Türkgücü: Spieler dürfen womöglich kündigen - sogar Regionalliga-Neustart in Gefahr

Türkgücü München hat Insolvenz angemeldet. Was kommt jetzt auf den Klub zu? Experte Patric Naumann beantwortet die drängendsten Fragen.
München – Der Insolvenzantrag ist gestellt, neben der sportlichen Talfahrt sind nun auch finanziell und strukturell unruhige Zeiten angebrochen bei Türkgücü. Im Kivran-Club stellen sich viele Fragen. Experte Patric Naumann gibt erste Antworten.
Wie steht es um Türkgücüs Stabilität?
Vorerst dürfte die reine Existenz gesichert sein. Der vorläufige Insolvenzverwalter Max Liebig fungiert ab sofort als eine Art „Kassenwart“. Das sei so üblich, so Rechtsanwalt und Experte für Insolvenzen von Fußballclubs, Patric Naumann: „Er muss schauen, was noch in der Kasse drin ist und was davon ausgegeben werden darf.“
Was darf/muss jetzt bezahlt werden?
Alle Ausgaben, die jetzt noch getätigt werden dürfen, müssen der Aufrechterhaltung des Spielbetriebs dienen, wenn es sich rechnet. Dazu gehören laut Naumann, der schon mehrere Drittligisten in solchen Fällen betreute, beispielsweise die Stadionmiete und Spielergehälter. „In den ersten drei Monaten – sprich ab Januar bis einschließlich Ende März – sind Letztere über die Bundesagentur für Arbeit abgesichert. Jedoch gedeckelt bei einem Betrag von 4.800 Euro.“ Alles darüber hinaus müsse der Klub selbst tragen.
Was, wenn Gehälter offen bleiben?
„Entweder“, so Naumann, „man einigt sich dann auf einen teilweisen Gehaltsverzicht“. Oder es bestehe die Gefahr, dass Spieler kündigen. Denn der Verein ist wie jedes Unternehmen dazu verpflichtet, seine Angestellten vertragsgemäß zu entlohnen.
Was ist nach dem 1. April zu erwarten?
Die weiteren Aussichten für den Insolvenzclub: stürmisch. Experte Naumann meint: „Man müsste sogar schon bis zum 1. März schauen, ob man neue Möglichkeiten zur Finanzierung findet, denn bis dahin müsste die Lizenz der nächsten Drittliga-Saison eingereicht werden.“ Wenn dann auch bis Anfang April keine Finanzierungsmöglichkeit gefunden wird, dürfte der Insolvenzverwalter bei nachfolgenden Eröffnung des Insolvenzverfahrens kaum Gründe dafür sehen, den Spielbetrieb bei Türkgücü aufrechtzuerhalten. Dann stünde auch ein Neuanfang in der Regionalliga Bayern infrage. „Außer“, so Naumann, „es tun sich eben doch neue Geldquellen auf.“ (Jacob Alschner)