deutsches Tennis-Ass davon profitieren, glaubt Becker. Er sagte der F.A.Z.: „Sascha Zverev hat in der Tat eine große Chance, seinen ersten Grand-Slam-Titel zu gewinnen, und er kann die Nummer eins der Welt werden.“ (pm)