Umstrittener Biathlon-Coach Stitzl ist zurück: Reichsbürger-Nähe? Seine Frau beging „Riesenfehler“

Der ehemalige Biathlon-Coach Andreas Stitzl stand unter Verdacht, den „Reichsbürgern“ nahezustehen. Nun rehabilitiert der DSV den Trainer, der die Vorwürfe bestreitet.
München - Voller Einsatz: Was die deutschen Biathleten auszeichnet, galt und gilt immer auch für Andreas Stitzl. Zwischen 2014 und 2018 war er Co-Trainer bei den deutschen Männern im Biathlon-Weltcup, die Fans kennen ihn als den lautstarken Antreiber neben der Loipe. Seit dieser Saison kümmert sich Stitzl wieder um die Laufleistungen, diesmal soll er an den landesweiten Nachwuchsstützpunkten ein Konzept erarbeiten, um die läuferische Ausbildung zu verbessern. Und das ist angesichts seiner Vergangenheit für Außenstehende eine Überraschung.
Biathlon-Coach Stitzl wurde Reichsbürger-Nähe vorgeworfen – Gericht entzieht ihm Waffenschein
Denn zwischenzeitlich war es ruhig geworden um den Traunsteiner. 2017 wurde ihm seine waffenrechtliche Erlaubnis entzogen, der Trainer musste sein Biathlon-Gewehr abgeben. Die Behörden gingen davon aus, dass er den „Reichsbürgern“ nahesteht. Stitzl bezeichnet diese Zeit auf tz-Nachfrage als „persönlichen Albtraum“, von dem er hoffe, dass er bald ein Ende finde. 2019 versuchte er sich vor Gericht gegen die Vorwürfe zu wehren - vergeblich. Wie die tz erfuhr, lehnte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof ein Berufungsverfahren 2020 ab. Im Beschluss, der unserer Zeitung vorliegt, heißt es: „Das Erstgericht ist (…) zu dem Ergebnis gelangt, dass der Kläger der Reichsbürgerbewegung zugehörig sei.“

Auch seinen Status als Berufssoldat hat er verloren, doch der Deutsche Ski Verband (DSV) stand weiter zu ihm. Schon 2020 übernahm er eine Stelle beim Stützpunkt in Ruhpolding. DSV-Pressechef Stefan Schwarzbach sagt, warum: „Während all der Jahre, in denen er für uns tätig war, gab es keine einzige Beschwerde oder Verdachtsmoment. Im Gegenteil. Von den Sportlern und Betreuern, Damen wie Herren, hat Andi zu jeder Zeit eine breite Unterstützung erfahren.“ Schwarzbach weiter über den Neustart Stitzls als Trainer: „Andi hat sich noch einmal vor dem Trainer-Team und allen Athletinnen und Athleten erklärt und sich dabei klar von den Reichsbürgern oder ähnlichem Gedankengut distanziert.“
Umstrittener Biathlon-Coach ist zurück: Wie es zu den Verwicklungen kam
Das hat Stitzl nun noch einmal wiederholt. „Ich hatte und habe mit dieser Szene in keinster Weise etwas zu tun, und ich habe auch keinerlei Sympathien für deren Ansichten. Das habe ich auch schon eidesstattlich versichert“, sagt der 48-Jährige.
Und wie kam es dann zu den Verwicklungen? Gemeinsam mit seiner Frau habe er damals beim Landratsamt 2015 einen Staatsangehörigkeitsausweis beantragt. Dabei gaben sie als Staatsangehörigkeit „Königreich Bayern“ an, bezugnehmend aufs „RuStAG 1913“, das ist das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913. Typisches Reichsbürger-Verhalten - Stitzl sagte damals, seine Frau habe sich darum gekümmert. Ein „Riesenfehler“ sei das alles gewesen, den er sehr bereue. (Thomas Jensen)