„Das war Pflichtprogramm seit der Geburt“, sagt Mladen lachend: „Das ist natürlich nur Spaß. Aber mein Wunsch war es immer, dass sie Leistungssport machen. Du lernst, dich durchzubeißen, mit Siegen aber auch mit Niederlagen umzugehen. Das schult dich für dein ganzes Leben.“
Und der Nachwuchs scheint das Talent vom Papa, damals mehrfacher Weltmeister im Kickboxen, geerbt zu haben. Auch Mariela (17) und Valeria (13) haben im Juniorenbereich schon WM-Titel im Kickboxen geholt. Bei den Box-Europameisterschaften vergangenes Jahr in Montesilvano (Italien) und Erzurum (Türkei) gewann Mariela Gold, Valeria Bronze. Zwei schlagkräftige Schwestern also. Valeria erinnert sich noch dran, wie sie mit drei Jahren das erste Mal leicht auf die Hände von Mladen boxte. Und sich dann auch durch Wettkämpfe die Liebe zum Sport entwickelte: „Es ist nicht einfach nur ein Draufhauen. Die Beinarbeit, die Kontrolle über den gesamten Ring. Immer die Distanz einzuhalten. Das gefällt mir.“ Praktisch auch, wenn das große Vorbild die eigene Schwester ist.
Mariela hatte es zu Beginn gar nicht so wahrgenommen, dass ihre ganze Familie irgendwas mit Kampfsport macht. Sie ging zum Ballett und Hip Hop. Aber irgendwann lockte sie das Kindertraining von Mladen dann doch. „Boxen ist meine Art, kreativ zu werden. Ich überlege mir neue Kombinationen, wie ich mich bewegen kann. Boxen ist meine kreative Entfaltung, es ist wie Schach. Was ist mein nächster Zug, was macht die Gegnerin?“ Nächste Woche tritt die 17-Jährige bei der Europameisterschaft in Armenien an. Die Reisegruppe Steko ist oft unterwegs. Sparring in Tschechien, Sparring in Bulgarien. „Wir sind nonstop unterwegs“, sagt Mladen: „Aber ich verbringe die Zeit mit meinen Kindern. Wann hätten sie sonst so viele Städte gesehen?“ Schon fünf verschiedene waren es 2023. Das Programm sieht immer ähnlich aus: kämpfen, schön essen gehen, Sightseeing.
Leistungssport mit vielen Reisen und dann gibt es ja auch noch die Schule. Papa Mladen ist stolz, „nur Einser und Zweien“, erzählt er. Generell ist es der Ehrgeiz, der beide auszeichnet. „Sie haben das Talent, aber ohne Fleiß kommt man nicht weiter. Wenn sie so weiter machen, haben sie das Zeug dafür, ganz nach oben im Profibereich zu kommen. Die Entwicklung ist der Wahnsinn.“
Neben pauken und kämpfen gibt es aber auch noch die Musik. Beide geben zusammen Klavierkonzerte, Valeria spielt zudem noch Geige, Mariela modelt. Ein Leben, das oft auch auf die Minute getaktet ist, um alles unter den Hut zu bringen. „Die Musik ist sehr gefühlvoll, eher etwas Ruhigeres“, sagt Mariela: „Aber es ergänzt sich super. Die Konzentration brauchst du beim Konzert und im Ring gleichermaßen.“ Natürlich sei es teilweise auch wahnsinnig anstrengend, überall abzuliefern. „Mental muss man stark sein“, sagt Valeria: „Immer dranzubleiben und nie aufzugeben.“
Aber die Steko-Schwestern können sich entfalten, in der Musik und im Kampfsport. Besonders die Trainingseinheiten mit Papa Mladen genießen sie. „Er arbeitet sehr viel, wir sind viel unterwegs“, sagt Mariela: „Aber diese ein, zwei Stunden sind wir ungestört und können sie gemeinsam teilen. Das ist das Schönste.“
Nico-Marius Schmitz