Kassierer statt Xavier: Diese Punk-Band will zum ESC 2016

München - Für die Entscheidung der ARD, Xavier Naidoo beim ESC 2016 antreten zu lassen, hagelt es Proteste. Eine Bochumer Spaß-Punk-Band findet: Wir sollten Deutschland in Schweden repräsentieren. Wie sie das erreichen will.
Unglaublich: Mehr als 13.000 Stimmen hat eine Online-Petition innerhalb eines Tages gesammelt, die erreichen will, dass Xavier Naidoo nicht am nächsten Eurovision Song Contest teilnimmt. Eine zweite mit dem gleichen Ziel kommt auf mehr als 9600. 24 Stunden nach der überraschenden Entscheidung der ARD, das bisherige Prozedere zu kippen und das TV-Publikum nur über den Song abstimmen zu lassen, mit dem Deutschland am 14. Mai 2016 in Stockholm beim ESC punkten will, schlagen die Wellen nach wie vor hoch. Aufgrund einer Vielzahl umstrittener Äußerungen halten den Mannheimer Soul-Sänger viele ESC-Fans, aber auch Politiker und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) für ungeeignet, Deutschland beim größten Musikwettbewerbs der Welt zu repräsentieren.
So denken auch die Fans der Bochumer Band "Die Kassierer". Doch sie protestieren nicht nur gegen den beliebten und mit Auszeichnungen überhäuften Sohn Mannheims, sie handeln - ebenfalls mit einer Online-Petition. Mit der wollen sie erreichen, dass die Spaß-Punker mit Frontmann Wolfgang "Wölfi" Wendland beim ESC antreten. Der dürfte mit seiner eindrucksvollen Wampe, die er auf Konzerten nur zu gerne in strahlender Nacktheit präsentiert, und der obligatorischen Flasche Bier in der Hand, als Gegenentwurf zu Naidoo durchgehen.
"Die Kassierer erfreuen seit vielen Jahren die Menschen mit ihrer Musik", heißt es in der Begründung der Internet-Kampagne. "Und im Gegensatz zu einem anderen Musikerm den die ARD zum ESC schicken will, glauben sie weder daran, das Deutschland eine GmbH ist noch dass das Land besetzt ist. Wer nicht mit einer Tüte auf dem Kopf herumlaufen möchte, weil Xavier Naidoo beim ESC auftritt, sollte diese Petition unterschreiben."
Die Petition wird auf der Facebook-Seite der Band fleißig geteilt und geliket. Über 3100 Unterschriften sind bereits zusammen. "Endlich mal ein sinnvoller Vorschlag", kommentiert einer der über 43.000 Online-Anhänger. Auch eine Facebook-Gruppe mit dem gleichen Ziel existiert schon. Mehr als 1100 Mitglieder umfasst die Gemeinschaft "Kassierer statt Xavier" mittlerweile (Stand jeweils Freitag, 12.30 Uhr), und stündlich werden es mehr.
"Die Kassierer" versprechen Platz in den Top Ten des ESC
Bei der punkigen Spaßtruppe stößt der Aufruf auf mehr als offene Ohren. "In der Branche gibt es ein eindeutiges Signal: „Wendland übernehmen Sie“, heißt es in einer Erklärung von "Kassierer"-Sänger Wendland, die der Blog "Ruhrbarone" veröffentlicht hat. "Und deshalb werden die Kassierer alles dafür tun, um Deutschland beim European Song Contest 2016 in Stockholm zu vertreten."
Selbstbewusst verkündet er: "Nach den Pleiten der vergangenen Jahre sind wir uns sicher, auch auf eine Internationalen Bühne punkten zu können." Seine Begründung klingt überzeugend: "Wir haben eine ausgefeilte Bühnenshow und beherrschen perfekt die unterschiedlichsten Musikstile."
Wendland lehnt sich weit aus dem Fenster, wenn er verspricht, mit der Band "unter die ersten zehn zu kommen." Eine Breitseite gegen Naidoo darf in der Erklärung nicht fehlen: "Wir sind uns sicher, den Schlagersänger Xavier Naidoo schlagen zu können, der für das Deutsche Reich antreten wird und sich mit Österreich ein spannendes Rennen um den letzten Platz liefern wird." Den Fehde-Handschuh wirft Wendland, der bei der Bundestagswahl 2005 war er für die „AnarchistischePogo-Partei Deutschlands“ (APPD) angetreten war und im September für das Amt des Bochumer Oberbürgermeisters kandidiert hatte, mit den Worten: "Wir treten gegen Xavier Naidoo an."
Zur Auswahl stünden "mehrere Stücke mit ausgesprochenen Smashhit-Qualitäten, darunter ein flottes Diskostück, zu dem wir als mongolische Reiter verkleidet auftreten werden." Wer da an die legendäre Gruppe "Dschinghis Khan" denkt, liegt sicher nicht ganz verkehrt. Das farbenprächtige Sextett konnte beim Eurovision Song Contest von 1979 in Jerusalem immerhin den äußerst respektablen vierten Platz belegen.
"Wir haben der ARD nun ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen kann", schließt Wendland, "und bereiten uns nun darauf vor, unsere Dankesrede nach dem ESC-Gewinn auf Schwedisch halten zu können."
Ob es sich die ARD jetzt vielleicht doch noch einmal anders überlegt? Warten wir's ab.
hn