Kopenhagen - Rio de Janeiro tanzt Samba: Die Olympischen Sommerspiele 2016 finden in Brasilien statt. Eine historische Entscheidung, denn zum ersten Mal ist Südamerika Gastgeber von Olympia. Die Vertreter der Bewerbungsgesellschaft München 2018 atmen durch.
„Natürlich hätte der Sieger Madrid viele Debatten ausgelöst. Die wird es nun nicht geben, und die wären auch nicht gut gewesen“, sagte Bernhard Schwank, einer von zwei Geschäftsführern der Münchner Bewerbungsgesellschaft, kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses.
Doch gebe es ohnehin keine Gesetzmäßigkeit zur Vergabe olympischer Spiele: Diesmal sei es um Sommerspiele gegangen, am 6. Juli 2011 gehe es in Durban (Südafrika) um Winterspiele, bekräftigte er im Gespräch mit tz Online.
Im Rennen für 2018 liegen neben München mit Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee auch Pyeongchang (Südkorea) und Annecy (Frankreich). Dennoch: Hätte Madrid den Zuschlag für 2016 bekommen, es wäre für München 2018 zumindest schwerer geworden: olympische Spiele 2012 in London (Sommer), 2014 in Sotschi (Winter), 2016 in Madrid (Sommer) und dann 2018 in München, es wären wohl zu viele auf dem europäischen Kontinent geworden.
Ein Zuschlag für Tokio hätte möglicherweise die Chancen geringfügig steigern können: zwei Spiele in Folge auf dem asiatischen Kontinent wären unwahrscheinlich gewesen.
Das alles aber ist Spekulation. Mit dem Votum von Kopenhagen sollte das Rennen weiter offen sein. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), warnte gleich davor, auf die Mitbewerber zu schielen.
Er gab der Münchner Bewerbungsgesellschaft den Rat, auf die eigenen Stärken zu setzten. Bach erwartet nach der Entscheidung in der dänischen Hauptstadt nicht nur neuen Schwung für die Münchner Bewerbung, sondern auch neue Erfahrungen.
Oberbürgermeister Christian Ude sieht die Bewerbung ebenso gut im Rennen. „Mit der Entscheidung des IOC, die Sommerspiele 2016 nach Südamerika zu vergeben, hat die Münchner Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 alle Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss“, sagte Ude nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa.
Alles war möglich
Dass an diesem Freitagabend in Kopenhagen alles möglich ist, das spürten Experten, die das IOC viele Jahre begleiten, früh. Und die geheime Abstimmung unter den 95 Mitgliedern im Bella Center begann tatsächlich mit einer Überraschung: Chicago fiel mit nur 18 Stimmen in der ersten Runde durch. Trotz – oder gerade wegen – des morgendlichen Blitzbesuches von US-Präsident Barack Obama, in jedem Fall trotz des emotionalen Auftritts seiner Frau Michelle. Obama vernahm die Entscheidung in der „Airforce 1“. Nur knapp fünf Stunden nach seiner Ankunft in der dänischen Hauptstadt hatte er sich schon wieder auf den Rückweg gemacht.
Überraschend auch das Votum in der zweiten Runde: Diesmal hatte Tokio die wenigsten Stimmen. Die Enttäuschung bei der Delegation und den Medienvertretern war riesig. So kam es zum Showdown von Rio de Janeiro und Madrid.
Auch ein Showdown zweier alter, aber noch immer mächtiger Funktionäre: der ehemalige FIFA-Präsident Joao Havelange (93) auf der Seite von Brasilien, IOC-Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch (89) für Spanien. Der hatte König Juan Carlos versprochen, die Spiele in seine Heimat zu holen. Es reichte nicht. Das Duell gewann Havelange, der das IOC zu seinem 100. Geburtstag (eben 2016) an die Copacabana einlud.