Manche Fachleute bezeichnen Ihren Stil als Neo-Folk – wie würden Sie selbst ihn beschreiben?
Steinmetz: Neo-Folk trifft auf viele Songs zu, aber wenn man sich unser Album mal anhört, wird man feststellen, dass das schon noch mehr ist als Neo-Folk. Wir kommen ja auch aus ganz verschiedenen Ecken, musikalisch. Yvonne und Natalie haben klassische Musik studiert, Yvonne hat aber auch Chansons gemacht, und Natalie Jazz, meine Mama kommt von der Oper her, mein leiblicher Vater von der Rockmusik, und dann spielt natürlich noch meine Herkunft eine Rolle. Ich bin in der orthodoxen Kirche groß geworden mit ihrem melancholischen Chorgesang, kenne aber auch die Stimmung auf Hochzeiten, bei denen drei Tage lang auf den Tischen getanzt wird.
Grünwald: Deswegen haben wir das Album auch „Gallery“ genannt, weil die Stücke darauf wie Bilder sind – jedes bringt eine andere Emotion rüber.
Inwieweit sind Ihre Songs Teamwork?
Alle: Alles ist Teamwork!
Plöger: Aber Ela liefert die Ideen, deswegen haben wir die Band ja auch Elaiza genannt. Sie schreibt die Texte, die Melodien und die Grundharmonien – und wir machen dann gemeinsam den Song komplett.
Grünwald: Jede hat Ideen für die Arrangements, dann hört man sich das an und entscheidet, ob es passt oder nicht.
Plöger: Das ist immer ein längerer Prozess.
Was haben Ihnen die Musiker von Unheilig nach dem gewonnenen Vorentscheid mit auf den Weg gegeben?
Steinmetz: Dass wir so bleiben sollen, wie wir sind. Der Graf war von Anfang an sehr nett zu uns, er hat uns sehr motiviert. Ein Feedback von so einem Star zu kriegen, war voll schön.
Sie sind schon als Kinder Fans des ESC gewesen?
Steinmetz: Ja, ich habe das mit meinen Eltern immer angeschaut, seit ich so ungefähr zehn Jahre alt war. Wenn man seine Wurzeln in drei Ländern hat, ist das ultrainteressant, wer da jeweils für welches Land antritt. Als Ruslana für die Ukraine gewonnen hat, war ich total stolz – und als Lena für Deutschland gewonnen hat, natürlich auch.
Plöger: Ich habe den ESC nicht so intensiv gesehen wie Ela, das muss ich zugeben, aber ich hab’s schon auch verfolgt. Ich fand aber den Gedanken immer total schön, dass da Interpreten aus so vielen Länder zusammenkommen und man als Zuschauer mitkriegt, was in anderen Ländern läuft musikalisch. Man weiß ja, was in den USA und in Großbritannien angesagt ist, aber was man in Griechenland oder in Schweden hört, kriegt man in der Regel nicht mit.
Ihr Lieblingssiegersong in der Geschichte des ESC?
Steinmetz: Das ist bei mir wie schon gesagt Ruslana mit „Wild Dances“.
Grünwald: Für mich „Fly On The Wings Of Love“ von den Olsen Brothers. (Singt spontan die ersten Takte.)
Plöger: Ich fand und finde „Waterloo“ gut von Abba. Ich bin sowieso ein Abba-Fan.
Ihre Teilnahme findet nicht nur Lob in den sozialen Netzwerken oder in den Kommentaren bei Youtube. Viele meinen zwar, das sei der optimale Song, andere aber schreiben...
Plöger: ...dass das Lied voll der Scheiß ist. Ja, ja!
Grünwald: Ein Freund von mir hat letztens, noch vor dem Vorentscheid gesagt: „Auf diese Kommentare musst Du gar nichts geben, allein schon, dass Ihr gegen Unheilig antretet, bringt deren Fans gegen Euch auf.“
Steinmetz: Als Künstler wird man immer bewertet, die Geschmäcker sind eben verschieden, gerade bei der Musik. Der eine findet das gut, der andere das, das ist okay. Wie öde wäre die Musikszene, wenn alle das Gleiche gut fänden.
Plöger: Klar sind die Kommentare manchmal sehr unsachlich, aber damit muss man leben. Jeder darf seine Meinung frei äußern.
Das macht Ihnen also nichts aus?
Grünwald: Nein. Ich ärgere mich nur, wenn Leute behaupten, es hätte schon vorher festgestanden, dass wir den Vorentscheid gewinnen. Da frage ich mich echt, wie man auf so etwas kommt.
Ihre persönliche Prognose für das Finale?
Steinmetz: Dazu sagen wir nichts. Wir wissen nicht, was kommt, wir wissen nur, dass wir richtig Bock drauf haben. Es ist so cool, dass wir in Kopenhagen sein und für Deutschland antreten dürfen, weil die Zuschauer für uns angerufen haben. Ein krasseres Feedback gibt es nicht.
Plöger: Hauptsache, wir sind dabei...
Grünwald: ...und werden nicht Letzte
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann