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Eklat bei Olympia? Journalist wird von Beamten bei Live-Schalte bedrängt - was wirklich dahinter steckte

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Von: Andreas Knobloch

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Olympia 2022 Eklat TV
Saida Magee (links) reagiert schockiert auf die Geschehnisse bei den Olympischen Spielen. © Screenshot NOS

Ein Eklat bei den Olympischen Spiele in Peking? Was bei der Situation mit dem niederländischen Journalisten wirklich dahinter steckte.

Update vom 8. Februar, 9.10 Uhr: Am Eröffnungstag der Olympischen Spiele gab es einen vermeintlichen Eklat. Beim niederländischen Fernsehen wurde ein Reporter von einem chinesischen Beamten bei einer Live-Schalte weggezogen, diese musste dann unterbrochen werden und das IOC entschuldigte sich im Nachhinein. Sjoerd den Daas hieß der Niederländer, der betroffen war. Spiegel-Journalist Georg Fahrion, der vor Ort ist, kennt Daas gut und beschreibt, wie die Situation einzuordnen ist.

Daas wohnt seit Jahren in China, kann Mandarin, sprach mit den Beamten in der Landessprache, als die Situation vermeintlich zu eskalieren drohte. Doch so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint, soll es nicht gewesen sein. „Lass uns ein Stückchen weitergehen, Kumpel“, meinte ein Beamter zu Daas, der darauf erwider haben soll: „Bitte warte einen Moment, ich bin gerade live.“ Nach der Aktion soll sich die Lage schnell beruhigt haben. Die Beamten seien eher überfordert, als feindselig gewesen. Der Journalist konnte seine Übertragung von einem Parkplatz in der Nähe fortsetzen. Der Spiegel-Journalist schreibt: „Eigentlich keine so große Sache – wäre es nicht live gewesen.“

Im Vergleich zu anderen Vorfällen, im Land, das auf Platz 177 von 180 in Sachen Pressefreiheit liegt, seien schon schlimmere Sachen passiert. Der Fall von Daas habe lediglich Heiterkeit unter Kollegen ausgelöst und es handle sich um ein Missverständnis. Der Spiegel-Journalist verteidigt die Beamten keinesfalls, relativiert aber solche Vorkommnisse mit schlimmeren Aktionen in der Vergangenheit.

Eklat bei Olympia: Journalist wird von Beamten attackiert - Moderatorin im Studio sichtlich schockiert

Erstmeldung vom 5. Februar, 2022: Peking - Die Olympischen Spiele im chinesischen Peking sorgten schon vorab für reichlich Kritik. Der Veranstalter steht im Fokus, vor allem auch von Journalisten, was vielleicht auch solche Bilder aus dem niederländischen TV erklären könnte. Dort wurde ein Journalist bei einer Olympia-Live-Schalte des Senders NOS von Beamten von der Kamera weggezerrt, sogar die Linse wird verdeckt. Die Studio-Moderatorin war sichtlich schockiert. Im Nachhinein wird der Fall heruntergespielt, vor allem das umstrittene IOC sieht darin keinerlei Probleme. „Übereifrig“ und „unglücklich“ wird die Szene beschrieben.

Olympia-Eklat um Live-Schalte: IOC spielt Vorfall runter

Trotz des Eingriffs chinesischer Sicherheitskräfte in eine Live-Schalte des niederländischen TV-Senders NOS aus Peking sieht das IOC kein grundsätzliches Problem für die Freiheit der Medien bei den Winterspielen. „Das waren unglückliche Umstände, da war jemand übereifrig. Diese Dinge passieren“, sagte Mark Adams, der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees, am Samstag. Das IOC habe NOS kontaktiert. Man versichere, dass alle Medienvertreter innerhalb der geschlossenen Corona-Blase bei Olympia ihre Arbeit ungehindert fortsetzen könnten.

Adams verwies darauf, dass NOS-Reporter Sjoerd den Daas kurz nach dem Vorfall in einer weiteren Live-Schalte wieder aus Peking habe berichten können. Der Journalist, der für den TV-Sender aus China und Ostasien berichtet, hatte sich am Freitag nahe des Vogelnest-Stadions postiert, in dem die Eröffnung stattfand. Dann ist auf den Bildern zu sehen, wie ein Uniformierter Den Daas körperlich bedrängt. Ein weiterer Sicherheitsmann hält kurz darauf seine Hand vor die Kamera.

Olympia 2022: Studio-Moderatorin sichtlich schockiert, als ihr Kollege weggezerrt wird

Studio-Moderatorin Saida Maggé reagiert zunächst erschrocken auf die Ereignisse, ehe in Rücksprache mit der Regie die Schalte nach Peking abgebrochen wird. Später meldet sich Den Daas von einer anderen Position wieder. Die Bilder würden schmerzhaft zeigen, wie es um die Pressefreiheit in China bestellt sei, wurde NOS-Chefredakteur Marcel Gelauff von der Zeitung „Algemeen Dagblad“ zitiert.

Im Vorfeld der Spiele sorgte auch der deutsche Biathlet Erik Lesser für Aufsehen, weil er öffentlich das IOC und deren Präsident Thomas Bach kritisierte. Die Umstände in der chinesischen Metropole sind außerdem für Wintersportler nicht optimal. Pisten und Loipen sind künstlich beschneit, wer positiv auf das Coronavirus getestet wird, dem offenbaren sich schräge Bilder, wie ein Schweizer zeigt.

Im 2021-Ranking der Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ rangiert China an 177. Stelle von 180 Nationen. „Wir heißen die internationalen Medien für die Berichterstattung über die Olympischen Spiele willkommen. Wir schützen ihre Rechte und kommen ihnen so weit wie möglich entgegen“, beteuerte Yan Jiarong, Sprecherin des Organisationskomitees, am Samstag. Am selben Tag findet auch die Biathlon-Mixed-Staffel statt. (ank mit dpa) *Merkur.de und tz.de berichten ausführlich über die Olympischen Spiele (hier im Zeitplan vom 4. bis 20. Februar)

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