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Skandal um 100-Meter-Sieger? Verdacht erhärtet sich - Experte prognostiziert Worst-Case-Szenario

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Lamont Marcell Jacobs war die Sensation bei Olympia - nun umgibt ihn Zwielicht.
Lamont Marcell Jacobs war die Sensation bei Olympia - nun umgibt ihn Zwielicht. © Speed Media/Icon Sportswire via www.imago-images.de

Wurde bei den Olympischen Spielen betrogen? Die Leistungen des 100-Meter-Sprinters Lamont Marcell Jacobs sorgen für Aufruhr.

Tokio - Ihn hatte so recht keiner auf der Liste als Goldfavorit: Lamont Marcell Jacobs. Der in den Vereinigten Staaten geborene Italiener holte bei den Olympischen Spiele in Tokio für das Land des Stiefels eine sensationelle Gold-Medaille über die Königsdisziplin 100 Meter und noch eine zweite in der Staffel.

Nun ist er wegen zweifelhafter Kontakte ins Zwielicht geraten. Wie die Times am Samstag berichtet, musste sich der 26-Jährige im März von seinem Ernährungsberater trennen, weil gegen diesen in Italien wegen des betrügerischen illegalen Handels mit Steroiden ermittelt wird.

Olympia 2021: Skandal um 100-Meter-Sprinter? Was hat das zu bedeuten?

Giacomo Spazzini, ein Profi-Bodybuilder und Fitnesstrainer, hatte nach Jacobs' Olympiasieg die Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg gerühmt. "Es war sein Ziel, unter zehn Sekunden zu laufen", sagte der 26-Jährige der Zeitung Libero Quotidiano: "In einem Jahr gemeinsamer Arbeit haben wir seine Muskelmasse um vier Kilogramm gesteigert und sein Körperfett um vier Prozentpunkte gesenkt. Nur mit angepasster Ernährung."

Gegen jenen Spazzini ermitteln die Behörden in Mailand, weil er zu einer Gruppe gehören soll, die mit gefälschten Rezepten schwunghaften Handel mit leistungssteigernden Präparaten betrieben haben soll.

Olympia 2021: Doping-Experte Fritz Sörgel prognostiziert Ergebnisse

Jacobs' Manager Marcello Magnani sagte gegenüber der Times, dass der Sprinter die Zusammenarbeit mit Spazzini beendet habe, nachdem er über die Ermittlungen informiert worden war. "Die Untersuchungen haben Marcell nie berührt, deshalb haben wir auch keine weiteren Informationen dazu", sagte Magnani.

„Ich wage zu sagen, dass hier noch etwas herauskommen wird, was nicht zu Gunsten dieser zwei Olympiasiege sein wird“, sagte der Doping-Experte Fritz Sörgel im Deutschlandfunk. Sörgel nahm auch das neuartige Mitochondrien-Training unter die Lupe. Die „Kraftwerke der Zellen“ werden studiert, erforscht und optimiert. Deswegen sei beispielsweise Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar so fit gewesen. Auch bei Olympia könnte dieses spezielle Training seine Früchte getragen haben.

Olympia 2021: Lamont Marcell Jacobs habe „offensichtlich und kategorisch“ nie verbotene Substanzen benutzt

Der Manager nannte die Frage, ob Jacobs selbst leistungssteigernde Mittel benutzt habe, "verrückt". Der Sensations-Olympiasieger habe "offensichtlich und kategorisch" nie verbotene Substanzen benutzt.

Jacobs' Leistungssteigerung hatte in Tokio für Erstaunen gesorgt. Bis Jahresanfang hatte seine Bestzeit über 100 m bei 10,03 Sekunden gelegen, im Vorjahr war er nicht über eine 10,10 hinausgekommen. Im olympischen Finale lief er nun den Europarekord von 9,80 Sekunden und damit eine Hundertstel schneller als Usain Bolt 2016 beim Olympiasieg in Rio.

Jacobs, der am Freitag auch die italienische 4x100-m-Staffel zu einer nicht minder überraschenden Goldmedaille geführt hatte, war im Vorjahr nur die Nummer 22 der Welt und erst im Mai erstmals unter 10 Sekunden gelaufen. Deshalb gehörte er als einziger 100-m-Finalstarter von Tokio nicht zum Testpool der Athletics Integrity Unit (AIU), der auf die weltbesten Athleten abzielt. (ank mit SID) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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