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Launiger Termin zur Zukunft von Türkgücü München: „Journalisten randalieren bei PK“

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Von: Moritz Bletzinger

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Professionelles Banner, lockerer Rahmen: Mehmet Tegmen, Alper Kayabunar, Selen Schaeffer und Taskin Akkay (v.l.n.r.) bei der Jahresabschluss von Türkgücü München.
Professionelles Banner, lockerer Rahmen: Mehmet Tegmen, Alper Kayabunar, Selen Schaeffer und Taskin Akkay (v.l.n.r.) bei der Jahresabschluss von Türkgücü München. © fkn

Große Pläne, knallharte Forderungen, viel Harmonie, Scherben und ein kaputter Tresen. Das Adventstreffen bei Türkgücü München verlief überraschend ereignisreich.

München – Türkgücü München will bodenständig sein, ein Klub für alle und jeden. Trotzdem haben sie Ansprüche. „Die können wir uns als Regionalligaverein erlauben“, sagt Präsident Akkay. Dessen Vorstellungen aber immer wieder gefährlich stark an die Kampfansagen vergangener Tage erinnern.

Nächste Stadionsuche für Türkgücü? „Lassen wir uns nicht bieten“ – Akkay scheut keine Ansagen

Ein Stadion außerhalb der Stadt suchen? „Lassen wir uns nicht mehr bieten.“ Mit zwölf Spielen im Grünwalder auskommen? „Die FC Bayern Amateure können doch am Campus spielen.“

Türkgücü will sich eine neue Heimat bauen. Ein Kultur- und Leistungszentrum mit mehreren Sportplätzen, einer Sporthalle und einem Veranstaltungsort soll in Riem entstehen. Die Pläne für das Millionenprojekt fußen auf dem NLZ-Vorhaben von Max Kothny und Ex-Präsident Hasan Kivran. Da ist der Verein plötzlich wieder nah dran an den KGaA-Zeiten.

Entstehen soll aber kein NLZ, sondern eine Begegnungsstätte der Kulturen, vielleicht sogar ein integrativer Kindergarten. Also doch nicht das Gleiche. Türkgücü befürchtet allerdings einen Aufschrei in München. Zum einen wegen Vorurteilen gegen den türkischen Verein, zum anderen wegen des Größenwahn-Images, das dem Verein seit dem peinlichen KGaA-Aus im Frühjahr angelastet wird.

Profis oder Amateure? Türkgücü München auf der Suche nach der eigenen Identität

Aber die Kivran-Ära ist vorbei. Das wird bei Beginn der Jahresabschluss-PK offensichtlich. „Sieben gegen zwei“, rechnet Präsident Akkay schmerzlich lachend vor. Nur zwei Medienvertreter haben den Weg ins Glockenbachviertel gefunden. Türkgücü hatte mit mehr Andrang gerechnet.

Der offizielle Teil beginnt mit einer Vorstellungsrunde, die den Chefcoach kalt erwischt: „Ja, ich bin’s. Alper Kayabunar .... Alpi. Der Trainer.“ Der 37-Jährige ist seit elf Jahren im Verein und wusste nicht so recht, was er sagen soll, man kennt sich ja. Ein passender Startschuss für diese PK.

Sportlich immerhin die Nummer drei im Stadtbezirk von München. Aber die Mannschaft von Alper Kayabunar trainiert nach wie vor auf einer Bezirkssportanlage ohne Flutlicht am Rasenplatz. Der Trainer träumt vom Profifußball, hat seinen Vertrag aber bis 2025 verlängert. Vom Aufstieg spricht an der Heinrich-Wieland-Straße niemand. Noch im Frühjahr hat der Verein aber in der 3. Liga gespielt. Die Grenzen zwischen Amateur- und Profiklub verschwimmen bei Türkgücü.

Mega-Pläne von Türkgücü München: Vorstand nimmt kritische Nachfragen sportlich – aber Pause darf sein

Trotzdem verbietet sich Türkgücü das Träumen nicht. Akkays Forderungen und Pläne sind forsch, da ist Kritik vorprogrammiert. Der Präsident will das Beste für seinen Verein, klar. Aber muss es immer die oberste Schublade sein? Wie stellt sich Türkgücü das alles vor? Das wird bei den Grünwalder-Debatten mit dem FC Bayern so sein und ist auch bei der Mini-PK nicht anders.

Zu zweit bietet sich schließlich reichlich Gelegenheit, kritisch nachzuhaken. Der Türkgücü-Vorstand nimmt’s sportlich. „Gute Fragen habt ihr“, sagt Stadionsprecher Taner Güven. Aber dann ist auch mal Zeit für eine Pause. Nach eineinhalb Stunden sagt Mehmet Tegmen: „Habt ihr eigentlich das Buffet verpasst?“ Kleine Unterbrechung, um etwas zu Essen.

„Journalisten randalieren bei Türkgücü-PK“ – erst Scherben, dann kaputter Tresen

Blöd nur, wenn die Journalisten dann auch in der Pause unangenehm werden. Erst zerdeppere ich eine Tonschale beim Versuch, meinen schwarzen Tee zu verdünnen. Selen Schaeffler, die mich zuvor davor bewahrt hat, den Tee pur zu trinken (und damit womöglich vor einem Herzinfarkt), kehrt die Scherben auf.

Dann wird’s plötzlich laut. Krach! Mein Kollege bleibt an der Theke hängen und tritt ein Stück aus der Holzverkleidung. „Journalisten randalieren bei Türkgücü-PK! Das solltet ihr mal schreiben“, lacht Präsident Akkay. Wir trauen uns und sagen bei der Gelegenheit nochmal „Affedersin“ (Entschuldigung auf türkisch, Anm. d. Red.) für die Sachbeschädigung. „Macht doch alles nichts. Wir haben Handwerker im Verein“, sagt Akkay. Und schon wirkt Türkgücü wieder ganz geerdet. (moe)

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