„Hatte einfach keine Lust mehr“: Deutsches Ski-Ass gibt beklemmende Einblicke nach Geburt der Tochter
Nach einer enttäuschenden WM und der Geburt seines ersten Kindes kämpfte Linus Straßer mit mentalen Problemen. Jetzt steht er wieder auf den Skiern.
München - Die intensive Vorbereitung der Skielite wird am kommenden Wochenende auf den Prüfstand gestellt. Am Samstag (10.45 Uhr/13.45 Uhr, BR und Eurosport) findet der erste Slalom der neuen Wintersport-Saison im österreichischen Gurgl statt. Unter den Teilnehmern ist auch Deutschlands Aushängeschild im Skisport, Linus Straßer. Der Münchner hat sich rechtzeitig erholt. Nach der letzten Saison und der Geburt seines ersten Kindes hatte der Skistar mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen.
Deutschlands Slalom-Spitzenreiter Straßer „hatte einfach keine Lust mehr“
„Ich hatte einfach keine Lust mehr“, äußert sich der erfolgreichste deutsche Slalomfahrer über die Zeit nach der missglückten WM im Februar, „das kann ich ganz offen und ehrlich zugeben“. Nach zwei dritten und zwei vierten Plätzen im Weltcup war Straßer als einer der Favoriten zu den Meisterschaften gereist. Doch bereits das Parallelrennen endete enttäuschend – Platz 14. Im Slalom hatte er die erhoffte Medaille als Vierter nach dem ersten Durchgang fest im Blick, fiel jedoch auf den neunten Rang zurück.
„Das hing mir schon nach“, gesteht Straßer, „das war hart und hat lange gedauert.“ Er hatte die Freude am Skifahren verloren – und nicht nur das. „Ich hatte keinen Bock mehr zu trainieren, auch nicht im Sommer“, so Straßer. Seine Lustlosigkeit, erklärt der Münchner, war aber nicht nur Ergebnis der WM-Enttäuschungen. Vor rund elf Monaten wurde er Vater, Straßer raste nach der Geburt seiner Tochter direkt aufs Podium.

„Hatte keinen Bock mehr zu trainieren“: Deutschlands Skistar fiel in ein tiefes Tal
Durch die Geburt seines Kindes habe sich sein Leben „grundlegend verändert“, erklärt der 31-Jährige. Nach der Saison schlug diese Erfahrung voll durch – und stürzte Straßer in eine tiefe Krise.
„Wenn du Papa wirst – das ist eines der schönsten Dinge der Welt“, sagt DSV-Cheftrainer Christian Schwaiger, „aber das verändert auch deine Freiheit als Sportler, du hast mehr Verantwortung, musst deine Frau unterstützen. Das musst du alles erst mal auf die Schiene bringen.“ Straßer brauchte Zeit – und fand einen Kniff, um wieder in die Spur zu kommen.
DSV-Spitzenfahrer Straßer findet Lösung im Stangenkampf
„Ich hab‘ es einfach als Arbeit gesehen, das Training“, sagt er. Irgendwann sei er dabei „wieder auf andere Gedanken“ gekommen. „Der Linus“, bestätigt Chef Schwaiger, „hat das super in den Griff gekriegt.“
Er ist schließlich erfahren in Situationen, in denen es scheinbar nicht mehr weitergeht. Vor viereinhalb Jahren war er schon einmal an dem Punkt, dass er sagte, er habe „keine Lust mehr“ auf den Stangenkampf. Im Winter 2018/19, seinem letzten an der Seite von Felix Neureuther, sammelte Straßer nur in einem einzigen Weltcup-Slalom Punkte.
Straßer überholte Neureuther im Training
Dabei überholte er den großen Neureuther im Training regelmäßig. „Sehr zermürbend“ sei es gewesen, dass er sein Können in den Rennen nicht habe umsetzen können. Auch damals halfen grundlegende Veränderungen – im Trainerteam. Schwaiger übernahm als Chef, Bernd Brunner wurde Techniktrainer, und Straßer nahm Fahrt auf.
In der ersten Saison unter neuer Leitung fuhr er dreimal in die Top 10, in der zweiten errang er den ersehnten ersten Slalom-Sieg, seitdem hat er sich in der Weltspitze etabliert. Dass er im vergangenen Winter nicht noch mehr erreichte und bei der WM scheiterte, lag auch an einer hartnäckigen Krankheit rund um den Jahreswechsel. „Der Linus“, sagt Schwaiger, sei körperlich „hinten raus komplett auseinandergefallen, der war fertig“. (ck/sid)
Dieser Artikel wurde mithilfe maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von Redakteur Christoph Klaucke sorgfältig überprüft.