Ironman-Sieg, Heiratsantrag, Hochzeit - Patrick Lange: „Es ist schwer, das alles zu toppen“

Patrick Lange hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Erst der Ironman-Sieg, dann der Heiratsantrag und am Ende schließlich die Hochzeit. Im Interview blickt er zurück.
München - Vergangenes Jahr überquerte Triathlet Patrick Lange (33) beim berüchtigten Ironman auf Hawaii die Ziellinie als Erster und fiel auf die Knie. Nicht, weil ihn die Kraft in den Beinen verließ, sondern um Freundin Julia einen Heiratsantrag zu machen. Sie nahm an, er zog zu ihr nach Salzburg und im August wurde geheiratet. Nach seinem Start Anfang September in Nizza setzte sich der Hesse in den Flieger nach Texas für ein dreiwöchiges Hitzetrainingslager mit Hawaii-ähnlicher Luftfeuchtigkeit. Seit ein paar Tagen ist Lange zurück in Kona, am Samstag will er seinen Titel verteidigen. Das tz-Interview.
Herr Lange, wie war die Hochzeit?
Patrick Lange: Genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das Standesamt war in Salzburg im Schloss Mirabell. Danach waren wir noch am Fuschlsee. Es war einfach ein traumhaft schöner und entspannter Tag mit der Familie. Gar nicht aufgeblasen und genau richtig.
Was hätten Sie gemacht, hätte Ihre Frau den Antrag nicht angenommen.
Lange: Oh, das wäre sehr peinlich gewesen (lacht). Aber das hätte ich auch respektiert. Ich sag aber ganz ehrlich: Davon war fast nicht auszugehen, weil es für uns eigentlich unausgesprochen lange vor dem Antrag feststand, dass wir unser Leben zusammen verbringen wollen.
Der Sieg, der Heiratsantrag – wie wollen Sie das dieses Jahr toppen?
Lange: Ich konzentriere mich erst mal darauf, wieder zu gewinnen und dann überlege ich mir, was ich danach anstelle. Aber mir ist klar, dass es sehr, sehr schwer wird, das alles zu übertreffen. Gerade auch die Zeit. Da habe ich mir die Messlatte selbst sehr hoch gelegt.
Patrick Lange sieht seinen Coach Faris Al-Sultan nur selten
Sie sind Anfang des Jahres nach Salzburg gezogen. Ihre Frau kommt von dort. War das der einzige Grund?
Lange: Das war der Hauptgrund. Natürlich bietet die Region auch gute Trainingsbedingungen. Und ich war jetzt fast zwölf Jahre in Darmstadt, von daher war der Tapetenwechsel auch ganz gern gesehen. Man hat Möglichkeiten, die man vorher nicht hatte. Es hat sich bis jetzt wirklich gelohnt, wir fühlen uns sehr wohl.
Ihr Coach ist der ehemalige Triathlon-Weltmeister Faris Al-Sultan. Stimmt es, dass sie sich fast nie sehen?
Lange: Ja, das ist richtig, aber wir haben jeden Tag Kontakt. Das ist, glaube ich, auch sehr wichtig in einer Athleten-Trainer-Beziehung. Sein Job als Bundestrainer im Kurzdistanzbereich macht es nicht möglich, sich oft zu sehen. Wobei wir uns dieses Jahr schon öfter gesehen haben als letztes Jahr. Und da hat’s ja auch ganz gut geklappt. Die Entfernung ist jetzt geringer. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich örtlich etwas umorientiert habe. Ich kann einfacher mal ein Wochenende nach München fahren oder er zu mir kommen.
Patrick Lange sieht in den letzten Resultaten keine Verunsicherung
Haben Sie Mitspracherecht beim Trainingsplan?
Lange: Die komplette Trainingsplanung, -strukturierung und Detailplanung kommen aus Faris’ Feder. Wir haben noch einen Datencoach an Bord, der sich die geleisteten Trainingsdaten, die mittlerweile alle online erfasst sind, anschaut, analysiert und in den Kontext stellt.

Die Vorbereitung mit den „Finals“ (Platz 27, Anm. d. Red.) und dem Ironman Frankfurt (Platz elf) lief nicht optimal. Verunsichert Sie das?
Lange: Ich sehe das ein bisschen anders. Natürlich lief es in Frankfurt nicht optimal, das hatte aber Gründe. Das haben wir analysiert und sind definitiv stärker herausgegangen. Bei den Finals war klar, dass ich nicht um den Sieg kämpfe. Sprintdistanz ist ein anderer Sport, der gesamte Wettkampf dauert so lange wie sonst alleine das Schwimmen. Als würde man Usain Bolt einen Marathon laufen lassen. Daher war ich mit Platz 27 tatsächlich sehr zufrieden.
Der Sieg beim Ironman auf Hawaii war bereits der zweite Triumph für Lange bei dem bekannten Triathlon. Im Frühjahr hatte er sich in einem Interview eindeutig zum Thema Doping platziert.
Auch 2019 findet wieder der Ironman Hawaii statt. Auf tz.de* lesen Sie, wie Sie das Sportevent live im TV und im Live-Stream sehen können. Wie bekannt wurde, musste Patrick Lange überraschend vorzeitig die Segel streichen. Die Gründe sind vorerst unklar.
Interview: Julian Nett