Clinton-Eskapaden als Musical auf der Bühne

New York - Als Frau von Bill Clinton musste Hillary schon einiges wegstecken. Die zahlreichen Eskapaden während dessen Präsidentschaft holen sie jetzt wieder ein - als Satire-Musical auf der Bühne.
Hillary Clinton hat gerade erst ihre neue Autobiographie herausgebracht. Kritiker verrissen das Buch "Hard Choices" (deutscher Titel: "Entscheidungen") als langatmigen Rückblick auf ihre Zeit als US-Außenministerin unter Präsident Barack Obama. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Nun muss die Politikerin auch noch ein Musical erdulden, das ein wenig glorreiches Kapitel aus ihrem Leben vertont: Die amourösen Eskapaden ihres Ehemanns Bill während dessen Präsidentschaft in den 90er Jahren.
Die turbulenten acht Jahre der Clintons im Weißen Haus werden in eine zweistündige musikalische Satire verpackt, die am 18. Juli in New York US-Premiere feiert. Der frühere Präsident kommt dort gleich mit zwei Rollen vor: "Sonntagmorgen-Bill" ist ein politischer Idealist, der von einer allgemeinen Krankenversicherung und einer Reform der Sozialsysteme träumt. "Samstagnacht-Bill" dagegen ist der notorische Schürzenjäger, der wahllos Frauen angräbt und eine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky eingeht.
Hillary Clinton wird in dem Stück als Frau gezeigt, die durch das Fremdgehen ihres Mannes am Boden zerstört ist. Dennoch stärkt sie ihm den Rücken, als die Republikaner um den damaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einleiten. Die Geschichte von "Clinton: das Musical" liegt also nicht zu weit von der Wirklichkeit entfernt.
"Bill Clinton hatte einige Schwächen"
Das Stück wurde bereits in London und im schottischen Edinburgh aufgeführt. Geschrieben hat es der 26-jährige australische Komponist Paul Hodge. "Ich denke, Bill Clinton hatte enorme Stärken, aber auch einige Schwächen", sagt Hodge. "Ich glaube aber, genau das hat ihn bei den Leuten so beliebt gemacht." Die Clintons sind für ihn perfekte Hauptfiguren. "Jedes Musical braucht eine Liebesgeschichte", sagt der Komponist, und diese gebe es in seinem Stück gleich mehrfach.
Der in London lebende Hodge hat viele der 21 Lieder des Musicals überarbeitet, um sie an den Humor in den Vereinigten Staaten anzupassen. "Das Ganze ist eine unglaublich lustige, aber auch liebenswürdige Parodie", sagt Karl Kenzler, der den idealistischen und sensiblen "Sonntagmorgen-Bill" spielt. Das Stück sei ein "wunderbar nuanciertes Porträt" von Bill Clinton und zeichne ein "ziemlich komplexes" Bild von Hillary.
Die Rolle der damaligen First Lady übernimmt die Schauspielerin Alet Taylor. Sie sagt, es wäre "wunderbar", Hillary Clinton einmal persönlich kennen zu lernen. Die Clintons leben in New York, Hillary war Senatorin für den Bundesstaat. Was also, wenn das Powerpaar zur Premiere käme? "Oh Gott, ich wäre erschrocken", sagt Duke Lafoon, der den Party-Bill spielt. "Ich würde hoffen, dass sie einfach nur mit den Augen rollen und es nicht zu ernst nehmen."
Clintons werden die Aufführung meiden
Allerdings dürften die Clintons die Aufführung meiden. Schließlich gilt Hillary als mögliche Kandidatin der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2016 und müsste daher wenig Interesse haben, die Skandalgeschichten aus den 90er Jahren wieder aufzuwärmen.
Bühnen-Hillary Alet Taylor ist ein großer Fan des Originals. Sie hofft, dass die 66-Jährige nach ihrer Vorwahl-Niederlage 2008 gegen Obama einen zweiten Anlauf auf das Weiße Haus wagt. Die Demokraten-Politikerin sei eine "unglaublich kluge Frau" und würde als Präsidentin einen besseren Job machen als damals ihr Mann, findet sie.
AFP