Bestimmt... Sie lesen „Kleider geil“ und fragen sich dann: „Was macht eigentlich Deichkind…?“
Äh, okay. Anders gefragt: Wie steht Ihr dazu, dass Ihr damit wohl einen Hype erzeugt habt und praktisch „Kreativität“ ungeahnten Ausmaßes fördert?
Ach, das ist mir egal. Ich lebe im Moment... Und „Leider geil“ ist vom letzten Album. Der Song hat sich verselbstständigt und allein auf die Socken gemacht. Bitte schön, nehmt ihn als Geschenk! Xerxes ist gütig. Dieser Slogan sei euer auf ewig. Das Einzige, das ihr dafür tun müsst, ist niederknien.
Okay, letzte Frage zu „geil“. Gibt es irgendetwas an Eurer Karriere, das gerade nicht so geil ist?
Promo, Promo und wieder Promo. Bei den Konzerten bekommst du die Energie der Leute als Geschenk mit. Nach einem Promotion-Tag fühlst du dich wie ein leergesaugter Ayran-Becher.
Ein Zitat, das mal bei Euch gefallen ist, war: „Wir könnten auch klein – wollen wir aber nicht!“. Mal abgesehen davon, dass es auf Eurem neuen Album einen Song namens „Denken Sie groß“ gibt: Was bedeutet das Zitat für die Arbeit an Eurer Musik sowie an Euren Shows?
Zum einen machen wir uns klar, dass Zweifeln einfach dazu gehört. Zweifeln bringt Veränderung. Zweifeln lässt dich deinen Traum leben. Wenn der Traum stehen bleibt, verhungert er nach kürzester Zeit. Wenn du den Zweifel nicht als Bremse siehst, sondern als Tool, wird das Universum antworten. Versprochen…
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Es gab Zeiten, da hat sich kaum einer für Euch interessiert. Und dann gab es wieder die Zeiten, in denen der Hype um Euch groß war und ist. Inwiefern ist künstlerischer Druck ein Thema bei Euch als Band bzw. bei einzelnen Mitgliedern?
Druck? Wer hat Druck? Ich? Wo ist ich? Okay, mal im ernst. Diamanten entstehen unter Druck. Wenn ich also keinen Druck hätte, würde ich jeden Tag chillen. Ich würde jeden Tag einfach nur sein, ohne den Drang, etwas tun zu müssen - und das über Monate. Darin bin ich Meister…
Je nachdem, welches Interview man gerade liest, befindet Ihr Euch zwischen Wirtschaft und kreativem Chaos. Wie kommt denn die künstlerische Ausrichtung zwischen Feuilleton und „Vollproletentum“ zustande? Gibt es da Fraktionen innerhalb der Band?
Klar gibt es die. Wir sind ja alle unterschiedlich. Aber ich habe es satt, immer totanalysiert zu werden. Ich hab‘ ‘ne Saufband! Basta!
Und die Texte? Brüllt jemand plötzlich „Bullen, Bonzen, Banken – alle müssen tanken!“ und der Nächste antwortet mit einer ironischen Brechung? Wie kommt ihr von so einer Zeile aus weiter?
Ja, genau so ist es! Einer brüllt es raus und grinst dann dumm aus der Wäsche und wartet auf Resonanz. Die anderen nicken dann zustimmend und applaudieren auch manchmal.
Ich denke, wenn Euch zigtausend Leute vor der Bühne zujubeln und mitfeiern, ist der Rausch nicht mehr fern. Wann gehört der Rausch als Konzept für Euch on stage und off stage dazu? Und wann eher nicht?
Ich trinke auf Tour alle zwei Tage Bier und dann halte mich dann wieder einen Tag clean. Sonst ist mir das echt zu anstrengend. Wir haben früher sehr viel mit Alkohol experimentiert und die Leistungsfähigkeit des Körpers unter Alk-Einfluss erforscht... Und wir haben da alle unterschiedliche Erfahrungen gemacht... Chemie war nie unser Ding. Wir waren immer „true to weed ‘n‘ beer“ – eben das Dream Team.