Russischer Olympia-Wirbel: Komitee-Chef schimpft über „Farce“
Russlands Sport-Elite ist von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Das IOC öffnete kürzlich die Tür. Drei Fechterinnen aber müssen zuschauen.
Moskau - Soll es Russlands Sportlerinnen und Sportlern wieder erlaubt sein, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen? Was ist mit dem wohl größten aller Wettbewerbe - den Olympischen Spielen? Das IOC hatte sich kürzlich für eine Rückkehr ausgesprochen - doch für Russlands Star-Fechterinnen Sofia Welikaja, Jana Jegorjan und Sofia Posdnjakowa ist der Traum von Olympia wohl geplatzt.
Internationales Olympisches Kommittee | |
Gegründet | 23. Juni 1894 |
Sitz | Lausanne, Schweiz |
Präsident | Thomas Bach |
Russlands Olympia-Chef kritisiert Fie-Entscheidung als „Farce“
Sie dürfen nicht an der Olympia-Qualifikation teilnehmen. Neben dem bereits mit Olympia-Gold dekorierten Säbel-Trio wurden noch weiteren Fechterinnen und Fechter aus Russland vom Weltverband Fie nicht für internationale Wettbewerbe zugelassen. Der Chef des russischen Olympia-Komitees Stanislaw Posdnjakow erklärte daraufhin, dass die Rückkehr-Bedingungen für russische Sportler eine „Farce“ seien. (Kati Witt sprach sich zuletzt für eine Zulassung von Russen für Olympia aus.)
Eigentlich war der Fechtverband zuvor einen Schritt auf Russland zugegangen: Noch vor der Pro-Russland-Empfehlung des IOC hatte der Fecht-Weltverband russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportlern die Teilnahme an Einzelwettbewerben „unter Einhaltung der Bedingungen der Neutralität und der individuellen Zulassung“ ermöglicht. Das IOC hatte den Weltverbänden vor einigen Wochen empfohlen, Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus als neutrale Athleten wieder zu Wettkämpfen zuzulassen - sofern diese bestimmte Bedingungen erfüllen.
IOC empfiehlt, Russlands Athleten zuzulassen - unter strengen Bedingungen
Die Weltverbände machen sich die Entscheidung angesichts des anhaltenden Angriffskriegs von Russlands in der Ukraine nicht leicht. Sie müssen darüber entscheiden und begutachten, ob die IOC-Kriterien bei der Athleten-Prüfung erfüllt werden. Zu den IOC-Bedingungen zählen strikte Neutralität, die Einhaltung des Anti-Doping-Codes und der Nachweis, den Krieg nicht aktiv zu unterstützen. Wer dem Militär angehört, bleibt ebenso ausgeschlossen wie Mannschaften.
Für Posdnjkow inakzeptabel. Die Voraussetzungen des IOC seien so formuliert, dass „eine Teilnahme für den Großteil unserer Athleten und praktisch alle Leader unserer Nationalmannschaft an den Qualifikationen für Olympia und andere Wettbewerbe in der Praxis unmöglich ist“, schrieb Posdnjakow auf seinem Telegram-Kanal.

Russlands Olympia-Chef kritisiert „Ausgedachte oder illegale Parameter und andere künstliche Hinweise“
Unter diesen Bedingungen will er seine Athleten und Athletinnen wohl nicht teilnehmen lassen. Russland werde damit vor eine schwere Wahl gestellt, erklärte er: „Unsere Fechter werden nur teilnehmen, wenn gleiche Bedingungen mit den Sportlern anderer Länder herrschen, ohne ausgedachte oder illegale Parameter und andere künstliche Hindernisse“, erklärte Russlands Olympia-Chef - in der Position sei man sich einig.
Posdnajakow weiß, wie es ist, sich auf höchstem Niveau mit der Weltelite zu messen. Er ist selbst viermaliger Fecht-Olympiasieger und Vater von Sofia Posdnjakowa. Seine 25 Jahre alte Tochter gewann bei Olympia in Tokio Säbel-Gold im Einzel und mit der Mannschaft. Die 37 Jahre alte Sofia Welikaja ist fünfmalige Weltmeisterin, ficht für ZSKA Moskau und war Fahnenträgerin in Tokio. Jana Jegorjan (29) trumpfte 2016 in Rio auf und wurde als Sportlerin des Jahres in Russland ausgezeichnet. (cgsc mit dpa)
Die Russland-Frage scheidet auch in Deutschland die Geister: Der Deutsche Verbandschef stellt sich gegen Nancy Faeser. Die Politikerin will russischen Sportlern die Einreise verbieten.